ABGESAGT Internalizing external experience. Perspektiven auf kommerzielle Beratung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert

ABGESAGT Internalizing external experience. Perspektiven auf kommerzielle Beratung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert

Veranstalter
Rüdiger Graf (ZZF Potsdam) / Alina Marktanner (MPIfG Köln) / Sebastian Schöttler (HU Berlin)
Veranstaltungsort
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.03.2020 - 27.03.2020
Deadline
16.03.2020
Von
Sebastian Schöttler

Die Tagung wird aufgrund der Corona-Epidemie verschoben, Informationen folgen.
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Nicht erst seit der jüngsten „Berateraffäre“ im Bundesministerium der Verteidigung wird über die „unheimliche Macht der Berater“ diskutiert. Bereits im Zuge der Rationalisierungsbewegung der Zwischenkriegszeit taten sich beratende Ingenieure als Experten für effizientes Wirtschaften hervor. Mit dem Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach 1945 wuchs die Branche weiter und die Unternehmensberatung etablierte sich in der Bundesrepublik als eigenständiger Berufszweig. Spätestens seit den 1980er Jahren wurde die kommerzielle Beratung durch Consultingunternehmen, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Think Tanks ein selbstverständliches Instrument der Organisationsführung. Durch die Bereitstellung von Handlungswissen veränderten Berater/innen das Verhältnis von intern und extern generierter Erfahrung in Organisationen im Laufe des 20. Jahrhunderts grundlegend. Sie wirkten auf die Erwartungsbildung in Unternehmen, Behörden sowie Non-Profit-Organisationen ein und prägten deren Entscheidungsprozesse und Governance-Strukturen.

Während insbesondere die wissenschaftliche (Politik-)Beratung in der deutschen Zeitgeschichte gut erforscht ist, gilt dies weniger für kommerzielle Formen der Beratung. Wie erklärt sich der Aufstieg externer, kommerzieller Expertise seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert? Lässt sich ihre Geschichte tatsächlich als geradliniger Aufstieg erzählen? Welche Prozesse beförderten den Boom der Beraterbranche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und inwieweit förderten Berater/innen selbst eine Digitalisierung, Internationalisierung oder “Ökonomisierung” von Politik und Gesellschaft? Welchen Einfluss nahmen Berater/innen und die von ihnen provozierten Erwartungen auf Entscheidungsprozesse in Unternehmen, Behörden und Stiftungen? Neben der Klärung dieser Fragen soll die die Tagung auch den Austausch über die methodischen Herausforderungen einer Geschichtsschreibung ermöglichen, deren Protagonisten meist auf Diskretion bedacht sind.

Programm

Donnerstag, 26.03.2020

14.00-14.30: Begrüßung und Einführung

14.30-16.00: Ursprünge und Theorie der Beratung im 20. Jahrhundert

Eva Schauerte (Weimar): Ödipus Reloaded: Edward Bernays und die Erfindung der Public Relations-Beratung

Florian Hoof (Lüneburg): Robust–Flexibel–Utopisch. Genealogie und Theorie des Beraterwissens und der Unternehmensberatung

Moderation: Alina Marktanner

16.30-16.15: Kaffeepause

16.15-17.45: Öffentliche Verwaltung und Public Sector Consulting

Nick Schwery (Zürich): An den Grenzen der Staatlichkeit. Computer und Beratung in der schweizerischen Bundesverwaltung, 1960-1976

Alina Marktanner (Köln): Unternehmensberater in der öffentlichen Verwaltung, 1950er bis 1970er Jahre – die Antihelden der Consultingbranche?

Moderation: Sebastian Schöttler

18.00-19.30: Abendvortrag

Matthias Kipping (Toronto): Vom Außenseiter zur Hegemonie? Ein historischer Überblick über das Warum und Wie der Unternehmensberatung

Moderation: Rüdiger Graf

Freitag, 27.03.2020

9.00-10.30: Unternehmen und industrieller Sektor

Marcus Böick (Bochum): "Können Sie mal helfen, Herr Berger?" Unternehmensberatung, Vereinigung und Wirtschaftsumbau nach 1990. Katalysatoren einer neo-liberalen „Ko-Transformation“?

Sebastian Schöttler (Berlin): Metall, McKinsey und Mitbestimmung. Unternehmensberater bei Rheinstahl, 1968-1973

Moderation: Laura Kaiser

10.45-12.15: Marktforschung und Marketingberater

Jan Logemann (Göttingen): „Kreative Forschung“ für Unternehmen? Die Selbstvermarktung neuer Marketingexperten in den 1940er-50er Jahren

Ingo Köhler (Berlin): Dramaturgen des Strukturwandels. Marktforscher als Strategieberater in den 1970er Jahren

Moderation: Stina Barrenscheen

12.15-13.15: Mittagspause

13.15-14.45: Personalberatung und Human Resources

Stina Barrenscheen (Göttingen): Vertrauter Berater. Walter Schleip und die Implementierung einer professionellen Beratungsdienstleistung in den 1950er und 1960er Jahren

Franziska Rehlinghaus (Göttingen): Wissenszirkulation zwischen Bildung, Markt und Staat. Weiterbildungsexperten als Berater in der Geschichte der Bundesrepublik

Moderation: Jan-Henrik Meyer

14:45-15:30: Abschlussdiskussion

Kontakt

Sebastian Schöttler

Institut für Geschichtswissenschaften, HU Berlin, Friedrichstraße 191-193, 10117 Berlin

sebastian.schoettler@hu-berlin.de