Vor der Haustür und doch so fern? Regionalgeschichte in der Schule

Von
Tomke Jordan, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Eine Workshop-Reihe des Arbeitskreises „Landesgeschichte und Schule“ der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte

Vor der Haustür und doch so fern? Regionalgeschichte in der Schule – eine Workshop-Reihe des Arbeitskreises „Landesgeschichte und Schule“ der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte

Die Workshop-Reihe befasst sich mit dem Themenkomplex "Regional- und Landesgeschichte an der Schule", ihren Potenzialen und Umsetzungsmöglichkeiten im schulischen Alltag. Sie spricht neben Wissenschaftler/innen auch Lehrer/innen und Schüler/innen an, um aktuelle Fragen zu klären und neue Anreize zu schaffen.

Wer einen Blick in die aktuellen schleswig-holsteinischen Lehrpläne zum Fach Geschichte wirft, stellt schnell fest, dass landes- oder regionalgeschichtliche Themen darin kaum vorkommen. Dies ist allerdings wenig überraschend, sind die Lehrpläne, die bezeichnenderweise „Fachanforderungen“ heißen, doch mittlerweile kompetenzorientiert. Die historischen Inhalte rücken dabei in die Rolle von Fachbeispielen, mit deren Bearbeitung historische Kompetenzen, wie z. B. die Erschließungs- oder Sachurteilskompetenz, gefördert werden sollen. Die Lehrkräfte und die Fachkonferenzen in den Schulen haben die Möglichkeit und werden ausdrücklich dazu aufgefordert, sich für landes- und regionalgeschichtliche Inhalte zu entscheiden und diese auch in den schulinternen Fachcurricula festzuschreiben. Diese Situation wirft eine Reihe Fragen auf: Wird diese Möglichkeit genutzt? Haben die Lehrkräfte im hektischen Schulalltag überhaupt die Zeit, sich mit der Geschichte vor Ort, die nur selten Eingang in Schulbücher findet, auseinanderzusetzen und diese dann für den Unterricht aufzubereiten? Sind sie im Studium und während des Referendariats auf die Beschäftigung mit der Landes- und Regionalgeschichte vorbereitet worden worden bzw. mit dieser überhaupt in Berührung gekommen? Es stellen sich aber auch andere Fragen – Fragen nach den besonderen Potenzialen und Perspektiven der Landes- und Regionalgeschichte im schulischen Kontext: Eröffnet z.B. ein Geschichtsunterricht, der umfassende nationale, europäische oder gar globale Entwicklungen im Nahraum erfasst, Chancen zu einem besseren Verständnis dieser Entwicklungen? Oder: Vermag ein Unterricht, der sich mit der Geschichte vor Ort befasst, die Schüler/innen für historisches Lernen besonders gut zu motivieren?

Mit diesen und ähnlichen Fragen hat sich 2016 eine Tagung der Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter dem Titel „Bedrohte Landesgeschichte an der Schule? Stand und Perspektiven“ befasst. Die Ergebnisse der Tagung sind mittlerweile publiziert (Jan Thorbecke Verlag 2018). Der Band ist auf große Aufmerksamkeit und positive Resonanz gestoßen. Auch die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte nimmt sich jetzt des Themas der Landes- bzw. Regionalgeschichte in der Schule wieder verstärkt an. Ein eigener Arbeitskreis „Landesgeschichte und Schule“ ist dazu ins Leben gerufen worden. Besaß die Kieler Tagung 2016 – wie ihr Titel schon zeigte – etwas pessimistisch ihren Ausgangspunkt in einer Vernachlässigung der Landes- und Regionalgeschichte an den Schulen, so möchte der neue Arbeitskreis durchaus einen Aufbruch initiieren, um die schleswig-holsteinische Geschichte und die Geschichte vor Ort stärker in den Geschichtsunterricht im Lande zu verankern. Zu diesem Zweck möchte der Arbeitskreis im Sinne eines „Runden Tisches“ so viele Betroffene und Interessierte („Stakeholder“) wie möglich, die das Thema Landes- und Regionalgeschichte und Schule beeinflussen und voranbringen können, in einem Netzwerk versammeln. In dieses Netzwerk sollen daher auch ausdrücklich Schüler/innen, Studierende und Lehrkräfte einbezogen werden.

Der Arbeitskreis organisiert im Frühjahr 2021 eine dreiteilige Workshop-Reihe, um die Öffentlichkeit auf sein Anliegen aufmerksam zu machen und um die inhaltlichen Schwerpunkte seiner zukünftigen Arbeit zu klären. Der Titel lautet: „Vor der Haustür und doch so fern? Regionalgeschichte in der Schule“. Die Veranstaltung wird online an drei Abenden im Rahmen des ttr-Kolloquiums (Themen und Tendenzen der Regionalgeschichtsforschung) der Abteilung für Regionalgeschichte des Historischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel stattfinden: am 27. April, 18. Mai und 08. Juni, jeweils 18.15 bis 19.45 Uhr.

Anmeldung:
Wenn Sie an unserer Workshop-Reihe teilnehmen möchten, melden sie sich bitte per Mail bis zum 20. April 2021 unter hit@bbzsl.de (Dr. Thomas Hill) an. Wir übersenden Ihnen dann den Link zur Zoomkonferenz und ein Passwort.

Alle Veranstaltungen der Workshop-Reihe können Sie auch über den YouTube-Kanal der Abteilung für Regionalgeschichte des Historischen Seminars der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verfolgen: http://bit.ly/jl-ki-cau.

Programm

Dienstag, 27. April 2021

Dr. Thomas Hill, Berufsbildungszentrum Schleswig
Begrüßung und Einführung

Prof. Dr. Oliver Auge, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Warum Regionalgeschichte im Lehramtsstudium Sinn macht!

Best Practices-Beispiele (Schwerpunkt zu digitalen Vermittlungsformen der Regionalgeschichte):

Karen Bruhn, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Thomas Tschirner, Immanuel-Kant-Schule Neumünster, KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch
„Gedenkstätte to go?“ – Zur Konzeption und Erstellung eines offenen Onlinekurses für die schleswig-holsteinische Gedenkstättenlandschaft

Dr. Martin Göllnitz, Philipps-Universität Marburg
Youtube schreibt (Regional-)Geschichte

Julia Buchholz, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek
Lernende und Lehrende als User – Didaktisch-konzeptionelle Erwägungen in der Aufbauphase eines digitalen Hauses der Landesgeschichte für Schleswig-Holstein

Dienstag, 18. Mai 2021

Dr. Thomas Hill
Begrüßung

Benjamin Stello, Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH)
Vor der Haustür und ganz nah: Regionalgeschichte in Referendariat und Schule

Best Practices-Beispiele (Schwerpunkt zu regionalgeschichtlichen Zugängen im Schulunterricht):

Femke Langbehn, Grund- und Gemeinschaftsschule St. Michaelisdonn
Dithmarscher Regionalgeschichte im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II: Der Adolf-Hitler-Koog – Vorzeigekoog für eine ideale Gesellschaft?

Frederik Meyer, Gymnasium Schenefeld
Schleswig-Holstein - Spielball der Mächte? Unterricht in Q1 (12. oder 13. Jahrgang) zur Dekonstruktion des Nationsbegriffs am Beispiel Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert

Prof. Dr. Detlev Kraack, Gymnasium Schloss Plön
Von Plune zur NAPOLA – Materialien für Geschichtsklausuren aus der regionalen Überlieferung

Dienstag, 8. Juni 2021

Dr. Thomas Hill
Begrüßung

Digitales World-Café zur Workshop-Reihe:
Die Idee des World Café ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen Dazu wird eigentlich an mehreren Tischen zu unterschiedlichen Fragestellungen eines Themas diskutiert. Die Teilnehmer/innen können zwischen den Tischen wechseln. Dieser Ansatz wird in digitalen Räumen umgesetzt. Die Fragestellungen der Räume werden aus den Workshops am 17.04. und 18.05. entwickelt und kurzfristig bekannt gegeben. Die Ergebnisse des digitalen World Cafés sollen in die anschließende Podiumsdiskussion und die weitere Arbeit des Arbeitskreises einfließen.

Podiumsdiskussion: „Wie geht es weiter – Chancen und Perspektiven der Regionalgeschichte in der Schule“
Prof. Dr. Oliver Auge, Birte Belker mit Schülerinnen (Gymnasium Schloss Plön), Tomke Jordan (angehende Referendarin), Benjamin Stello

Kontakt

Dr. Thomas Hill
hit@bbzsl.de

https://www.histsem.uni-kiel.de/de/das-institut-1/abteilungen/regionalgeschichte-mit-schwerpunkt-schleswig-holstein
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Region(en)
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Deutsch
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