Versprechen als kulturelle Konfigurationen in politischen Kontexten. Zur Konturierung eines Konzepts

Versprechen als kulturelle Konfigurationen in politischen Kontexten. Zur Konturierung eines Konzepts

Veranstalter
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) Dresden & Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) Oldenburg
Veranstaltungsort
Dresden
PLZ
01069
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.05.2022 - 06.05.2022
Deadline
01.08.2021
Von
Katharina Schuchardt, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV)

Versprechen als kulturelle Konfigurationen in politischen Kontexten. Zur Konturierung eines Konzepts

Die Konferenz nimmt Versprechen als Ordnungsdimension in Gesellschaften aus einer kulturanalytischen Perspektive in den Blick und diskutiert dessen Potential und Herausforderungen. Ziel der Konferenz ist das Ausloten unterschiedlicher Dimensionen des Begriffes und die Betrachtung neuer methodischer, theoretischer und historischer Ansätze.

Making and keeping promises in politics and culture. Towards the development of a conceptual framework

The conference will focus on promises as a cultural concept in society, bring the perspective of cultural analysis into play and discuss its potential, but also the challenges. The aim is to explore the various dimensions of the concept by considering new methodological, theoretical and historical approaches.

Versprechen als kulturelle Konfigurationen in politischen Kontexten. Zur Konturierung eines Konzepts

Soziale Praktiken, Diskurse und Deutungen der Gegenwart werden unmittelbar von Versprechen geprägt. Sie durchdringen zahlreiche Bereiche des Alltags, beeinflussen zwischenmenschliche Interaktion und sind an Erwartungen, Hoffnungen und Imaginationen gebunden.

Wie Versprechen wahrgenommen, rezipiert und antizipiert werden, bestimmt in nicht unerheblichem Maße Entscheidungen, die unter den Bedingungen der Gegenwart für die Zukunft getroffen werden. Auf diese Weise verbunden, schaffen sie berechenbare und gestaltbare, zeitliche Horizonte; selbst wenn sie womöglich nicht gehalten werden. Retrospektiv ermöglicht die genauere Betrachtung von Versprechen Einblicke in die jeweiligen zeitgenössischen Kontexte von Gesellschaften, da durch sie erkennbar wird, welche Vorannahmen oder auch Enttäuschungen damit verknüpft waren.

Als eine kulturelle Ordnungsdimension in Gesellschaften verstanden, setzen Versprechen zum einen spezifische Erwartungshaltungen voraus, sollen Verlässlichkeit, Sicherheit und Stabilität im Miteinander vermitteln, verfügen zum anderen aber auch über aktivistisches Potential. Der Einfluss von Versprechen im Kontext staatlichen und politischen Handelns auf Leben und Alltag der Menschen spielt eine bedeutende gesellschaftliche Rolle. Zentrale Voraussetzung ist hierbei das Vertrauen in ihre Umsetzung und die damit verbundene Aussicht auf bessere Zeiten.

Dies artikuliert sich beispielsweise konkret in (kultur)politischen Forschungsfeldern wie Protestbewegungen, Klimapolitik oder im Bereich der Migration. Auch Institutionen basieren auf Versprechen, die ihre Gründung und dauerhafte Fortführung legitimieren. Im kultur- und wissenschaftspolitischen Bereich können beispielsweise Forschungsstellen, Museen und Gedenkstätten angeführt werden, die mit Vorstellungen von der Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse und damit Zukunftsversprechen der Initiator:innen verknüpft werden.

In unterschiedlichen Fachdisziplinen stellen Versprechungen und Verheißungen zentrale Untersuchungsgegenstände dar, vorrangig in religiösen wie profanen Zusammenhängen auf der Ebene der Sprechakt-Theorie (Wonneberger/Hecht 1986) oder als Konzepte, denen sich die Autor:innen überwiegend aus der Perspektive der Rechtsphilosophie (Schneider 2005) beziehungsweise im Kontext der Geschichte von Werten (Zeller 2019) nähern. In der Volkskunde/Europäischen Ethnologie/Kulturanthropologie/Empirische Kulturwissenschaft waren und sind Versprechen nur vereinzelt Gegenstand von Diskussionen. Im Zusammenhang mit der Vergegenwärtigung von Zukunft, etwa in der Stadtforschung, wird diskutiert, wie Versprechen als Performanz zu deuten sind und welche Wirkungen sie als soziale Praktiken entfalten können (Färber 2021).

Als eigenständiges Konzept jedoch wurden sie bisher kaum explizit thematisiert. Von einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Begriff, der als ein zentrales Element gesellschaftlichen Zusammenlebens verstanden werden kann, und mit seiner praxeologischen Verwendung in politischen Kontexten erhoffen wir uns neue Erkenntnisse. Im Rahmen der Tagung möchten wir daher die vielversprechenden kulturellen Konfigurationen aus einer kulturanalytischen Perspektive in den Blick nehmen und das Potential sowie die Herausforderungen in diesem Zusammenhang diskutieren. Im Zentrum wird der produktive Austausch über Versprechen als Konzept, Analysekategorie und epistemologische Dimension stehen, wobei unterschiedliche Forschungspositionen und Konzeptionen insbesondere an den Schnittstellen von Politik und Alltag erwünscht sind.

Beiträge

Wir würden uns über Beiträge primär von Fachvertreter:innen der Volkskunde/Europäischen Ethnologie/Kulturanthropologie/Empirischen Kulturwissenschaft freuen, die die unterschiedlichen Dimensionen des Begriffes untersuchen und neue methodische, theoretische oder auch historische Ansätze diesbezüglich verfolgen. Wir sind besonders, jedoch nicht ausschließlich interessiert an Beiträgen in folgenden Kontexten:

- Historische Dimensionen des Versprechens in der Politik bzw. in
politischen Kontexten (u. a. in den Bereichen Migration,
Integration, Flucht, Vertreibung)
- Versprechen als Zukunftsprojekte in gegenwärtigen politischen
Aushandlungsprozessen (u. a. Energiepolitik, Klimapolitik,
Kulturpolitik, Technologien)
- Institutionen als Versprechen (Bildungseinrichtungen, Museen,
Gedenkstätten)

Wir freuen uns sehr, dass wir Prof.’in Dr. Alexa Färber (Wien) für die Keynote und Prof.‘in Silke Göttsch-Elten (Kiel) für den Abschlusskommentar gewinnen konnten.

Senden Sie uns bitte ein Abstract Ihres Beitrages (nicht länger als 600 Wörter) und einen kurzen Lebenslauf bis 1. August 2021 an Cornelia Eisler <cornelia.eisler@bkge.uni-oldenburg.de> und Katharina Schuchardt <Katharina.Schuchardt@mailbox.tu-dresden.de>. Bis zum 31. Oktober 2021 werden wir Sie über die Annahme der Beiträge informieren. Der Termin für das Einreichen des Konferenz-Paper wird der 31. März 2022 sein.

Die Tagung, veranstaltet vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) und dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) Oldenburg, wird vom 4. bis 6. Mai 2022 in Dresden stattfinden.

Organisatorinnen der Konferenz: Dr. Cornelia Eisler, Dr. Katharina Schuchardt

Eine Publikation der Beiträge ist vorbehaltlich der Mittelzusage am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. (ISGV) geplant.

Die Beiträge können entweder auf Deutsch oder auf Englisch eingereicht werden.

Zitierte Literatur:
- Alexa Färber: Gegen UnGleichzeitigkeit? Das Versprechen als
alltagskulturelle Vergegenwärtigung von (urbanen) Zukünften, in:
Dagmar Hänel, u.a. (Hg.): Planen. Hoffen. Fürchten. Zur
Gegenwart der Zukunft im Alltag, Münster, New York 2021
(Bonner Beiträge zur Alltagskulturforschung 13), S. 25–41,
- Manfred Schneider (Hg.): Die Ordnung des Versprechens.
Naturrecht – Institution – Sprechakt, München 2005,
- Reinhard Wonneberger, Hans Peter Hecht (Hg.): Verheißung und
Versprechen. Eine theologische und sprachanalytische Klärung, G
Göttingen, Zürich 1986,
- Christoph Zeller: Werte. Geschichte eines Versprechens, Stuttgart
2019.

Making and keeping promises in politics and culture. Towards the development of a conceptual framework

Promises inform contemporary social practices, discourse and interpretation, permeate everyday life, and influence interpersonal relationships. They are intimately connected with expectations, aspirations and visions. Decisions about the future that we take in the light of experience and current conditions are significantly influenced by the way in which promises are perceived and anticipated. Therefore, promises – even broken ones – seem to create potentially predictable and configurable time frames. A retrospective examination of earlier promises can expose previously overlooked aspects of the relevant societal context. Taking a closer look at historical promises can also reveal the expectations and/or disappointments they engendered for a future that has now been revealed.

On the one hand, the assumption that promises constitute a cultural concept in society requires us to consider specific expectations, for instance with regard to reliability, security as well as stability within society. On the other hand, promises can implicate potential activism. Promises made by stakeholders in political and/or governmental spheres influence people’s everyday life. People assume that promises will be kept and on that basis they expect their life to improve.

Several fields at the intersection of political and cultural studies deal with the issue, such as social movements, climate and migration policy. Cultural institutions are established on the basis of promises that legitimate both their foundation and their lasting existence. In setting up research centres, museums and memorials, for example, the initiators might hold out the promise that relationships would improve within their societies. Academics from different fields have done inspiring research on secular as well as religious promises, for instance with regard to the concept of illocutionary acts (Wonneberger/Hecht 1986), the philosophy of law (Schneider 2005) and in connection with the history and theory of values (Zeller 2019). However, so far only a few academics within the field of European Ethnology / Cultural Anthropology or Cultural studies have chosen promises as the central object of their research. With regard to studies of future and (urban) planning, however, promises are discussed as performance and how they take effect as social practices (Färber 2021).

Only rarely are promises the sole focal point of research within the field. We therefore hope to initiate a discussion on different levels about this concept as a fundamental component of the social fabric; we also expect to gain new insights into promises in the political context by using a praxeological approach. This conference aims to take a closer look at promising cultural configurations and to bring the perspective of cultural analysis into play. We would like to discuss the potential, but also the challenges. The main goal of the conference is to start a lively debate about promises as a concept, as a category of analysis and as an epistemological dimension, by integrating multiple perspectives and a variety of approaches.

Contributions

We welcome (disciplinary and interdisciplinary) contributions from colleagues in the field of Cultural Anthropology, European Ethnology and Cultural Studies who are exploring various dimensions of the concept and pursuing new methodological, theoretical and/or historical approaches. The organisers would like to encourage proposals which address any of the following topics:

- Historical dimensions of promises in politics or political contexts (incl.
migration policies, integration, flight and expulsion)
- Promises as projects for the future in current political debates and
negotiations (incl. energy, climate and/or cultural policies,
technologies)
- Institution as promises (educational institutions, museums, memorials)

We are delighted to welcome Prof. Dr. Alexa Färber (Vienna) as our keynote speaker and and Prof. Dr. Silke Göttsch-Elten (Kiel) as our closing speaker.

Please submit an abstract for your paper (approx. 600 words) and a short CV to Cornelia Eisler <cornelia.eisler@bkge.uni-oldenburg.de> and Katharina Schuchardt <Katharina.Schuchardt@mailbox.tu-dresden.de> no later than 1 August 2021. The programme will then be finalised and you will be notified by 31 October 2021 whether your paper proposal has been accepted. The deadline for full paper submissions will be 31 March 2022.

The conference is organised by the Institute of Saxon History and Cultural Anthropology / Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) Dresden and the Federal Institute for Culture and History of the Germans in Eastern Europe / Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) Oldenburg. Conference dates: 4–6 May 2022 in Dresden.

Organisers: Dr. Cornelia Eisler, Dr. Katharina Schuchardt

It is anticipated that selected papers will be published – subject to funding – at the Institute of Saxon History and Cultural Anthropology / Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. (ISGV).

We welcome contributions in German or English.

Cited literature:
- Alexa Färber: Gegen UnGleichzeitigkeit? Das Versprechen als
alltagskulturelle Vergegenwärtigung von (urbanen) Zukünften, in:
Dagmar Hänel, et al. (eds.): Planen. Hoffen. Fürchten. Zur Gegenwart
der Zukunft im Alltag, Münster, New York 2021 (Bonner Beiträge zur
Alltagskulturforschung 13), pp. 25–41,
- Manfred Schneider (ed.): Die Ordnung des Versprechens. Naturrecht –
Institution – Sprechakt, München 2005,
- Reinhard Wonneberger, Hans Peter Hecht (eds.): Verheißung und
Versprechen. Eine theologische und sprachanalytische Klärung,
Göttingen, Zürich 1986,
- Christoph Zeller: Werte. Geschichte eines Versprechens, Stuttgart
2019.

Kontakt

cornelia.eisler@bkge.uni-oldenburg.de
Katharina.Schuchardt@mailbox.tu-dresden.de

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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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