Mädchen im Altertum

Mädchen im Altertum

Veranstalter
Dr. Susanne Moraw, Deutsches Archäologisches Institut, Berlin; Anna Kieburg, M.A., Institut für Kunstgeschichte und Archäologie, Universität Bonn
Veranstaltungsort
Deutsches Archäologisches Institut Berlin, Podbielskiallee 69-71, 14195 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.10.2010 - 10.10.2010
Deadline
31.10.2009
Website
Von
Moraw, Susanne

Die Tagung widmet sich den Mädchen im Altertum, von der Steinzeit bis in die Spätantike, innerhalb eines geographischen Rahmens, der von Europa bis nach Ägypten und dem Alten Orient reicht.

Folgende Themenkomplexe sind dabei von Interesse:

Definition. »Mädchen« sind weibliche Kinder und Jugendliche, die noch nicht den Status einer Erwachsenen erlangt haben. Dieser Status wird in unserer Gesellschaft aus juristischer Sicht mit Vollendung des 18. Lebensjahres erreicht, aus soziologischer Sicht etwa mit der ökonomischen Unabhängigkeit (dem eigenen Job) oder der biologischen Reproduktion (eigenen Kindern). Wie sahen dagegen die kulturspezifischen rites de passage zum Erwachsenenstatus für weibliche Menschen im Altertum aus? War das prinzipiell die Hochzeit? Dies legen zwar die literarischen Quellen aus Griechenland und Rom nahe; für prähistorische Gesellschaften hingegen lässt sich die Existenz einer Institution wie der Ehe nur postulieren, nicht beweisen. Und was ist mit denjenigen, die aus sozialen, ökonomischen, rechtlichen oder anderen Gründen gar nicht heiraten konnten oder wollten?

Geburten-/Familienplanung. Heute gibt es, v. a. in asiatischen Ländern, das Phänomen der »verschwundenen Mädchen«: weibliche Föten werden aufgrund ihres Geschlechts abgetrieben, weibliche Neugeborene werden getötet oder so schlecht versorgt, dass sie nicht überleben. Gab es Vergleichbares in den Kulturen des Altertums und falls ja, anhand welcher Zeugnisse läßt sich das belegen? Und was wissen wir überhaupt über die Sterblichkeit von weiblichen Kindern und den Umgang mit den Gestorbenen?

Herausbildung der Geschlechtsidentität. Wurden Kinder schon immer früh entsprechend ihrem biologischen Geschlecht in eine bestimmte soziale Rolle eingewiesen? In der bildenden Kunst des klassischen Athen beispielsweise werden Kinder bereits jenseits des Krabbelstadium geschlechtsspezifisch dargestellt. Gab es Kulturen, die Kinder erst einmal als asexuelle Wesen einstuften? Und wenn ja, bis zu welchem Alter?

Materielle Kultur und soziale Praktiken. Welche Kleidung, Frisur, Schmuck, Schminke war in einer bestimmten Kultur typisch für Mädchen? Mit welchen Gegenständen hantierten sie und, darüber hinausgehend, welche sozialen Praktiken vollführten sie? In welchen sozialen Räumen hielten sie sich auf? Was läßt sich daraus ableiten über den Handlungsspielraum, den Mädchen in den verschiedenen Kulturen hatten, oder über ihre eigenen Gedanken, Vorstellungen, Wünsche?

Diskurse. Welche Diskurse zu Mädchen lassen sich anhand der literarischen oder archäologischen Zeugnisse fassen? In unserer Gesellschaft werden Mädchen schon im Kindesalter weitaus stärker sexualisiert als gleichaltrige Jungen (z. B. durch Kleidung, die sog. weibliche Reize entweder explizit zur Schau stellt oder im Gegenteil, wie das Kopftuch, explizit verhüllt). Galt dies auch im Altertum und wie läßt sich das belegen? Ein weiteres modernes Phänomen ist die Abwertung der Mädchenkultur gegenüber der von Jungen, die mit der generellen Geschlechterhierarchie zu tun hat. (Ein Mädchen, das Fußball spielt, mag noch etwas Besonderes im positiven Sinne sein – aber ein Junge, der von rosa Kleidern träumt, ist für seine Eltern vermutlich eher eine Katastrophe.) Wie sah dies in den Kulturen des Altertums aus?

Forschung und Medien. Auf den ersten Blick scheint es, als seien Mädchen die großen Unsichtbaren der Forschung, zweifach marginalisiert aufgrund ihres Geschlechts und aufgrund ihres Alters, ihres Status des »noch nicht«. Stimmt das? Und wie steht es mit der Präsenz und der Darstellung von (prä)historischen Mädchen in populärwissenschaftlichen Medien, etwa in Schulbüchern oder im Film?

Beiträge
Die Tagung richtet sich vor allem an Vertreterinnen und Vertreter der Altertumswissenschaften und hier auch ausdrücklich an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Beiträge aus anderen Disziplinen, etwa den Sozial- und Erziehungswissenschaften oder der Ethnologie, sind erwünscht, sofern sie zu einem besseren Verständnis der Phänomene im Altertum beitragen.

Die Vortragslänge beträgt 30 Minuten, mit anschließender 15minütiger Diskussion. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
Vorschläge mit Arbeitstitel, einem Abstract von maximal 250 Worten sowie Adresse und kurzem akademischen Lebenslauf bitte per Email bis zum 31. 10. 2009 an die Organisatorinnen:

Dr. Susanne Moraw
Deutsches Archäologisches Institut
Podbielskiallee 69-71
14195 Berlin
smo@dainst.de

Anna Kieburg, M.A.
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn
a.kieburg@web.de.

Organisation
Die Tagung wird organisiert von »FemArc – Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen« und findet vom 8. bis 10. Oktober 2010 statt in der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts, Berlin.

Vorbehaltlich einer entsprechenden Finanzierung können Fahrt- und Übernachtungskosten erstattet werden.
Über die Gestaltung des Vortragsprogramms informieren wir Ende des Jahres.
Eine Publikation der Tagung in der Reihe »Frauen – Forschung – Archäologie« (http://www.femarc.de/hgg/index.html) ist geplant.

This conference is about girls, from early Neolithic times to Late Antiquity, within the geographical limits of Europe, Egypt, and the Ancient Near East.

The following range of topics will be adressed:

Definition. »Girls« are female children and teenagers, who have not yet received the status of an adult woman. In contemporary German society this status is legally achieved by the age of 18, socially by economic independence (with a proper job) or by biological reproduction (own children). But which were the specific cultural rites de passages for the transition of female children to adulthood in antiquity? Was it the wedding as a rule, as is suggested by literary sources both from Greece and Rome? For prehistoric societies, however, an institution like marriage can only to be postulated.

Birth-/Family planning. »Lost girls« are a phenomenon peculiar to contemporary society, most notably in Asian countries: female fetuses are aborted because of their sex, female newborns are killed or so badly cared for, that they do not survive. Was there anything comparable in ancient cultures? And if so, what kind of sources can account for such a practice? What do we know at all about mortality of female children and the handling of the deceased?

Development of gender identity. Were children introduced to social roles early on according to their biological sex? Classical Athenian art for example represents children shortly after crawling age in a gender specific way. Are there any cultures that classified children as asexual creatures at an early age? And if so, until what age was is customary to do so?

Material culture and social practice. What kind of clothing, hairdo, jewelry, or make-up was characteristic for girls in specific cultures? What kinds of objects did they handle and which social practices did they perform? In which social spaces were they supposed to stay? What can we deduce from the evidence with regard to the scopes of girls in different cultures or to their own thoughts, wishes and beliefs?

Discourse. Which discourses about girls can be conceived on the basis of literary and archaeological sources? In our society infant girls are much more sexualized than boys of the same age (e.g. by clothing, which emphasizes female attraction or on the contrary explicitly veils it, such as the scarf). Does this already apply to antiquity and how can we prove it? A further modern phenomenon is the devaluation of girls’ culture to that of boys, resulting from general gender hierarchy. (A girl playing football may be something special in the positive sense – but a boy dreaming of pink dresses, is probably embarrasing for his parents.) How was this issue perceived in ancient cultures?

Research and media. At first sight, girls seem to be the big invisibles in research, twice marginalized because of their sex and their age, their status of »not yet«. Is that true? And what about the presence and depiction of (pre)historic girls in popular media, such as schoolbooks or movies?

Contributions
We are looking for papers from ancient historians, philologists and archaeologists, and explicitly also from young scholars. Contributions from other disciplines such as social or educational sciences or ethnology are very welcome, provided they contribute to a better understanding of concepts of girlhood in antiquity.

Papers presentations are limited to 30 minutes followed by a discussion of 15 minutes.
Conference languages are German and English.
Proposals with working title, an abstract of maximum 250 words as well as address and a short academic CV should be sent via email by 31th October 2009 to the organizers:

Dr. Susanne Moraw
Deutsches Archäologisches Institut
Podbielskiallee 69-71
14195 Berlin
smo@dainst.de

Anna Kieburg, M.A.
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie der Universität Bonn
Am Hofgarten 21
53113 Bonn
a.kieburg@web.de.

Organisation
The conference will be organized by »FemArc. Network of women in archaeology« (www.femarc.de) and is taking place 8th - 10th October 2010 at the German Archaeological Institute (DAI) in Berlin.

Subject to our funding expenses for travel and accommodation might be refundable.
Further information concerning the program will be provided by the end of 2009.
Publication of the conference is planned in the series »Frauen – Forschung – Archäologie«
(http://www.femarc.de/hgg/index.html).

Programm

Kontakt

Susanne Dr. Moraw

DAI, Podbielskiallee 69-71, 14195 Berlin

smo@dainst.de


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