Nach dem Terror. Formen der Herrschaft und Repression im Spätsozialismus

Nach dem Terror. Formen der Herrschaft und Repression im Spätsozialismus

Organizer
Lehrstuhl Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin, Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung; BMBF-Forschungsverbund "Landschaften der Verfolgung" (Jörg Baberowski / Robert Kindler, Humboldt-Universität zu Berlin)
Host
Jörg Baberowski / Robert Kindler, Humboldt-Universität zu Berlin
Venue
Bundesstiftung Aufarbeitung / online
Funded by
Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
ZIP
10117
Location
Berlin
Country
Germany
From - Until
06.05.2021 - 08.05.2021
By
Robert Kindler, Humboldt-Universität zu Berlin

Vom 6.-8. Mai 2021 veranstaltet der Forschungsverbund „Landschaften der Verfolgung“ in Verbindung mit dem Lehrstuhl Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin und dem "Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung“ die 3. „Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung“. Die Tagung wird von der „Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ gefördert.

Nach dem Terror. Formen der Herrschaft und Repression im Spätsozialismus

Die Konferenz geht der Frage nach, wie sich Formen und Funktionen von Repressionen in kommunistischen Regimen im Laufe der Zeit veränderten. Die Mechanismen und Praktiken, derer sich unterschiedliche Regime dabei bedienten, unterschieden sich erheblich voneinander und sie veränderten sich im Laufe der Zeit. Setzten die meisten Diktaturen anfangs auf brutalen Terror, physische Gewalt und Willkür, wurden Repressionen zunehmend verrechtlicht und institutionalisiert. Sie wurden gezielter eingesetzt und damit für die Bevölkerung zu einem – wenigstens teilweise – kalkulierbaren Phänomen. Immer öfter trat die Androhung von Sanktionen an die Stelle konkreter Repressionen. Wer tat, was von ihm erwartet wurde, konnte in der Regel davon ausgehen, von direkter parteistaatlicher Gewalt verschont zu bleiben.

Was waren die Gründe für diesen bemerkenswerten Wandel, den alle kommunistischen Staaten – wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise – durchliefen? Waren sich die Herrscher ihrer Macht so sicher, dass sie auf den Terror verzichten konnten oder hatten sie verstanden, dass es effizientere Repressionsmechanismen gab als physische Gewalt?

Diese Themen stehen im Zentrum der Konferenz, die hybrid bzw. online (zoom) durchgeführt wird.

Programm

Donnerstag, 6.5.2021

20.00 Uhr / Öffentliche Auftaktveranstaltung / Lesung und Gespräch
Eugen Ruge liest aus seinem Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ und diskutiert mit Prof. Dr. Jörg Baberowski (Lesung und Gespräch werden live über zoom und youtube gestreamt)

Freitag, 7.5.2021

10-10.30 Uhr / Begrüßung und Willkommen
Prof. Dr. Jörg Baberowski / Dr. Robert Kindler

10.30-12.00 Uhr / Panel I: Stabilität und Herrschaft
Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller (Weimar/Jena): Chruschtschows Wiederherstellung der Parteidiktatur. Entstalinisierung und Herrschaftspraxis in der Sowjetunion 1956-1964
Dr. Andreas Petersen (Zürich): Die Gründergeneration der DDR. Lebensgeschichtliche Prägung und politisches Handeln der Sowjetunionrückkehrer
Dr. Jens Boysen (Warschau): Schutz und Strenge. Die systemstabilisierende Rolle der Polnischen Armee zwischen 1970 und 1990 als Amalgam von potenziellem Zwang und emotionaler Bindung
Kommentar: Prof. Dr. Claudia Weber (Frankfurt/Oder)

13.00-14.30 Uhr / Panel II: Dynamiken der Repression
Prof. Dr. Daniela Münkel (Berlin): Verfolgung im Schatten der Mauer. Von der demonstrativen zur unauffälligen Repression in der DDR (1961-1989)
Prof. Dr. Igor Casu (Chisinau): Political Repression after Stalin. A typology based on KGB archives in Soviet Moldavia
Dr. Stefano Bottoni (Florenz): State Violence from Gheorghiu-Dej to Ceausescu. Morphologies of Repression in Communist Romania
Kommentar: Prof. Dr. Hannes Grandits (Berlin)

15.00-16.30 Uhr / Panel III: Institutionen und Akteure
Dr. Muriel Blaive (Prague): Exhausting Resources in the Exercise of Dictatorship? The Czechoslovak Political Police in Everyday Practice
Dr. Christian Booß (Berlin/Frankfurt O.): Die Staatsanwaltschaft und die Steuerung der politischen Justiz in der DDR
Prof. Dr. Pavel Kolář (Konstanz): Todesstrafe und die Transformation der Staatsgewalt nach 1956
Kommentar: Dr. Jan C. Behrends (Potsdam)

Sonnabend, 8.5.2021

9.30 – 11.00 Uhr / Panel IV: Kultur und Ordnung
Dr. Udo Grashoff (Leipzig): Politische Tabus in der DDR
Dr. Oxana Nagornaja (Jaroslawl): Stalinistische Kulturbotschafter in und nach dem Terror. Aushandlungsstrategien in der sowjetischen Kulturdiplomatie des Kalten Krieges
Dr. David Zell (Birmingham): „Mit Luther ist alles in Butter“ The Lutherjahr 1983 in the GDR – Repression and National Identity
Kommentar: Prof. Dr. Michael Meyen (München)

11.30-13.00 Uhr / Panel V: Verflechtungen und Konflikte
Prof. Dr. Daniel Leese (Freiburg): Ein kommunistischer Doppelstaat. Recht und Herrschaftslegitimation nach dem Tod Mao Zedongs
Martin Wagner (Berlin): Über die Trennung sprechen. Das Erbe der Entstalinisierung und das Ende der sino-sowjetischen Freundschaft 1963
Dr. Douglas Selvage (Berlin): Aufklärung und Repression. Die Zusammenarbeit des Ministeriums für Staatssicherheit mit dem kubanischen Innenministerium
Kommentar: Dr. Juliane Fürst (Potsdam)

14.00-15.30 Uhr / Panel VI: Formen und Folgen politischer Repression
Dr. Sebastian Stude (Potsdam): „Terror“ und „Rowdytum“. Grenzverschiebungen politischer Haft zwischen 1952 und 1989
Dr. Anna Schor-Tschudnowskaja (Wien): Sinn und Sinnlosigkeit der staatlichen Macht in der Sowjetunion. Erinnerung an den Terror
Prof. Dr. Hendrick Berth (Dresden): Erinnerte Repressionserfahrungen in den letzten Jahren der DDR und deren Auswirkungen im Lebensverlauf
Kommentar: Dr. Elke Stadelmann-Wenz (Berlin)

15.30 Uhr-16.00 Uhr / Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

robert.kindler@hu-berlin.de

https://landschaften-verfolgung.de/veranstaltungen/konferenz-nach-dem-terror/
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