Geschlecht. Macht. Staat. Normative Rahmung und soziale Praxis von Geschlechterzuschreibungen in der Politik seit 1500

Geschlecht. Macht. Staat. Normative Rahmung und soziale Praxis von Geschlechterzuschreibungen in der Politik seit 1500

Veranstalter
Prof. Dr. Sabine Mecking / Prof. Dr. Inken Schmidt-Voges, FB Geschichte und Kulturwissenschaften, Philipps-Universität Marburg
Veranstaltungsort
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.11.2019 - 15.11.2019
Von
Mecking, Sabine

Gesellschaftliche und politische Ordnungs- und Machtvorstellungen sind in der Neuzeit eng mit geschlechtsbezogenen Rollen- und Aufgabenzuschreibungen und hierarchisierenden Geschlechterdeutungen verflochten. Die wechselseitige Beeinflussung von normativer Rahmung und sozialer und politischer Praxis hat widersprüchliche Dynamiken entwickelt: Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein besetzten Frauen im Kontext der ständischen Organisation der Gesellschaften Europas durchaus akzeptierte und zugewiesene Bereiche politischer Macht und übten sie als Monarchin, Gesandte, Diplomatin oder Mätresse, Hausfrau und Gemeindemitglied aus. Gleichzeitig prägte mit der „querelle des femmes“ seit dem 15. Jahrhundert ein die Hierarchisierung der Geschlechterverhältnisse zuspitzendes Regime die Herrschaftsdiskurse einer sich patriarchal redefinierenden Gesellschaftsordnung.
Im 20. Jahrhundert hingegen erkämpften sich Frauen politische Partizipation durch die Verankerung des aktiven und passiven Wahlrechts in der Verfassung, blieben allerdings auf kommunaler wie staatlicher Ebene lange stark unterrepräsentiert und traten hier nicht als politisches Subjekt in Erscheinung. Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts erhöhte sich ihr Anteil in den parlamentarischen Vertretungen sowie politische Führungs- und Regierungsämter in der Bundesrepublik spürbar.
Hier spielten geschlechtsbezogene Zuschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit und damit verbundenen Vorstellungen von „Eignung“ für die politische Arbeit eine ebenso wichtige Rolle wie Vorstellungen von geschlechterbezogener Arbeitsteilung. Während Männer zentrale Positionen in Politik und Staat wahrnahmen, standen ihnen Frauen als Ehefrau, Beraterin oder Sekretärin zur Seite. Diese sozial-kulturell bedingten Rollenzuweisungen hielten sich hartnäckig auch in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik und wichen erst mit den gesamtgesellschaftlichen Auf- und Umbrüchen in der dritten Nachkriegsdekade auf.
Im Zentrum unseres Forschungsateliers steht also die Offenlegung und Analyse geschlechtlich determinierter Macht- und Regierungspraktiken im Spannungsfeld von normativer Rahmung und sozialer Praxis vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Es gilt dabei, die wechselseitige Verflechtung und unterschiedlichen Dynamiken von sich verändernden Geschlechterzuschreibungen, Herrschaftsdiskursen, rechtlichen Rahmungen und sozialer Praxis näher zu untersuchen und systematisch zueinander in Beziehung zu setzen. Dies kann sowohl in der Frage danach untersucht werden, welche gesellschaftlich-kulturell bedingten Geschlechterzuschreibungen politische Handlungsspielräume für Männer und Frauen öffneten bzw. schlossen, als auch der Frage nach Phasen besonderer transformatorischer Dynamik, etwa der Französischen Revolution, kolonialer Erfahrungen, der Zeit der Weltkriege oder der sozialen Bewegungen seit den 1960er-Jahren.

Programm

Forschungsatelier „Geschlecht. Macht. Staat. - Normative Rahmung und soziale Praxis von Geschlechterzuschreibungen in der Politik seit 1500“

Donnerstag, den 14.11.2019

18.00-20.00 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag
(Ort: Herder-Institut, Gisonenweg 5-7, Marburg)

Familienkonzepte in Deutschland und den USA (Isabel Heinemann)

Freitag, den 15.11.2019

9.00-16.00 Uhr: Forschungsatelier
(Ort: Landgrafenschloss, Marburg)

9.00h: Begrüßung und Einführung (Sabine Mecking / Inken Schmidt-Voges)

9.10-10.40 Uhr: Impulsreferate I

Antifeminismus (Annette Henninger)

Familienplanung im 19. und 20. Jahrhundert (Heidi Hein-Kircher)

Haus und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit (Inken Schmidt-Voges)

10.40-11.00 Uhr: Kaffeepause

11.00-12.30 Uhr: Impulsreferate II

Geschlechterhierarchie und liberale Demokratie (Dorothee Beck)

Die Einführung des Frauenwahlrechts in Hessen (Lutz Vogel)

Maria Stuart in der Literatur der Frühen Neuzeit (Lea Reiff / Hania Siebenpfeiffer)

12.30-13.00 Uhr: Fragen und Themen der Gruppenarbeit (Martin Göllnitz / Andrea Wiegeshoff)

13.00-14.00 Uhr: Mittagspause

14.00-15.30 Uhr: Gruppenarbeit und Präsentation

15.30-15.50 Uhr: Schlusskommentar (Veronika Duma)

16.00 Uhr: Verabschiedung

Kontakt

Prof. Dr. Sabine Mecking
Philipps-Universität Marburg
FB Geschichte und Kulturwissenschaften
Wilhelm-Röpke-Str. 6 C
35032 Marburg
sabine.mecking@uni-marburg.de

https://www.uni-marburg.de/de/fb06/hessische-landesgeschichte