'Jeden Drückeberger trifft ohne Gnade das gleiche Schicklsal'. Hamburger Kriegsgerichte und die Deserteure des Zweiten Weltkrieges. Erinnerung noch immer unerwünscht?

'Jeden Drückeberger trifft ohne Gnade das gleiche Schicklsal'. Hamburger Kriegsgerichte und die Deserteure des Zweiten Weltkrieges. Erinnerung noch immer unerwünscht?

Veranstalter
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Veranstaltungsort
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg, Studienzentrum (Steinhaus 1)
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.11.2011 - 19.11.2011
Deadline
04.11.2011
Von
Oliver von Wrochem

Die Geschichte der Wehrmachtjustiz in Hamburg und ihrer Opfer ist bis heute in der Öffentlichkeit, aber auch in der zeitgeschichtlichen Forschung nur wenig bekannt. Dabei waren im Zweiten Weltkrieg in Hamburg allein bis zu 15 Kriegsgerichte tätig, darunter das Gericht der Wehrmachtkommandantur Hamburg und das Gericht des Admirals der Kriegsmarinedienststelle. Auf dem Truppenübungsplatz Höltigbaum (Hamburg-Rahlstedt) und im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis wurden über 300 Todesurteile vollstreckt, zumeist wegen Desertion und „Zersetzung der Wehrkraft“.

Die Tagung, die der Bilanzierung der bisherigen Forschungsergebnisse dient, fragt zugleich danach, wie zukünftig in Hamburg an diese Opfer des NS-Regimes erinnert werden kann und ob der von einem Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal eingebrachte Vorschlag einer Denkmalsrealisierung in Nachbarschaft des so genannten 76er Kriegerdenkmals und des von Alfred Hrdlicka geschaffenen, aber unvollendeten Gegendenkmals am Stephansplatz diesem Anliegen gerecht werden kann.

Die Tagung wird veranstaltet in Kooperation mit der Evangelischen Akademie der Nordelbischen Kirche, Hamburg; der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, Bremen; dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, LV Hamburg; der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg; der Kirchlichen Gedenkstättenarbeit an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme sowie der Stiftung Hamburger Geschichtswerkstätten.

Programm

Donnerstag, 17.11.2011, 19.00 Uhr

Öffentlicher Vortrag:
Universität Hamburg, Von-Melle-Park 6 (Philosophenturm), Hörsaal C

Dr. Magnus Koch (Hamburg): Der höhere Sinn des Davonlaufens. Deserteure der Wehrmacht: Eine Zwischenbilanz

Freitag, 18.11.2011 (KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum)

09.00 Uhr: Begrüßung durch Dr. Detlef Garbe/Dr. Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

Grußwort von Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung
Opfer der NS-Militärjustiz

Sektion 1: Die Wehrmachtjustiz in Hamburg und ihre Opfer
Moderation: Herbert Diercks (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

09.30 Uhr: Dr. Detlef Garbe (KZ-Gedenkstätte Neuengamme): Spuren der Wehrmachtjustiz in Hamburg – ein Überblick

10.30 Uhr: Kaffeepause

11.00 Uhr: Lars Skowronski (Gedenkstätte Roter Ochse, Halle): Die Hamburger Opfer der Wehrmachtjustiz – Namensermittlungen, Fallbeispiele

12.00 Uhr: Dr. Christiane Rothmaler (Hamburg): „Weil ich Angst hatte, dass er erschossen wird“. Die Bestrafung von Frauen wegen Beihilfe zur Fahnenflucht vor dem Hanseatischen Sondergericht

13.00 Uhr: Mittagsessen

14.00 Uhr: Möglichkeit zum Kennenlernen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Führung optional)

Sektion 2: Die Kriegsrichter und der Blick auf die Opfer der Wehrmachtjustiz im Nachkriegsdeutschland
Moderation: Dr. Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

15.00 Uhr: Dr. Claudia Bade (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden, Projekt „Lebensläufe und Spruchpraxis von Wehrmachtrichtern): Hamburger Wehrmachtrichter: Karrieren und Rechtfertigungen

16.00 Uhr: Kaffeepause

16.15 Uhr: Günter Knebel (Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, Bremen): Die späte Anerkennung der Deserteure als Opfer des Nationalsozialismus in der Forschung, der Öffentlichkeit und in der Politik

18.00 Uhr: gemeinsames Abendessen in HH-Bergedorf

19.30 Uhr: Haus im Park - Begegnungsstätte in Hamburg-Bergedorf
Filmvorführung: „Ungehorsam als Tugend. Das Wehrmachtgefängnis Anklam und die Militärjustiz im Dritten Reich“. (74 Min., D 2010). Buch&Regie: Jörg Herrmann. Hanse TV; gefördert durch Kulturelle Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern und NDR-Filmförderung.
Anschließend Gespräch mit dem Regisseur.

Samstag, 19.11.2011 (KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum)

Sektion 3: Erinnern und Gedenken
Moderation: Dr. Oktavia Christ (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, LV Hamburg)

09.00 Uhr: Kerstin Klingel (Hamburg): Erinnerung an den Soldatentod in Hamburger Denkmalen: Kriegerdenkmale – Gegendenkmale – Deserteursgedenken

10.00 Uhr: Dr. Karola Fings (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln): Das 2009 eingeweihte Deserteursdenkmal in Köln – Beispiel einer gelungenen Aufarbeitung

11.00 Uhr: Kaffeepause

11.30 Uhr: Dr. Detlef Garbe (KZ-Gedenkstätte Neuengamme): Noch immer unerwünscht? 25 Jahre weitgehend vergebliche Bemühungen um ein Deserteursdenkmal in Hamburg

12.30 Uhr: Ulrich Hentschel (Evangelische Akademie der Nordelbischen Kirche, Hamburg): Tagungskommentar: Ergebnisse und Ausblick
Abschlussdiskussion, Verabredungen

13:30 Uhr: Gemeinsames Mittagessen & Abreise

Kontakt

Lukas Kaiser

KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
++49 40 428 131 543
++49 40 428 131 525

studienzentrum@kb.hamburg.de

http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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