Vergleich, Analogie, Klassifikation - Genealogie der vergleichenden Wissenschaften um 1800

Vergleich, Analogie, Klassifikation - Genealogie der vergleichenden Wissenschaften um 1800

Veranstalter
Institut für deutsche Sprache und Literatur, Universität zu Köln - DFG-Forschungsprojekt "Wissensgeschichte des Vergleichs um 1800"
Veranstaltungsort
Universität zu Köln, Hauptgebäude, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.07.2009 - 11.07.2009
Website
Von
Dr. Michael Eggers

Die Methode des Vergleichs ist in die Wissenschaftsgeschichte um 1800 eingeschrieben. Anhand des Musters der ‚vergleichenden Wissenschaften‘ entstehen zahlreiche eigene Disziplinen, und zwar auf beiden Seiten der späteren Grenze zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften. Ziel der interdisziplinären Tagung ist es, die Gründe für die Beliebtheit dieser Methode zu finden und ihre verschiedenen Ausprägungen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin zu untersuchen. Was vereint die Naturgeschichte Carl Friedrich Kielmeyers mit Friedrich Schlegels vergleichender Sprachwissenschaft, die Morphologie Goethes mit der vergleichenden Anatomie eines Geoffroy Saint-Hilaire oder eines Georges Cuvier? Wie unterscheidet sich der logische Vergleich vom rhetorischen, wie Analogie und Vergleich voneinander? Haben die naturgeschichtlichen Klassifikationsversuche des 18. und 19. Jahrhunderts die Entstehung der vergleichenden Literaturwissenschaften vorbereitet oder ist der dort betriebene, interkulturelle Vergleich ein ganz anderes, neues Paradigma? Und ist das Weltbild, das sich in den untersuchten theoretischen Entwürfen jeweils ausdrückt, auch in fiktionalen Texten wiederzuerkennen? Wie (und ob überhaupt) sich eine Wissensgeschichte von Vergleich, Analogie und Klassifikation schreiben ließe und welche historischen Konzepte sie berücksichtigen müsste, soll im Verlauf der Tagung diskutiert werden. Nur ein fächerübergreifender Zugang kann diese Epoche angemessen beschreiben, in der sich einerseits die Fragmentierung des Wissenssystems in Einzeldisziplinen vollzieht, die aber andererseits auch letzte Versuche lückenloser, enzyklopädischer Systeme erlebt. Vertreterinnen und Vertreter der Literaturwissenschaften, der Biologie, der Sprachwissenschaft, der Architektur sowie der Wissenschafts- und Kunstgeschichte treffen aufeinander, um diese wichtige Ausdifferenzierungsphase des Systems der modernen Wissenschaften zu erörtern.

Programm

Do. 9.7. – 14:30
Alter Senatssaal (Hauptgebäude)
Begrüßung und Einführung (Dr. Michael Eggers)

-15 Uhr-
Prof. Dr. John Neubauer (Literaturwissenschaft, Universität Amsterdam)
Die Geburt der Literaturgeschichte aus dem Geiste des Organismusgedankens

-15:45 Uhr-
Dr. Stefan Willer (Germanistik, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin)
Allgemein und vergleichend?
Ein Problem der Komparatistik und seine Entstehung um 1800

-16:30 Uhr-
Kaffeepause

-17 Uhr-
MA Daniel Ulbrich (Wissenschaftsgeschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Spannungsreiches Klassifizieren.
Johann Wilhelm Ritters elektrochemische Taxonomien zwischen Analogiedenken und vergleichender Methode

-17:45 Uhr-
Prof. Dr. Simone Roggenbuck (Sprachwissenschaft, RWTH Aachen)
Das Scharfe und das Unscharfe.
Zur Präzision von Klassifikationen und zur prototypischen Unschärfe von Vergleichen

Fr. 10.7.
Neuer Senatssaal (Hauptgebäude)
Moderation: Prof. Dr. Nicolas Pethes

-10 Uhr-
Prof. Dr. Rodolphe Gasché (Komparatistik, University at Buffalo, New York)
The Gratifications of Comparisons.
Kant's Critical Elucidation of the Analytic of Pure Practical Reason

-10:45 Uhr-
Dr. Angus Nicholls (Germanistik, Queen Mary College, London)
Between Natural and Human Science: Questions of Scientific Method in Goethe’s Noten und Abhandlungen zum West-Östlichen Divan

-11:30 Uhr-
Kaffeepause

-12:00 Uhr-
Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach
(Geschichte der Naturwissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Analoge Anthropologien.
Zur Reanimierung des Mikro-Makrokosmos-Denkens im 19. Jahrhundert

-12:45 Uhr-
Mittagspause

-14:15 Uhr-
Moderation: Prof. Dr. Carsten Zelle
Prof. Dr. Helmut Müller-Sievers (Germanistik, Northwestern University, Illinois)
Theater und dreifacher Sinn. Zur Klassifikation der Maschinen um 1800.

-15 Uhr-
Dr. Kerstin Palm (Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität Berlin)
Das vegetabile Weibliche - das animalische Männliche.
Wirkmächtige analogische Geschlechterklassifikationen in der Biologie um 1800

-15:45 Uhr-
Kaffeepause

-16:15 Uhr-
Prof. Dr. Nicolas Pethes (Komparatistik, Fern-Universität Hagen)
Anthroplogische Kränkungen um 1800.
Der Affe als Grenze der Klassifikation in Naturgeschichte und Populärkultur

Sa. 11.7.
Neuer Senatssaal (Hauptgebäude)
Moderation: Dr. Michael Eggers

-9:30 Uhr-
Dr. Thomas Bach
(Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Vergleichende Methode und Methode des Vergleichs bei
Carl Friedrich Kielmeyer

-10:15 Uhr-
Dr. Peter Goßens (Komparatistik, Ruhr-Universität Bochum)
Carl Ritter und die Weltliteratur.
Ein Beitrag zur Frühgeschichte des ‚spatial turn‘

-11 Uhr-
Kaffeepause

-11:30 Uhr-
Prof. Dr. Tristan Weddigen (Kunstgeschichte, Universität Zürich)
Die Gemäldegalerie als Ort des vergleichenden Sehens

-12:15 Uhr-
Prof. Dr. Ute Poerschke (Architektur, Pennsylvania State University)
Architektur als mathematische Funktion.
Überlegungen zu Gottfried Semper

Kontakt

Michael Eggers, Dr.

Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

m-eggers@gmx.net