Unsichere Felder. Hilde und Richard Thurnwalds ethnologische Forschung

"Unsichere Felder. Hilde und Richard Thurnwalds ethnologische Forschung", Internationale Tagung, Paris, 8.-9. Juli 2021

Veranstalter
Université Paris III – Sorbonne Nouvelle/ Université de Paris/ Bérose. Encyclopédie internationale des histoires de l’anthropologie
PLZ
75000
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
08.07.2021 - 09.07.2021
Deadline
15.02.2021
Von
Laurent Dedryvere, Université de Paris

Unsichere Felder. Hilde und Richard Thurnwalds ethnologische Forschung

Ausgehend von der Karriere Hilde und Richard Thurnwalds wird die Tagung allgemeine Fragen zur deutschsprachigen Ethnologie in der ersten Hälfte des 20. Jh. aufwerfen. U.a. sollen ihre Fragestellungen und Methoden, ihre internationale Vernetzung, die Neuausrichtung ihrer Forschungen nach dem Verlust der deutschen Kolonien und dem Zerfall der Donaumonarchie, ihre Kompromittierung mit dem NS-Regime sowie die Kontinuitäten und Umbrüche vor und nach 1945 untersucht werden.

Call for papers: "Changing Fields. Hilde and Richard Thurnwald’s Ethnology"

Starting from the career of Hilde and Richard Thurnwald, the conference will raise general questions about German-language ethnology in the first half of the 20th century. In particular, its questions and methods, its position within international research networks, the reorientation of its research programmes after the loss of the German colonies and the disintegration of the Danube monarchy, ethnologists' commitment to Nazism, as well as the continuities and discontinuites before and after 1945 will be examined.

Appel à communications: "Terrains mouvants. L’ethnologie de Hilde et Richard Thurnwald"

Partant de la carrière de Hilde et Richard Thurnwald, le colloque abordera des questions générales sur l'ethnologie de langue allemande dans la première moitié du XXe siècle. En particulier, ses problématiques et ses méthodes, son intégration dans les réseaux de recherche internationaux, la réorientation de ses recherches après la perte des colonies allemandes et l'éclatement de la monarchie des Habsbourg, la compromission avec le nazisme ainsi que les continuités et les ruptures avant et après 1945 seront au centre de l'attention.

"Unsichere Felder. Hilde und Richard Thurnwalds ethnologische Forschung", Internationale Tagung, Paris, 8.-9. Juli 2021

Die deutschsprachige Ethnologie der 1920er und 30er Jahre bleibt verhältnismäßig wenig erforscht. Die Disziplin, deren Institutionalisierung in Deutschland und in Österreich am Vorabend des Ersten Weltkriegs noch in den Anfängen steckte, wurde nach 1918 vom Verlust der deutschen Kolonien und von der Auflösung der Donaumonarchie hart getroffen. Für die deutschen und österreichischen Ethnologinnen waren damit die Arbeitsbedingungen allgemein erschwert. Einerseits waren ihre bevorzugten Forschungsfelder nicht mehr unter denselben Bedingungen zugänglich wie vor dem Krieg; andererseits mussten sie wegen des internationalen Boykotts der deutschen Wissenschaft und später wegen der Wirtschaftskrise gegen große Schwierigkeiten ankämpfen, um ihre Arbeiten zu veröffentlichen und den wissenschaftlichen Kontakt zu ausländischen Kolleginnen aufrecht zu erhalten. Schließlich schufen der Aufstieg der NSDAP und die Machtübernahme der Nationalsozialisten einen neuen politischen und wissenschaftlichen Kontext: Für einige Ethnolog*innen ergaben sich neue berufliche Möglichkeiten, vorausgesetzt, dass sie sich den ideologischen Anforderungen des neuen Regimes fügten und sich zur Zusammenarbeit mit ihm bereiterklärten – wobei der Grad der Kompromittierung von Fall zu Fall variieren konnte. Andere zogen es vor auszuwandern; zwischen diesen beiden Extremen gab es nur prekäre Lösungen.
Dennoch entstanden während dieser Zeitspanne bedeutende Schulen, Fragestellungen und Methoden innerhalb der deutschsprachigen Ethnologie. Man denke etwa an Fritz Gräbners und Bernhard Ankermanns Kulturkreislehre oder an die Kulturmorphologie, an deren Entwicklung Leo Frobenius maßgeblich beteiligt war. Richard Thurnwald (Wien 1869 - Berlin 1954), wahrscheinlich einer der im Ausland anerkanntesten deutschen Ethnologen der Zwischenkriegszeit, entwickelte jenen Ansatz, der als „historischer Funktionalismus“ bezeichnet worden ist. Thurnwald, der international gut vernetzt und mit den angelsächsischen Schulen der Ethnologie und ihren Forschungsmethoden vertraut war, trug zur Erneuerung der Fragestellungen und der Methoden der deutschsprachigen Ethnologie bei. Dennoch beschloss er 1936, nach Deutschland zurückzukehren und sich mit dem Nationalsozialismus zu arrangieren.
Die wissenschaftliche Karriere seiner Frau, Hilde Thurnwald (Waldenburg 1890 - ? 1979), wirft die Frage nach der Rolle der Frauen in der damaligen deutschsprachigen Ethnologie auf. Obwohl einige deutsche Ethnologinnen sich durchaus der Anerkennung durch ihre Fachkollegen erfreuten, sind ihre Karrieren und ihre Werke nur selten zum Gegenstand wissenschaftlicher Studien geworden, und die meisten sind inzwischen mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Ihre erste Berührung mit der Ethnologie und ihre Professionalisierung in diesem Bereich erfolgten oft zuerst über ihre Ehemänner, die sie auf ihren Forschungsreisen begleiteten, bevor sie eigene Feldforschungen treiben und deren wissenschaftliche Ergebnisse publizieren konnten. In dieser Hinsicht sind Hilde Thurnwalds und Eva Lips’ Karrieren charakteristisch. Der berufliche Werdegang Sigrid Westphal-Hellbuschs ist insofern ungewöhnlicher, als sie einen Universitätsabschluss als Ethnologin erwarb. Nachdem sie bei Richard Thurnwald studiert hatte, trat sie dessen Nachfolge an und wurde zur Leiterin des Instituts für Ethnologie an der Freien Universität Berlin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Berliner Ethnologie unter der Ägide Hilde und Richard Thurnwalds neugegründet. Die Besatzungsbehörden, ob sowjetisch oder amerikanisch, drückten vor ihrer Kompromittierung mit dem Nationalsozialismus beide Augen zu. Aus ideologischen Gründen wurden die Differenzen mit der sowjetischen Besatzungsmacht allerdings schnell unüberbrückbar, während eine Zusammenarbeit mit den Amerikanern
hingegen relativ schnell einsetzte. Sie wurde durch Hilde und Richard Thurnwalds wiederholte Aufenthalte in den Vereinigten Staaten vor dem Krieg erleichtert, sowie durch ihre Vertrautheit mit den empirischen Methoden der amerikanischen Ethnologie. Die Entnazifizierung, wie sie von den Amerikanern umgesetzt wurde, traf das deutsche ethnologische Milieu weder besonders hart, noch besonders nachhaltig. Die Vergangenheit der deutschen Ethnologen wurde schnell verdrängt, selbst wenn sie dem nationalsozialistischen Regime besonders nahe gestanden hatten.
Insofern können Hilde und Richard Thurnwald stellvertretend für die komplexe Situation der deutschen Ethnologie nach 1945 stehen. Einerseits liefern sie ein Paradebeispiel für die thematischen und personellen Kontinuitäten mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, andererseits verkörpern sie den Versuch eines Neuanfangs. Das Ethnologen-Ehepaar scheint demnach für die Analyse der Ambiguitäten, der Kontinuitäten und der Umbrüche in der Geschichte der deutschen Ethnologie seit 1900 besonders aufschlussreich zu sein.

Ausgehend von den bisherigen Recherchen zu Richard und Hilde Thurnwald sollen folgende allgemeine Fragen aufgeworfen werden:
-Richard Thurnwald wurde in Wien geboren und begann seine Karriere in der Habsburgermonarchie, bevor er nach Berlin kam. Welche Beziehungen pflegten die deutschen und die deutschsprachigen österreichischen Ethnologen zueinander, und welche Konsequenzen hatte dies für die Strukturierung der Ethnologie im deutschsprachigen Raum? Kann eine Vereinheitlichung der deutschsprachigen, oder vielmehr eine Spezialisierung und eine Absonderung der deutschen und der österreichischen Ethnologie festgestellt werden?
-Welche Rolle spielten damals der Funktionalismus und seine verschiedenen Spielarten (historischer Funktionalismus, strukturaler Funktionalismus) in der deutschsprachigen Ethnologie? Welche Stellung bezog der Funktionalismus zu den verschiedenen Traditionen der deutschsprachigen Ethnologie, zu ihren vorherrschenden Theorien und Methoden und zur politischen Situation der Zeit?
-Welchen Platz nahm Richard Thurnwald in den damaligen Debatten um den Reziprozitäts-Begriff ein (Boas, Malinowski, Mauss...)?
-Welcher Platz kam in der deutschsprachigen Ethnologie dieser Zeit den Frauen zu? Neigten sie stärker als ihre männlichen Kollegen, sich auf Themen wie Sexualität, den Status der Frauen oder die Familie zu spezialisieren?
-Welche Beziehungen bestanden damals zwischen der Ethnologie, der Psychologie und der Soziologie? Wie lassen sich die deutschen Eigentümlichkeiten dieser Zeit erklären (z. B. die „Völkerpsychologie“, zu der Thurnwald sich nach wie vor bekannte und die im Titel der von ihm gegründeten Zeitschrift erscheint, oder die „Gesellschaftslehre“ Alfred Vierkandts)?
-Welche Kontakte und Berührungspunkte bestanden damals zwischen den deutschen und österreichischen Ethnolog*innen und der amerikanischen cutural anthropology? Kommt Franz Boas und seinen ehemaligen Studierenden eine etwaige Vermittlerrolle zu?
-Auf welche Quellen können wir zurückgreifen, um die Entwicklung der deutschen und der österreichischen Ethnologie unter dem Nationalsozialismus besser zu verstehen?
-Wie ist die Neugründung der Ethnologie unmittelbar nach dem Ende des Kriegs, und dann in den beiden deutschen Staaten und in der Republik Österreich zu beurteilen?

Ihre Einreichung sollte folgende Informationen enthalten:
- Name, Vorname, Institution
- Titel und Abstract des Vortrags (max. 500 Wörter auf Deutsch, Englisch oder Französisch)
- Lebenslauf mit Angaben zu Ihren Publikationen und laufenden Projekten
Eine Antwort auf die Bewerbung ist für Ende Februar 2021 vorgesehen.

"Changing Fields. Hilde and Richard Thurnwald’s Ethnology", Symposium, Paris, 8-9 July 2021

The German Ethnology of the 1920s and 30s is not very well known. Before World War I, the field was barely institutionalized, and after this war it was greatly upset, in Germany by the loss of overseas colonies and in Austria by the dissolution of the Empire, as this caused the loss of exclusive research opportunities. Furthermore, the economic crisis and the boycott of German science led to difficult working conditions and often prevented research from being published and meetings with colleagues from other countries from taking place. Finally, from a political point of view, the rise of Nazism and its seizure of power brought about a new political and scientific context. Certain ethnologists exploited career openings, as long as they gave their ideological approval to the regime and agreed to collaborate with it in various ways; others chose to emigrate. Any intermediary solution seemed rather hazardous.
Yet, many important schools of thought, issues and methodologies were created or developed during that period. One could mention in particular Fritz Gräbner and Bernard Ankermann’s Kulturkreislehre, or Leo Frobenius’s Kulturmorphologie, which he elaborated after distancing himself from this movement. Regarding Richard Thurnwald, who was probably the best-known anthropologist outside Germany between the two wars, he developed what came to be known as historical functionalism. He was very well integrated within international research networks and familiar with the Anglo-American schools and their research methodologies and played a large part in renewing German-language ethnological methods and inquiries. Nevertheless, in 1936, he chose to leave the United States and to return to Germany, adapting to the Nazi regime.
With Hilde Thurnwald, on the other hand, it is the issue of the role played by women in the German-language ethnology of that era that is raised. Even though they were officially recognized by their peers, few studies exist about German-speaking women ethnologists; they have, in fact, almost been forgotten. If they were introduced to the discipline and became professionals, it was often through the intervention of their husbands, whom they accompanied on their explorations before conducting their own research and finding ways to get published. This was the path followed by Hilde Thurnwald and Eva Lips, for instance. Sigrid Westphal- Hellbusch’s was less typical, because she obtained an academic degree in ethnology, under the mentorship of Richard Thurnwald; she even succeeded him as chair of the Ethnology Institute of the Berlin Freie Universität.
At the end of World War II, German ethnology was reorganized in Berlin under the tutelage of Hilde and Richard Thurnwald, whose concessions to the Third Reich did not seem to overtly alert the Occupation Authorities, be they Soviet or American. As a matter of fact, they had immediate and irreparable disagreements with the Soviets, mainly on ideological grounds, but they were able to cooperate with the Americans, perhaps in part because of the Thurnwalds’ many trips to the United States before the war, and because of their familiarity with the empirical methodologies used by American scientists. In the field of ethnology, the Americans’ denazification was neither very harsh nor very thorough. The page was quickly turned, even for the anthropologists who were most committed to the Nazi regime. One can thus state that, after 1945, the Thurnwalds were typical of the thematic and personal continuation of the previous era, and of the attempts at making a fresh start. This couple therefore seems to be a particularly good starting point from which to begin an analysis of the ambiguities, continuations and rifts in the history of German-language ethnology since 1900.

Taking Hilde and Richard Thurnwald as a starting point, we would like to investigate the following questions:
- Richard Thurnwald was born in Vienna and started his career in the Habsburg Empire, before moving to Berlin. What was the relationship between German and Austrian ethnologists, and how influential was this relationship in structuring German-language ethnology, whether in terms of unification, specialization or particularization?
- What role did functionalism and its variants (historical functionalism, structural functionalism) play in German-language ethnology? How did functionalism position itself in relation to the legacy of German-language ethnology, to the theories and practices that were involved with it then, and to the political context of the times?
- What was Richard Thurnwald’s involvement in the debates about the notion of reciprocity (Boas, Malinowski, Mauss...)?
- How were women able to work their way into German-language ethnology of that period? How relevant was a possible specialization in issues related to sexuality, the status of women and family?
- What was the relation between ethnology, psychology and sociology at that time? What should one make of certain German “idiosyncrasies”, such as Völkerpsychologie (with which Thurnwald never stopped claiming to agree, and whose name was part of the journal he founded), Gesellschaftslehre (Alfred Vierkant), and so on?
- What knowledge did German and Austrian ethnologists have of American cultural anthropology, and in particular of Franz Boas and his former disciples?
- What sources can help us to understand the evolution of German and Austrian ethnology under Nazism?
- How is the renewal of the discipline, in the immediate aftermath of the war and in the newly formed countries (FRG, GDR, Austria), to be approached?

Proposals should include: name and institutional affiliation; title of the paper and an abstract with 500 words maximum in English, French, or German; a short biography (2-3 lines)
including your research interests, recent publications, etc.
Answers will be given by the end of February 2021.

"Terrains mouvants. L’ethnologie de Hilde et Richard Thurnwald", colloque international, Paris, 8-9 juillet 2021

L’ethnologie allemande des années 1920 et 1930 reste peu connue. A peine institutionnalisée avant la guerre, la discipline est après 1918 affectée par la perte des colonies d’outre-mer pour l’Allemagne, la dissolution de l’Empire pour l’Autriche qui signifient la perte de terrains privilégiés. D’autre part, la crise économique et le boycott de la science allemande entraînent des conditions de travail difficiles et empêchent bien souvent les publications et les rencontres avec des collègues d’autres pays. Du point de vue politique, enfin, la montée du nazisme et son arrivée au pouvoir créent un contexte politique et scientifique nouveau, dans lequel certains ethnologues trouvent des opportunités de carrière, à condition de donner des cautions idéologiques au régime et de collaborer avec lui selon des modalités qui varient selon les individus, tandis que d’autres choisissent l’émigration. Les solutions intermédiaires sont assez précaires.
Plusieurs écoles, problématiques ou méthodes importantes ont pourtant vu le jour ou se sont développées durant cette période. On retient en particulier la Kulturkreislehre de Fritz Gräbner et Bernhard Ankermann, ou encore la Kulturmorphologie que Leo Frobenius développa après s’être distancié de ce courant et qui donna son nom à l’institut qu’il fonda à Munich (Forschungsinstitut für Kulturmorphologie) et qui déménagea ensuite à Francfort. Quant à Richard Thurnwald (Vienne 1869-Berlin 1954), sans doute l’ethnologue allemand le plus reconnu à l’étranger durant l’entre-deux-guerres, il développe ce qui a été décrit comme un fonctionnalisme historique. Très bien inséré dans les réseaux de recherche internationaux et familiarisé avec les écoles ethnologiques anglo-saxonnes et avec leurs méthodes de recherche, il contribua à renouveler les questionnements et les méthodes de l’ethnologie de langue allemande. Pourtant, en 1936, il choisit de quitter les Etats-Unis pour retourner en Allemagne et il s’accommoda du régime nazi.
A travers Hilde Thurnwald (Waldenburg 1890 - ? 1979), c’est aussi la question du rôle des femmes dans l’ethnologie de langue allemande de cette période qui est posée. Bien qu’elles fussent reconnues par leurs pairs, les femmes ethnologues de langue allemande ont fait l’objet de bien peu d’études scientifiques et sont quasiment tombées dans l’oubli. Leur familiarisation avec l’ethnologie et leur professionnalisation dans ce domaine se firent souvent par l’entremise de leurs maris, qu’elles suivaient dans leurs explorations avant de pouvoir mener leurs propres recherches sur le terrain et de réussir à en publier les résultats. Les parcours de Hilde Thurnwald et d’Eva Lips sont, de ce point de vue, très représentatifs. Celui de Sigrid Westphal-Hellbusch est plus singulier, dans la mesure où elle suivit une formation académique d’ethnologue, fut l’élève de Richard Thurnwald dont elle prit la succession à la tête de l'Institut d'ethnologie de la Freie Universität de Berlin.
Au lendemain de la Seconde Guerre mondiale, la refondation de l'ethnologie allemande à Berlin se fit sous l'égide de Hilde et Richard Thurnwald, dont la compromission avec le Troisième Reich n'apparut pas de manière flagrante aux yeux des Autorités d'occupation, qu'elles fussent soviétiques ou américaines. La mésentente de Richard Thurnwald avec les Soviétiques fut immédiate et définitive pour des raisons idéologiques. En revanche, une coopération se mit en place avec les Américains. Cette coopération fut facilitée par les nombreux séjours des Thurnwald aux Etats-Unis avant guerre et par leur familiarité avec les méthodes de recherche empiriques des Américains. En ce qui concerne le milieu des ethnologues, la dénazification, telle qu’elle fut menée par les Américains, ne fut ni d’une grande sévérité, ni d’une grande ampleur. La page de la compromission avec le régime nazi fut rapidement tournée, même pour les ethnologues les plus compromis. Après 1945, les Thurnwald illustrent ainsi toutes les ambiguïtés de l’ethnologie allemande, dont ils incarnaient
à la fois les continuités thématiques et personnelles avec la période antérieure, et la tentative d’un nouveau départ. La figure de ce couple semble donc particulièrement révélatrice pour l’analyse des ambiguïtés, des continuités et des ruptures dans l’histoire de l’ethnologie allemande depuis 1900.

Partant des recherches récentes autour de Richard et Hilde Thurnwald, nous aimerions aborder les questions suivantes :
-Richard Thurnwald était né à Vienne et commença sa carrière dans l’Empire austro- hongrois avant de la poursuivre à Berlin. Quelles étaient les relations entre ethnologues allemands et autrichiens et en quoi furent-elles structurantes pour l’ethnologie dans l’espace germanique, que ce soit en termes d’unification ou de spécialisation et de particularisation ?
-Quel rôle le fonctionnalisme et ses variantes (fonctionnalisme historique, fonctionnalisme structurel) jouèrent-ils pour l’ethnologie de langue allemande ? Comment se positionna le fonctionnalisme par rapport aux héritages de l’ethnologie germanophone, aux théories et pratiques alors en vigueur au sein de cette dernière, et par rapport au contexte politique de l’époque ?
-Quelle fut la place de Richard Thurnwald dans les débats autour de la notion de réciprocité (Boas, Malinowski, Mauss...)
-Comment des femmes purent-elles trouver une place dans l’ethnologie de langue allemande à cette époque ? Quel rôle joua éventuellement une spécialisation sur des questions liées à la sexualité, au statut de la femme et à la famille ?
-Quelles furent les relations entre ethnologie, psychologie et sociologie durant cette période ? Que penser de certaines « idiosyncrasies » germaniques : Völkerpsychologie (dont Thurnwald continue à se revendiquer et dont le nom figure dans la revue qu’il fonde), Gesellschaftslehre (Alfred Vierkandt)...
-Quelle fut l’ampleur des contacts entre ethnologues allemands et autrichiens avec l’anthropologie culturelle américaine, et notamment avec Franz Boas et ses anciens élèves ?
-Quelles sources pour comprendre l’évolution de l’ethnologie allemande et autrichienne sous le nazisme ?
-Comment aborder la refondation de la discipline dans l’immédiat après-guerre puis dans les Etats nouvellement constitués (RFA, RDA, Autriche) ?

Les informations à inclure dans vos propositions sont : -Nom, prénom et institution de rattachement ; -Un titre et un résumé de la communication (500 mots maximum en français, en anglais ou en allemand) ; Un CV en 2-3 lignes.
Une réponse sera donnée pour la fin du mois de février 2021.

Kontakt

laurent.dedryvere@u-paris.fr
Roselyne.Malpel@sorbonne-nouvelle.fr
Celine.Trautmann-Waller@sorbonne-nouvelle.fr

Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung