Lukas Bormann, Fachbereich Ev. Theologie, Philipps-Universität Marburg
Martin Niemöller (1892–1984) zählt sicher zu den international bekanntesten deutschen evangelischen Kirchenvertretern und Theologen des 20. Jahrhunderts. Seit 1933 wurde er zu einer führenden Gestalt des Widerstands der Bekennenden Kirche gegen die Eingriffe des NS-Staates in die Ev. Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten ihn seine Position zur Frage der Schuld der Ev. Kirche, sein radikal pazifistisches Engagement für Frieden und Versöhnung im Ost-West-Konflikt sowie sein Eintreten für eine nicht vom Westen dominierte Ökumene und eine gerechtere Ordnung der Einen Welt, zu einer prominenten, aber auch umstrittenen und gerade in Westdeutschland angefeindeten Person.
Bei der geplanten Tagung sollen Beiträge zu Grundfragen der Niemöller-Forschung und zur Rezeption Martin Niemöllers in europäischen Ländern und den USA vorgestellt und in einem interdisziplinären und multinationalen Austausch diskutiert werden. Dies geschieht mit dem Ziel, zu einer historisch und theologisch reflektierten Neubewertung des Wirkens von Niemöller zu gelangen.
Zugesagte Beiträge (alphabetisch):
1. Dr. Victoria Barnett, ehem. Director of Church Relations at United States Holocaust Memorial Museum, Washington (USA): „War Martin Niemöller ein Mann des Widerstands gegen das NS-Regime?“
2. PD Dr. Gisa Bauer, Karlsruhe (D): „Martin Niemöller und die EKHN“
3. Prof. Dr. Lukas Bormann, Marburg (D): „Niemöllers Schrifthermeneutik, untersucht an den Dahlemer Predigten“
4. Prof. Dr. Alf Christophersen, Wuppertal (D): „Niemöller zwischen Luthertum und Katholizismus“
5. Doktorandin Jolanda Gräßel-Farnbauer, Marburg (D): „Martin Niemöller und die Diskussion um Frauen im Pfarramt“
6. PD Dr. Michael Heymel, Limburg/Lahn (D): „Niemöller als Prediger, Theologe und Ökumeniker“
7. Prof. Dr. Anders Jarlert, Lund University (S): „Die Rezeption Martin Niemöllers in den skandinavischen Ländern"
8. Doz. Dr. Mikko Ketola, Helsinki (FIN): „Die Rezeption Niemöllers in Finnland und den baltischen Staaten“
9. Dr. Hannah M. Kreß, Münster (D): „Martin Niemöller und Hans Asmussen“
10. Ass.-Prof. Dr. Peter Morée, Prag (CZ): „Martin Niemöller im tschechischen evangelischen Kontext und seine Beziehung zu Josef L. Hromádka“
11. Prof. Dr. Harry Oelke, München (D): „Der heutige Protestantismus und das Erbe der Bekennenden Kirche“
12. Dean Dr. Stephen Plant, Cambridge (GB): „The Barth–Niemöller connection in the British context“
13. Prof. Dr. Frédéric Rognon, Straßburg (F): „Niemöller und Frankreich: Geschichte und Rezeption“
14. Prof. Dr. Thomas Martin Schneider, Koblenz-Landau (D): „Die ‚Magna Charta‘ der Bekennenden Kirche – Martin Niemöller und die Barmer Theologische Erklärung“
15. Prof. Dr. Benjamin Ziemann, Sheffield (GB): „Martin Niemöllers Antisemitismus 1918–1967. Versuch einer Neubewertung“
16. N.N.: „Martin Niemöllers Einsatz für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen (Art. 4 Abs. 3 GG)“
17. N.N.: „‚Die Zeit des weißen Mannes ist jetzt vorbei.‘ Martin Niemöller und die Dekolonisation des Christentums“