Die zentralen deutschen Behörden nach dem Nationalsozialismus. (Dis-)kontinuitäten im Denken und Handeln

Die zentralen deutschen Behörden nach dem Nationalsozialismus. (Dis-)kontinuitäten im Denken und Handeln

Veranstalter
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde
Veranstaltungsort
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Mohlstraße 18, 72074 Tübingen
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.11.2019 - 30.11.2019
Von
Jan Ruhkopf

Seit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes durch eine Unabhängige Historikerkommission im Jahr 2005 hat sich die Erforschung zentraler deutscher Behörden während des Dritten Reiches und nach der Gründung beider deutschen Staaten zu einem eigenen Forschungsbereich entwickelt. Innerhalb dieser Behördenforschung sind bis in die jüngste Zeit wichtige Studien entstanden, gleichzeitig ist aber auch auf zahlreiche weitere „weiße Flecken“ hingewiesen worden. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) hat die fachwissenschaftliche Empfehlung, weitere Studien durchzuführen, in einer erneuten Förderung von insgesamt zehn Forschungsprojekten umgesetzt, die sowohl die nationalsozialistische Vergangenheit deutscher Behörden als auch deren Nachgeschichte untersuchen.

Geleitet von Dr. habil. Mathias Beer, führt eine Tübinger Forschungskooperation auf Grundlage dieser Förderung das Forschungsvorhaben „Ein Sonderministerium im klassischen Gewand. NS-Geschichte, Netzwerke und Diskurse des Bundesministeriums für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte“ am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen (IdGL) durch. Nach zwei Veranstaltungen im Rahmen dieses Forschungsprojekts im Jahr 2018 findet nun ein dritter Workshop statt, der sich den (Dis-)Kontinuitäten im Denken und Handeln zentraler deutscher Behörden nach dem Nationalsozialismus widmet.

Im Zentrum der Veranstaltung stehen die gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen und intellektuellen Kontinuitäten, die den Erfahrungshorizont der Behördenmitarbeiter bestimmten und ihre politische Arbeitspraxis in den Verwaltungen nach 1945 prägten: Wie weit lassen sich diese Kontinuitäten zurückverfolgen? Welchen Einfluss hatten sie auf das politische Handeln und wie weit reichte dieser? Wie waren diese Ordnungsvorstellungen mit personellen, organisatorischen und institutionellen Bedingungen verknüpft?

Gleichermaßen fokussiert der Workshop das Verwaltungshandeln und fragt nach möglichen Kontinuitäten von Praktiken: Setzten sich diese in der politischen Arbeit nach Innen und Außen fort und prägten so den „Stil“ der Behörden in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich? Wurde hiervon die Kommunikation mit Politik, Öffentlichkeit und anderen Verwaltungen beeinflusst? Und schließlich: Etablierten sich spezifische Muster im Umgang mit Themen? Hierbei gilt es auch zu erörtern, wie sich NS-Kontinuitäten in ministerialen Überlieferungen überhaupt empirisch fassen lassen.

Ziel des Workshops ist es, die benannten Forschungsfragen in vergleichender Perspektive mittels Referaten und Kommentaren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie intensiven Diskussionen auf breiter Basis zu erörtern und neue und differenzierte Forschungsimpulse zu erhalten.

Aufgrund der begrenzten Platzzahl bitten wir um eine verbindliche Anmeldung an:

Jan Ruhkopf, M.A.
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde
Mohlstr. 18
72074 Tübingen
07071/9992-520
Jan.ruhkopf@idgl.bwl.de
http://www.geschichte-vertriebenenministerium.de

Programm

(gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien):

Fr., 29.11.

09:30–09:45
Begrüßung
Mathias Beer/Reinhard Johler (Tübingen)

09:45–10:00
Einführung: Anlass, Ziele, Erwartungen
Jan Ruhkopf (Tübingen)

Sektion 1: Erfahrungshorizonte und intellektuelle Kontinuitäten
Moderation: Jan Ruhkopf (Tübingen)

10:00–11:00
„Alles noch schlimmer als ohnehin gedacht“? Neue Wege für die Behördenforschung
Annette Weinke (Jena)

Kommentar: Johannes Großmann (Tübingen)

11:00–12:00
Die Formierungsphase der Justizbehörden in den Ländern nach 1945 im deutsch-deutschen Vergleich
Verena von Wiczlinski (Mainz)

Kommentar: Ewald Frie (Tübingen)

12:00–13:30
Mittagsimbiss

13:30–14:30
Das Bundeskanzleramt und die Demokratie. Erfahrungsreservoirs, Grundvorstellungen und Politikstile führender Akteure
Nadine Freund (München)

Kommentar: Maren Röger (Augsburg)

14:30–15:15
Pause

15:15–16:15
Die Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamtes in den 1950er-Jahren. Polizeilicher Staatsschutz unter nationalsozialistischen Vorzeichen?
Imanuel Baumann (Tübingen/Halle)

Kommentar: Kathrin Hammerstein (Heidelberg)

18:00
Gemeinsames Abendessen

Sa., 30.11.2019

Sektion 2: Verwaltungspraxis und Kontinuitäten in der politischen Arbeit
Moderation: Mathias Beer (Tübingen)

09:00–10:00
Ordnung als Aufgabe. Konzeptionen politischen (Verwaltungs-)Handelns im Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte
Jan Ruhkopf (Tübingen)

Kommentar: Michael Schwartz (Berlin)

10:00–11:00
Von der Demokratur hin zur Desillusionierung. Entwicklungen der politischen PR nach 1945
Eszter Kiss (Potsdam)

Kommentar: Jonathan Spanos (München)

11:00–11:30
Pause

11:30–12:30
(K)ein neues Amt für Heimatdienst. Personal und Praktiken einer neuen Behörde am Beispiel der Bundeszentrale für Heimatdienst (1952–1960)
Max Kriszun (Jena)

Kommentar: K. Erik Franzen (München)

12:30-13:30
Abschlussdiskussion und Ausblick
Mathias Beer (Tübingen)

ab 13:30
Mittagsimbiss und Ende des Workshops

Kontakt

Jan Ruhkopf, M.A.
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde
Mohlstr. 18
72074 Tübingen
07071/9992-520
Jan.ruhkopf@idgl.bwl.de

http://www.geschichte-vertriebenenministerium.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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