Abteilung Forschung und wissenschaftliche Kooperation, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
MITTWOCH, 14.4.2021, 18 UHR
Die Dresdner Familie von Klemperer
Vortrag von Anette Loesch, Oberkonservatorin der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, und Dr. Kathrin Iselt, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Rekonstruktion der Porzellansammlung Gustav von Klemperers“, Porzellansammlung Mit einem Kommentar von Heike Liebsch, HATiKVA e.V. Dresden
Anmeldung bis zum 12.4.2021 unter: https://www.skd.museum/forschung
Die Familie von Klemperer war fest in der Dresdner Stadtgesellschaft verankert. Doch in den späten 1930er Jahren waren die von Klemperers aufgrund der politischen Situation in Deutschland und der zunehmenden Repressalien gegen jüdische Bürger:innen gezwungen, Zuflucht in anderen Ländern zu suchen. Damit entwurzelte der NS-Staat die einst angesehenen Bürger:innen Dresdens, beschlagnahmte deren Besitz, nahm ihnen das Zuhause. Heute erinnert in Dresden nur noch wenig an die einst so einflussreiche und angesehene Familie von Klemperer.
Im Zentrum eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts steht zum einen die Erforschung der kostbaren Porzellansammlung des Bankiers Gustav von Klemperer, die die Geheime Staatspolizei 1938 „sicherstellte“ und die anschließend in die hiesige Staatliche Porzellansammlung gelangte. 1991 und 2010 konnten Porzellane bereits an die Nachfahren der Familie restituiert werden. Da etwa Dreiviertel aller Objekte nach wie vor als verschollen gelten, ist es ein Anliegen der Porzellansammlung Dresden, die Sammlung der Familie von Klemperer zu rekonstruieren. Zum anderen werden die Dresdner Villen, die von der Familie bewohnt wurden, vorgestellt, denn sie waren nicht nur Treffpunkt für wichtige internationale und Dresdner Gäste, sondern vor allem eines: das Zuhause der Familie.
MITTWOCH, 19.5.2021, 18 UHR
6.000 Säulen, 50.000 Taler und eine ganze Thora. Bekanntes und (viel mehr). Unbekanntes zum „Juden-Cabinet“ im Wallpavillon des Zwingers Vortrag von Dr. Michael Korey, Oberkonservator des Mathematisch-Physikalischen Salons der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Mit einem Kommentar von Laurie A. Stein, Provenienzforscherin
Anmeldung bis zum 17.5.2021 unter: https://www.skd.museum/forschung
Im architektonisch aufwendigsten Pavillon des Dresdner Zwingers wurde ab den 1730er Jahren das „Juden-Cabinet“ aufgestellt. Besucher:innen des Zwingers konnten dort ein Jahrhundert lang durchaus Ungewöhnliches besichtigen: u. a. ein imposantes, detailreiches Modell des biblischen Tempels und eine mit allen Ritualgegenständen des zeitgenössischen Judentums ausgestattete Synagoge. Beides – Tempelmodell und nachgestellte Synagoge – wurden durch Friedrich August I. (August den Starken) erworben. An einem protestantischen Hof mit einem katholischen Herrscher entstand damit eine Art „jüdisches Museum“ – und zwar zu einem Zeitpunkt, als die Juden Dresdens selbst keine eigene öffentliche Synagoge bauen durften.
2010 fand vor Ort im Wallpavillon und im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes die Kabinettausstellung „Fragmente der Erinnerung. Der Tempel Salomonis im Dresdner Zwinger“ statt, die den Spuren des barocken Tempelmodells und diesem außergewöhnlich frühen Visualisierungsansatz des jüdischen Rituallebens nachging. Neue Funde seitdem zeigen, dass gerade die nachgestellte Synagoge im Zwinger eine Resonanz an mehreren europäischen Orten in der Mitte des 18. Jahrhunderts gefunden hatte. Der reich illustrierte Vortrag dokumentiert diesen weiteren Werdegang und versucht, die offenen Fragen um die noch relativ unbekannte Episode zum frühen Sammeln und Ausstellen von „Judaica“ und zur Bau- und Sammlungsgeschichte des Zwingers aufzuzeigen.
MITTWOCH, 23.6.2021, 18 UHR
„ein sehr schwerer, in gewisser Richtung sogar unersetzlicher [...] Verlust“. Die Entlassung jüdischer Mitarbeiter:innen aus den Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden 1933 Vortrag von Dr. Karin Müller-Kelwing, Autorin des Buches „Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik – Museen im Nationalsozialismus. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter“ Mit einem Kommentar von Daniel Ristau, Historiker
Anmeldung bis zum 21.6.2021 unter: https://www.skd.museum/forschung
Nur wenige Monate nachdem der NS-Staat 1933 das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen hatte, das die Entlassung jüdischer Beamter und Staatsangestellter forderte, wirkte sich dieses auch auf die Personalpolitik der Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden aus: Die wenigen jüdischen Mitarbeiter:innen, wie der Kustos für Entomologie am Museum für Tierkunde, Fritz van Emden, und die beiden Mitarbeiterinnen des mittleren Dienstes an der Sächsischen Landesbibliothek, Anna Löwenthal und Lucie Walter, wurden entlassen. Emden emigrierte 1936 nach London, Löwenthal 1938 nach New York, Walter wanderte nach Palästina aus.
Der Vortrag würdigt diese ehemaligen Mitarbeiter:innen und stellt ihre Biografien vor. Diese wurden erst kürzlich im Rahmen des DFG-Projekts „Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik – Museen im Nationalsozialismus. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erforscht.