17.-19. November 2021
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Eine gemeinsame Veranstaltung von:
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Leo Baeck Institute (NY/Berlin)
Mit der Unterstützung von:
Rothschild Foundation Hanadiv Europe
Institut für osteuropäische Geschichte der Universität Wien
Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien
Deadline für die Einreichungen: 30. April 2021
„Wie Strandgut werden Überlebenszeugnisse – Alben, Collagen, Skizzen, schwer entzifferbare Manuskripte – aufgelesen und ob der Lesbarkeit ihrer Botschaft und Glaubwürdigkeit unsicher von einem zum nächsten gereicht.“
Mona Körte, Flaschenpost. Vom „Eigenleben“ jüdischer Erinnerungsarchive
In den letzten Jahren hat eine Reihe wegweisender und breitangelegter Forschungs- und Auswertungsprojekte in den Sammlungen von öffentlichen sowie privaten europäischen Archiven, deren reiche Bestände zur jüdischen Geschichte und zum Holocaust zutage gefördert. Viele davon waren bislang aus den verschiedensten Gründen unbekannt und/oder unzugänglich geblieben. Zugleich hat auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ein Nachdenken über eine (Neu-)Bewertung und -definition von Archiven sowie über methodische Herangehensweisen an Archivmaterial an Bedeutung gewonnen.
Das verstärkte Interesse an Archiven in der Gegenwartskunst in Folge des archival turns, die Öffnung von Archiven in Osteuropa, die Auseinandersetzung mit den Fragmenten von Familiengeschichte(n) und deren Neuinterpretation durch die dritte Generation sowie die digitale Verfügbarkeit kleinerer Sammlungen legen nahe, dass unser Zugang zu historischen Materialien und Quellen demokratisiert wurde. Erweiterte Definitionen von Quellenmaterial haben zum Einsatz neuer Methoden für die Analyse “alter Narrative” und bislang marginalisierter Erzählungen geführt. Der Workshop möchte solche, bisher ungehörte Stimmen (wieder) sichtbar machen und neue Perspektiven und methodische Herausforderungen diskutieren, die mit diesen Entwicklungen einhergehen. Welche bisher wenig etablierten Narrative können Forscher:innen/Künstler:innen in den neu zugänglichen Archiven finden und wie können diese sichtbar gemacht werden? Wie können sich Forscher:innen/Künstler:innen diesen neuen Quellen annähern und welche Herausforderungen bringen diese neuen Materialien mit sich? Wie kann die Geschichte der materiellen Überlieferung und Provenienz der Quellen selbst als Reflexionsmoment in die Analyse miteinfließen? Besonders interessiert sind wir an Einreichungen, die Genderaspekte thematisieren, und/ oder die sich durch interdisziplinäre Zugänge auszeichnen. Ebenso willkommen sind Einreichungen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft.
Der Call-for-Papers richtet sich an Forscher:innen/Künstler:innen, die zu folgenden Bereichen und Themenkomplexen arbeiten:
- Studien zu Archivsammlungen, die erst kürzlich (wieder) zugänglich geworden sind (seit ca. 1990) sei es aus formal-administrativen Gründen oder durch das Öffnen von Grenzen
- Projekte, die sich mit privaten, vererbten oder zufällig gefundenen Archivmaterialien außerhalb institutionalisierter Sammlungen beschäftigen
- Projekte mit einem explizit gendertheoretischen oder frauengeschichtlichen Zugang
- Projekte, die etablierte Narrative in Frage stellen oder destabilisieren
- Projekte, die einen Fokus auf marginalisierte Stimmen legen, wie z.B:
- Frauen und Kinder
- Queere und LGBTIQ*-Perspektiven
- Kleinere jüdische Gemeinden, z.B. mikrohistorische Studien
- Jüdische Minderheiten in größeren Städten, z.B. jiddische oder Ladino-sprachige Gemeinschaften in einer sprachlich assimilierten Umgebung
- Jüdische Überlebensnarrative in der unmittelbaren Nachkriegszeit, z.B. Remigrationsgeschichten, frühe Zeugnisse
- Narrative jüdischer Armutserfahrung
- Narrative jüdischer Überlebenserfahrung in Wien während des Zweiten Weltkriegs (z.B. Zwangsarbeit, versteckte Kinder)
- Jüdische Lebenserfahrungen seit 1945
- Projekte, die sich künstlerisch und/oder durch unterschiedliche Medien dem Archivmaterial annähern, z.B. Musik, Film, Bildende Kunst
- Projekte, die sich mit räumlich verstreutem Material beschäftigen
Der geografische Fokus sollte auf Regionen mit Bezug zum gegenwärtigen Österreich, auf Gebieten der ehemaligen Habsburger Monarchie oder auf angrenzenden Regionen liegen.
Bewerbungen in deutscher oder englischer Sprache mit einem Exposé des Themas im Umfang von maximal 300 Wörtern sowie einem kurzen Lebenslauf und einer Publikationsliste (3 bis 5 Zeilen) sind bis zum 30. April 2021an workshop2021@vwi.ac.at zu richten.
Der Workshop ist als Präsenzveranstaltung geplant mit der Option die Online-Teilnahme zu ermöglichen, sollte es nach wie vor Reisebeschränkungen geben.
Refundierung von Reisekosten:
Reisekosten innerhalb Europas sowie Übernachtungskosten für zwei Nächte können vorbehaltlich der Zusage von Förderungen zum Teil übernommen werden.
Zeitplan
Deadline für die Einreichung der Abstracts: 30. April 2021
Teilnehmer:innen werden bis Anfang Juni 2021 verständigt.
Konzept und Organisation: Julie Dawson, Mirjam Wilhelm, and Marianne Windsperger