Fragmente einer fragmentierten Welt. Gespräche zur Problematisierung eines traditionellen Begriffes in der gegenwärtigen klassisch-philologischen Forschung

Fragmente einer fragmentierten Welt. Gespräche zur Problematisierung eines traditionellen Begriffes in der gegenwärtigen klassisch-philologischen Forschung

Veranstalter
Klassische Philologie, Universität Trier
Veranstaltungsort
Ort
Trier
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.11.2020 - 28.11.2020
Von
Fabia Neuerburg, Theofanis Tsiampokalos, Piotr Wozniczka

Die Beschäftigung mit literarisch überlieferten Fragmenten birgt in sich eine grundlegende Problematik, die vor allem mit dem Begriff Fragment zusammenhängt. Die direkte Übertragung der Vorstellung eines physischen Bruchstückes auf literarisch überlieferte Fragmente impliziert den Anspruch auf eine vermeintlich dahinter liegende Vollständigkeit, welche durch die vernünftige Einordnung der uns erhaltenen Teile mehr oder weniger rekonstruiert werden kann. Doch in vielen Fällen handelt es sich bei Fragmenten dieser Art nicht unbedingt um eine exakte Wiedergabe des ursprünglichen Textes. Zudem ist das Fragment an sich auch ein Text. Als solcher muss ihm eine angemessene methodologische Behandlung widerfahren, die den neueren theoretischen Entwicklungen auf den Gebieten der Literatur- und Kulturwissenschaft gerecht wird. Die Intertextualität, die wir für alle anderen schriftlichen Werke annehmen, gilt damit auch für die Fragmente. Man sollte daher die Aufmerksamkeit weder ausschließlich auf das Überlieferte noch auf dessen angebliche Quellen, sondern zunächst auf die verschiedenen engeren und breiteren Kontexte der Überlieferung richten. Eine solche Vorgehensweise führt allerdings zu fundamentalen Fragen sowohl nach den epistemologischen Grundlagen der Wiederherstellung eines verlorenen Textes in seiner geistigen und textuellen Vollständigkeit als auch nach der Definition des Begriffes ,Fragment‘.

Die Tagung bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem breiteren Bereich der Altertumswissenschaften zusammen, die bereits Erfahrung bei der Arbeit mit Fragmenten gesammelt haben, um einen Raum für eine konstruktive Reflexion über die genannte Problematik zu schaffen. Das Anliegen der Tagung ist dabei, einen theoretisch-methodologischen Beitrag zur Diskussion zu leisten und somit das Bewusstsein für diesen besonderen Teilbereich der Klassischen Philologie zu fördern.

Anmeldung:
Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Tagung einem breiteren Publikum leider nicht zugänglich sein. Die Beiträge der Tagung sollen anschließend in einem Tagungsband veröffentlicht werden.

Finanzielle Unterstützung:
-Inneruniversitäre Forschungsförderung der Universität Trier
-Graduiertenzentrum der Universität Trier (TriGUT)

Konzeption und Organisation:
Fabia Neuerburg, Theofanis Tsiampokalos, Piotr Wozniczka

Programm

Freitag, 27. November 2020

09.15 Begrüßung.

09.30 Bernhard Zimmermann (Freiburg): Mosaiksteinchen der Literaturgeschichte. Überlegungen zu den dramatischen Fragmenten.

10.15 Christian Orth (Freiburg): Buchfragmente und Papyrusfragmente von Menander - ein Vergleich.

11.30 Stefan Schorn (Leuven): Epitomai, Fragmente oder Konstrukte? Verwendung von Quellen in Porphyrios‘ De Abstinentia.

12.15 Lisa Hau (Glasgow): The ‘Fragments’ of Polybius as a test case for the validity of our understanding of fragmentary Hellenistic historiography.

14.30 Michael Pozdnev (St. Petersburg): Die 'Proto-Philologie': Fragmente der frühesten Homerdeuter.

15.15 Patrick Reinard (Trier): Fragment - Exzerpt - Überrest? Methodische Überlegungen zu literarischen und dokumentarischen Papyri.

16.30 Christian Vassallo (Cosenza): Wie man philosophische Fragmente aus epigraphischen Quellen deutet: Diogenes von Oinoanda gegen die Vorsokratiker.

17.15 Elisavet Sioumpara (Athen/München): Membra Disiecta at the Athenian Akropolis: Fragments of which Past?

Samstag, 28. November 2020

10:00 Katarzyna Prochenko (Zürich): "Necklaces of words and wisdom" - The Pythagorean Sentences as fragments from an ancient treasury.

10:45 Mathilde Brémond (Clermont-Ferrand): Intentional Alterations: Some remarks on the quotations of Empedocles by Hippolytus of Rome.

12:00 Victor Gysemberg (Paris): Ein fragmentiertes Weltbild: die Fragmente der vorptolemäischen Astronomen.

12:45 Elvira Wakelnig (Wien): Was tun mit möglichen Fragmenten griechisch-arabischer Übersetzungen in arabischen Texten?

15:00 Stylianos Chronopoulos (Kreta): Transferring the ‘Fragmentsammlung’ into the Digital Era: Developing a TEI/XML Scheme for Collections of Fragments on the base of the series Fragmenta Comica.

15:45 Monica Berti (Leipzig): Digital Canons and Catalogs of Fragmentary Literature.

17:00 Stephanos Matthaios (Athen): Urheberrechte philologisch-grammatischer Fragmente der Antike: Eratosthenes über den homerischen Dualgebrauch.

17.45 Abschließende Worte.

Kontakt

Theofanis Tsiampokalos
Universität Trier, FB II - Klassische Philologie
Universitätsring 15, 54296 Trier
Raum: DM 311
0651-201 2318
tsiampokalos@uni-trier.de

https://www.uni-trier.de/index.php?id=73620