Migration und Gesundheit (1700-2000)

Migration und Gesundheit (1700-2000)

Veranstalter
Arbeitskreis Sozialgeschichte der Medizin, Institut für Geschichte der Medizin, Robert Bosch Stiftung
Veranstaltungsort
Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.05.2012 - 22.05.2012
Deadline
15.03.2012
Von
Jens Gründler

Workshop des ‚Arbeitskreis Sozialgeschichte der Medizin’ am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart

Beginn: 21.5. um 14.00; Ende 22.5. um 13.00

Migration, so haben Jochen Oltmer und Klaus Bade festgestellt, bildet ein konstitutives Merkmal in der Menschheitsgeschichte, welches in den letzten Jahrzehnten in der wissenschaftlichen Forschung immer mehr Beachtung gefunden hat. Gesundheit – oder Krankheit – der Wandernden spielten in der bisherigen sozialhistorischen Forschung aber eine eher untergeordnete Rolle. In der Regel wurde die Gesundheit als Voraussetzung des Erfolgs in der Aufnahmegesellschaft thematisiert, während Krankheit als Hindernis während des Prozesses der Migration – durch Grenzkontrollen und -regime – und als Erschwernis der Integration nach der Ankunft zur Sprache kam. Auch in der Gesundheitswissenschaft wurde Migration bisher eher eindimensional betrachtet und als ein gesundheitlich belastendes Ereignis wahrgenommen. Die Migrantinnen und Migranten selbst traten dabei häufig nur am Rande in Erscheinung.

Bei dem geplanten Workshop sollen einerseits die Wahrnehmungen, Erfahrungen und Praktiken der Migrantinnen und Migranten in Bezug auf Krankheit/Gesundheit in den Mittelpunkt rücken. Andererseits sollen aber auch gesundheitspolitische Maßnahmen und Diskurse in den Aufnahmegesellschaften Berücksichtigung finden.

Mögliche Themen und Fragestellungen sind:

1. Praktiken und Wahrnehmungen von Gesundheit und Krankheit während der Migration und in der Aufnahmegesellschaft: Mit welchen Strategien der Gesundheitsfürsorge reagierten Migrantinnen und Migranten auf veränderte soziale, ökonomische oder klimatische Rahmenbedingungen? Wie reagierten diese auf unbekannte Krankheiten? Inwiefern veränderte sich das Ernährungsverhalten? Welche Auswirkungen hatte die Abwesenheit von sozialen Netzwerken auf das Verhältnis von Selbst- und Fremdhilfe?

2. Die Inanspruchnahme, Wahrnehmung und Bewertung gesundheits- oder pflegerelevanter Angebote durch Migrantinnen und Migranten: Welche Angebote wurden wie genutzt? Wie wurden kulturelle Unterschiede/Missverständnisse zwischen Versorgenden und Kranken thematisiert und aufgelöst?

3. Migrantische Selbsthilfeorganisationen, wie z. B. Krankenvereine und -kassen, deren Dienstleistungen und Inanspruchnahme durch Betroffene: Welche Selbsthilfeorganisationen wurden von Einwanderern institutionalisiert? Wie wurden diese finanziert? Anhand welcher Kriterien wurde die Zulassung bestimmt? Welche Angebote – z. B. muttersprachliche Ärzte – stellten diese Vereine zur Verfügung und welche Risiken waren abgedeckt?

4. Karitative und konfessionelle Entwicklungen, Veränderungen und Ausdifferenzierungen kultursensibler medizinischer und pflegerischer Angebote in den Aufnahmegesellschaften: Inwieweit waren Aufnahmegesellschaften bereit, ihre sozialen Sicherungssysteme Migrantinnen und Migranten zu öffnen? Welche Prozesse von Inklusion und Exklusion lassen sich erkennen? Wie reagierten die gesundheitsrelevanten/-politischen Institutionen auf die Herausforderungen? Inwieweit waren diese bereit, ihre Leistungen und Angebote für Migrantinnen und Migranten anzupassen? Wie verhielten sich karitative und konfessionelle Gesundheitsfürsorger gegenüber den Einwanderern? Welchen Einfluss hatten frühere Migrantinnen und Migranten auf diese Entwicklungen?

5. Wahrnehmungen und Auswirkungen von gesundheitsspezifischen Grenzregimen und Strategien des Umgangs mit diesen: Wie wurden die auf Krankheit basierenden Ausgrenzungen und Abweisungen durch Migrantinnen und Migranten thematisiert? Welche Praktiken der Umgehung oder Überwindung exkludierender Grenzregime wurden zur Anwendung gebracht? Wie verhielten sich bereits eingewanderte Gruppen zu den medizinischen Ausgrenzungsstrategien?

Die hier vorgestellte Themenliste ist nur als Orientierungshilfe zu verstehen. Eingereichte Beiträge sollten eine sozialhistorische Perspektive aufweisen. Willkommen sind Vorschläge aus allen Kulturräumen in dem genannten Zeitraum und von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen.

Vorträge, Diskussion und Kostenerstattung
Für jeden Beitrag sind 45 Minuten eingeplant, wobei 20 Minuten für den Vortrag zur Verfügung stehen und 25 Minuten für die Diskussion. Die Tagungssprache ist Deutsch, einzelne Vorträge können allerdings auch auf Englisch gehalten werden.
Die Reisekosten werden übernommen. Dies schließt die Übernachtungen, gemeinsame Mahlzeiten und die Anreise per Bahn in der 2. Klasse (in Ausnahmefällen günstige Flüge) ein. Kosten für eine Anreise per PKW können leider nicht erstattet werden.

Anmeldung
Die Abstracts von höchstens 400 Wörtern Länge sollen Namen und Anschrift des Autors/der Autorin und den Titel des Vortrags enthalten. Die Problemstellung soll deutlich herausgearbeitet und die ausgewerteten Quellen dargelegt werden.
Die Abstracts bitte bis zum 15.3.2012 per Post oder e-mail an Jens Gründler, Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straußweg 17, 70184 Stuttgart oder Jens.Gruendler@igm-bosch.de
Die Teilnehmenden werden bis zum 1.4.2012 benachrichtigt.

Programm

Kontakt

Jens Gründler

Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straußweg 17, 70184 Stuttgart
0711/46 08 41 63

jens.gruendler@igm-bosch.de

http://www.igm-bosch.de
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