Das Frontend als 'Flaschenhals'? Mediävistische Ressourcen im World Wide Web und ihre Nutzungspotentiale für eine Digitale Prosopographie

Das Frontend als 'Flaschenhals'? Mediävistische Ressourcen im World Wide Web und ihre Nutzungspotentiale für eine Digitale Prosopographie

Veranstalter
Clemens Beck, M.A., FSU Jena, Historisches Institut; PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest, FSU Jena, Historisches Institut; Dr. Christian Knüpfer, FSU Jena, Institut für Informatik; Dr. Christian Oertel, Universität Erfurt, Historisches Seminar
Veranstaltungsort
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.02.2020 - 21.02.2020
Deadline
31.01.2020
Von
Christian Oertel, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)

Die Digitalisierung stellt die heutigen Geisteswissenschaften in vielfältiger Hinsicht vor neuartige Herausforderungen. Als Medienwandel eröffnet sie völlig neue Möglichkeiten, das Wissen über Menschen, menschliche Gesellschaften und ihre Kultur effektiv und allgemein verfügbar zu machen und den wissenschaftlichen Austausch zu intensivieren. Als Methodenwandel ändert sie die Praxis wissenschaftlichen Arbeitens selbst, indem sie den Methodenkanon der Geisteswissenschaften um eine informatisch-mathematische Komponente erweitert, was große Innovationspotentiale verheißt. Dieser Transformationsprozess erfordert aktive Anpassungs- und Lernprozesse der Forscher, Bereitschaft zu interdisziplinär-kooperativem Arbeiten und nicht zuletzt eine aufmerksame Rezeption, Diskussion und Steuerung der sich vollziehenden Veränderungen in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen.

Damit verbunden ist die Notwendigkeit, Diskussionsforen zu schaffen, in denen die mit der digitalen Transformation verbundenen Fragen diskutiert werden. Als ein solches Angebot versteht sich die geplante Tagung: Sie soll „Anbieter“ und „Nutzer“ fachspezifischer digitaler Ressourcen zusammenbringen, damit diese ihre Angebote und Bedürfnisse optimal aufeinander abstimmen und gemeinsam über innovative Weiterentwicklungen bestehender Ressourcen und Workflows nachdenken können.

In der ersten Sektion sollen Online-Quellenrepositorien, die eine Grundlage für eine mediävistische Digitale Prosopographie darstellen, vorgestellt werden. Neben einer Vorstellung ihrer Inhalte ist insbesondere die Frage nach Schnittstellen und Exportmöglichkeiten der Daten zu stellen sowie nach Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Nutzern, etwa hinsichtlich des Nutzungsverhaltens und der Möglichkeit des Feedbacks.

Die zweite Sektion nimmt sich der Nutzerperspektive an, indem laufende mediävistisch-prosopographische Forschungsprojekte vorgestellt werden, welche in größerem Umfang auf digital verfügbarem Material aufbauen. Der Fokus richtet sich auf die Darstellung des eigenen Forschungsinteresses, des Workflows mit seinen analogen wie digitalen Komponenten sowie der praktischen Erfahrungen im Umgang mit den genannten (und anderen) digitalen Ressourcen.

Die dritte Sektion thematisiert die Weiterentwicklung der Online-Repositorien bzw. die Vertiefung ihrer Kooperation sowie das sich ändernde Verhältnis zwischen Anbietern und Nutzern digitaler Angebote. So sollen etwa am Beispiel mediävistischer Wikipedia-Angebote die Potentiale der Citizen Science diskutiert und der kollaborative Arbeitsprozess von Institutionen, Experten und interessierten Laien analysiert werden.

Geplant ist weiterhin eine Round-Table-Diskussion, die sich mit wissenschaftssoziologischen, -politischen und -kulturellen Aspekten des digitalen Transformationsprozesses in der Geschichtswissenschaft befassen soll; ein Abendvortrag über Erkenntnispotentiale digital gestützter mediävistischer Forschung (am Beispiel der Historischen Netzwerkanalyse) rundet die Tagung ab.

Programm

Dienstag, 18.02.2020: Anreise

Mittwoch, 19.02.2020:

9.30 Uhr Begrüßung

Sektion 1: Heuristik und Kritik im digitalen Zeitalter. Digitale Quelleneditionen und ihre Nutzung in der aktuellen mediävistischen Forschung

Moderation: PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest (Jena), Prof. Dr. Sabine Schmolinsky (Erfurt)

9.50 – 10.30 Uhr Prof. Dr. Georg Vogeler (Graz): „Das Urkundenportal Monasterium.net“

10.30 – 11.10 Uhr Dr. Magdalena Weileder (München): „Forschungen auf der Basis von Monasterium.net“

11.10 – 11.40 Uhr Kaffeepause

11.40 – 12.20 Uhr Dr. Andreas Kuczera (Gießen / Mainz): „Die Regesta Imperii online“

12.20 – 13.00 Uhr Clemens Beck, M.A. (Jena / München): „Netzwerkanalysen zur Reichsgeschichte des 12. Jahrhunderts und die RI Online“

13.00 – 14.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen

14.30 – 15.10 Uhr Dr. Robert Novotný (Prag): „Die 'Czech medieval sources online' und ihr geplanter Relaunch“

15.10 – 15.50 Uhr Dr. Christian Oertel (Erfurt): „Der Hof König Wenzels IV. Anforderungen an eine Datenbanksoftware für prosopographische Forschungen“

15.50 – 16.30 Uhr Gus Riva (Heidelberg): "Netzwerkanalyse auf der Basis des Handschriftencensus"

16.30 – 17.00 Uhr Kaffeepause

Sektion 2: Nutzungspotentiale mediävistischer Online-Ressourcen für eine ´Digitale Prosopographie´ gelehrter Eliten des Spätmittelalters

Moderation: Prof. Dr. Uwe Schirmer (Jena), Prof. Dr. Georg Strack (Marburg)

17.00 – 17.40 Uhr Dr. Jörg Voigt (Rom): „Das Repertorium Germanicum online”

17.40 – 18.20 Uhr Alexander Maul (Marburg): „Päpstliche Dispenspraxis im Spiegel von RPG und RG online“

19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen

Donnerstag, 20.02.2020:

9.30 – 10.10 Uhr Bärbel Kröger, M.A. (Göttingen): „Die Germania Sacra Online“

10.10 – 10.50 Uhr Barbara K. Fischer (DNB, Leipzig): „´quaere et invenies´ Über die Chancen der kollaborativen Normdatei GND”

10.50 – 11.20 Uhr Kaffeepause

11.20 – 12.00 Uhr Matthias Reinert, Bernhard Ebneth (NDB, München), „Die Neue Deutsche Biographie online“

12.00 – 13.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen

Sektion 3: Mediävistische Prosopographie zwischen traditioneller Quellenarbeit, Internet-Ressourcen und Citizen Science. Die Vision digital unterstützten Forschens

Moderation: Prof. Dr. Torsten Hiltmann (Münster), Prof. Dr. Georg
Jostkleigrewe (Halle)

13.30 – 14.10 Uhr Prof. Dr. Jan Keupp (Münster): „Mediävistik und Digitalisierung: Perspektiven und Probleme“

14.10 – 14.50 Uhr Prof. Dr. Horst Enzensberger (Bamberg): „Wikipedia als Quelle für die mediävistische Forschung“

14.50 – 15.30 Uhr Dipl. Inf. Rene Smolarski, M.A. (Erfurt): „Citizen Science in den Geschichtswissenschaften”

15.30 – 16.10 Uhr Dr. Thomas Mutschler (ThULB Jena): „Management von und Zugang zu geschichtswissenschaftlichen Forschungsdaten aus Sicht der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek”

16.10 – 16.40 Uhr Kaffeepause

16.40 – 18.00 Uhr Stadtrundgang und Besichtigung der Ausstellung zur Jenaer Universitätsgeschichte

18.00 – 19.30 Uhr Gemeinsames Abendessen

20.00 – 21.30 Uhr Abendvortrag

Dr. Johannes Preiser-Kapeller (Wien): „Jenseits der Flaschenhälse. Digitale Prosopographie und historische Netzwerkforschung von Europa bis Ostasien zwischen Geschichtswissenschaft und Komplexitätstheorie“

Freitag, 21.02.2020:

9.30 – 10.10 Uhr PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest / Dr. Christian Knüpfer (beide Jena) „Techniken und Perspektiven einer (semi-)automatischen Auswertung mediävistischer Online-Ressourcen“

10.10 – 10.50 Uhr Dr. Karoline Döring (München): „Mehrwerte des Digitalen Publizierens“

10.50 – 11.10 Kaffeepause

11.10 – 12.45 Uhr Zusammenfassung der Tagung und Round Table: "Digitalisierung in der Mediävstik – technische, wissenschaftsorganisatorische und erkenntnistheoretische Perspektiven"

12.45 Uhr Gemeinsames Mittagessen

Abreise

Anmeldungen zur Tagung (bis 31.01.2020) an christian.knuepfer@uni-jena.de

Kontakt

Christian Oertel

Universität Erfurt, Historisches Seminar, PF 90 02 21, 99 105 Erfurt

0361-737-4476

christian.oertel@uni-erfurt.de

https://www.uni-erfurt.de/de/geschichte/mittelalterliche-geschichte/team/dr-christian-oertel/
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