Über die Zeitschrift
Global sind in den letzten Jahren in vielen Gesellschaften politische Geländegewinne der illiberalen Rechten zu verzeichnen. Diese Entwicklung konfrontiert die Forschung, aber auch Medien, Politik und Zivilgesellschaft mit neuen Herausforderungen bzgl. der Erklärung und Einordnung der entsprechenden Phänomene – auch hinsichtlich der Verteidigung demokratischer Rechte und Verfahren. Diese Herausforderungen werden auf ganz unterschiedliche Weise sichtbar und sozial bzw. politisch bedeutsam: auf der Ebene der Einstellungen und Vorstellungen, in Gestalt verschiedenster Handlungspraxen und in vielfältiger organisatorischer Form, die neben Parteien auch bewegungsförmige und klandestine Strukturen und Netzwerke umfassen kann. Der Blick auf die Entwicklung allein in Deutschland verweist auf die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit der Erscheinungsformen der populistischen/extremen Rechten bzw. des völkischen Nationalismus. Zudem haben die rassistischen Morde des NSU sowie nachfolgende Akte rechten Terrorismus die Relevanz des Gegenstandes unterstrichen – nicht zuletzt hinsichtlich der Frage, wie staatliche Kontrollinstanzen, demokratische Parteien, zivilgesellschaftliche Akteure und Medien auf extrem rechte und rechtspopulistische Akteure und deren Aktivitäten reagieren. Schließlich sind die transnationalen Bezüge und Verflechtungen sowie der Einfluss von Ereignissen und Entwicklungen auf der Makroebene (internationale Konflikte, Fluchtbewegungen, politische Kultur) wie der Mesoebene (Neuformierung von Gruppen und Bewegungen) nicht zu übersehen.
Seit vielen Jahren gibt es in der Bundesrepublik Deutschland qualifizierte theoretische, empirische und anwendungsbezogene Forschung zu diesen skizzierten Entwicklungen. Doch fehlte bisher eine regelmäßig erscheinende, spezialisierte wissenschaftliche Publikation, die eine hohe Analyse- und Prognosekompetenz bietet und zum zentralen Bezugspunkt der Fachdebatte wird, indem sie innovativen Arbeiten ein Forum bietet, auf qualitativ hohem Niveau Kontinuität herstellt und eine systematische bzw. systematisierende Übersicht schafft. Die Innovationsfähigkeit der populistischen/extremen Rechten und ihre gesteigerten Möglichkeiten, eine große Bandbreite gesellschaftlicher Themen aufzugreifen und zuzuspitzen, qualifiziert sie, als eigenständiges Forschungsfeld betrachtet zu werden – nicht zuletzt mit Blick auf Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Ziel der neuen Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung ist es, der wissenschaftlichen Forschung zur illiberalen, populistischen bzw. extremen Rechten ein Forum zu geben, um somit das strukturelle Defizit einer fehlenden wissenschaftlichen Plattform für kritische Rechtsextremismusforschung zu beheben. Die Zeitschrift soll Entwicklungen der illiberalen, populistischen bzw. extremen Rechten analysieren, gesellschaftstheoretisch erklären sowie Forschungsmethoden und -ethik sowie Handlungsfelder (Prävention, Intervention, Repression) in diesem Forschungsfeld einer Reflexion zugänglich machen. Die Zeitschrift steht interdisziplinären Zugängen sowie dem Austausch mit überschneidenden Forschungsfeldern offen – wie der Antisemitismus-, Rassismus- und Antifeminismusforschung. Außerdem soll sie den Anschluss an internationale Forschungsdebatten und gesellschaftliche Diskurse ermöglichen.
Die Redaktion der Zeitschrift ist am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Jena angesiedelt (Leitung: Matthias Quent). Die Zeitschrift wird im Rahmen des „Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ) finanziell durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die interdisziplinäre Zeitschrift erscheint ab 2021 halbjährig und mit vollständigem Open Access in dem renommierten Wissenschaftsverlag Barbara Budrich. Ab sofort nehmen die Herausgeber_innen Abstracts für Beiträge sowie fertige Artikel entgegen.
Die Herausgeber_innen der neuen Zeitschrift sind:
- Prof. Dr. Ursula Birsl (Universität Marburg)
- Prof. Dr. Gideon Botsch (Universität Potsdam)
- Priv.-Doz. Dr. Oliver Decker (Universität Leipzig)
- Prof. Dr. Gudrun Hentges (Universität Köln)
- Helmut Kellershohn (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS), Duisburg)
- Prof. Dr. Michaela Köttig (Frankfurt University of Applied Sciences)
- Prof. Dr. Christoph Kopke (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin)
- Juliane Lang (Universität Gießen)
- Prof. Dr. Esther Lehnert (Alice Salomon Hochschule Berlin)
- Dr. Matthias Quent (Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) Jena)
- Prof. Dr. Heike Radvan (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
- Prof. Dr. Samuel Salzborn (Universität Gießen)
- Prof. Dr. Birgit Sauer (Universität Wien)
- Dr. Johanna Sigl (Universität Lüneburg)
- Prof. Dr. Fabian Virchow (Hochschule Düsseldorf)
- Dr. Sebastian Winter (Hochschule Hannover)