Dr. Veit Damm
Die nachfolgenden Themenkomplexe und Fragestellungen stehen im Fokus unseres Interesses:
(1) Wechselnde Ziele der Verkehrslenkung seit den 1960er-Jahren
- (a) Welche Ziele und Vorhaben der Verkehrslenkung gab es im zeitlichen und räumlichen Vergleich sowie in Hinblick auf die verschiedenen Fahrzeugtypen Auto, Schiff, Flugzeug und Bahn? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten existierten dabei? Der Fokus soll hier einerseits – zunächst ausgehend vom Fallbeispiel des privaten Automobils – auf der Unterscheidung zweier Phasen der Verkehrslenkung von 1960 bis 1990 (Monopol des Verkehrsfunks) und von 1990 bis 2020 (Ende des Monopols des Verkehrsfunks und Siegeszug digitaler Instrumente) liegen. Andererseits sollen unterschiedliche Ziele länderübergreifender Initiativen der Verkehrslenkung, zum Beispiel durch die EG bzw. die EU, mit nationalen und regionalen Instrumenten verglichen werden. Dabei ist etwa an die Etablierung internationaler Standards zur Übertragung von Verkehrsnachrichten (RDS, TMC) im Vergleich zu nationalen Lösungen (ARI) zu denken sowie an die Untersuchung von rein regionalen Instrumenten wie etwa die Einrichtung von Radiosendern zur Information von Autofahrern (BR3, Ö3) oder des Rheinfunks im Bereich der Schiffsnavigation.
- (b) Zudem soll nach Möglichkeiten der Systematisierung verschiedener institutioneller und individueller Ziele und Erwartungshaltungen im Bereich der Verkehrslenkung seit den 1960er Jahren gefragt werden. Dabei soll das Spannungsfeld der Ziele und Intentionen von der Reduzierung von Unfallzahlen und Verkehrstoten bis zur Förderung von Mobilität als westlichem Lebensstil und Symbol wachsenden Wohlstands in den Blick genommen werden wie auch die zunehmende Zahl kommerzieller Angebote im Bereich der Verkehrslenkung als Geschäftsfeld.
(2) Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen vom Verkehrsfunk zur digitalen Navigation und Verkehrssteuerung
- In einem zweiten Fragekomplex sollen die Entwicklungsschritte vom analogen Verkehrsfunk zur digitalen Navigation untersucht und dabei nach Möglichkeiten der Periodisierung sowie nach Schlüsselinnovationen aber auch Entwicklungshemmnissen in der Geschichte von Verkehrsinformationssystemen gefragt werden. In diesem Zusammenhang soll insbesondere untersucht werden, welche Pfadabhängigkeiten bei der Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen durch den Einfluss existierender Institutionen und Ingenieurskulturen bestanden. Dabei wäre beispielsweise der Einfluss von Institutionen wie der International Telecommunication Union und der European Broadcasting Union zu beleuchten, die die Entwicklung von Verkehrsinformationssystemen im Zeitraum von 1960 bis 2020 wesentlich prägten.
Neben den genannten Schwerpunktbereichen soll der Workshop auch für Themenvorschläge zur Geschichte und Zukunft der digitalen Mobilität, zur historischen Entwicklung von Fahrzeugkommunikationstechnik sowie der Geschichte der Verkehrssteuerung in Kommunen und Medien in der Praxis offen sein.
Der Workshop soll am 1./2. Juli 2021 in Köln oder in Siegen stattfinden. Aufgrund von Beschränkungen in Zusammenhang mit der Ausbreitung des Corona-Virus kann die endgültige Raumbuchung voraussichtlich erst im September erfolgen.
Über Titelvorschläge und ggf. eine kurze Ideenskizze zu den genannten Fragen und Thesen per E-Mail oder auf dem Postweg würden wir uns sehr freuen. Deadline für die Abgabe ist der 1. Oktober 2020.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
Reisekostenzuschüsse können begrenzt gewährt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.wiwi.uni-siegen.de/dekanat/kontakt/henrich-franke/wirtschaftsgeschichte/projekt_historical_fundaments.html?lang=de