Glaubt man den derzeit zahlreich erscheinenden Studien, so ist unsere Gesellschaft auf einem zunehmend säkularen Weg. Umso mehr verwundert es die Leserschaft, wie aufgeregt und kontrovers fast täglich Meldungen über Themen wie Beschneidungs- und Kopftuchstreit diskutiert werden oder wie sich ein Unverständnis gegenüber Schmuckkreuzen an Mitarbeiterinnen und Kruzifixen in Schulen und Kliniken manifestiert. Auch zur Stellung der beiden großen christlichen Kirchen im Arbeits- und Steuerrecht oder über den kirchlichen Einfluss anderen Institutionen – etwa in Rundfunkräten – wird die Debatte deutlich lauter.

Doch das Thema der „laizistischen Gesellschaft“ wird bekanntlich nicht erst heute diskutiert. Mit der Französischen Revolution wurden ähnliche Fragen laut und auch im 19. und 20. Jahrhundert werden diese derzeit so aktuellen Themen immer wieder gestellt und entsprechend gesteuert: Ist es besser für Staat, Gesellschaft oder sogar für die Religionsgemeinschaften selbst, die Trennung kirchlich-religiöser Bereiche von der staatlichen Sphäre voranzutreiben oder die Stellung zumindest neu zu definieren?

In drei kirchen- und sozialhistorisch orientierten Vorträgen wird am Vormittag zunächst die Geschichte des heute unter dem Oberbegriff Laizismus diskutierten Themas und ihrer Bewegungen zwischen 1789 und heute für den deutschsprachigen Raum – mit einem Schwerpunkt auf Württemberg bzw. unsere Diözese – dargestellt. Diese bilden die Grundlage, auf der am Nachmittag kurze Impulse und eine Podiumsdiskussion politisch aktuell anknüpfen. Hierbei werden auch Vertreter jener Institutionen zu Wort kommen, die in diesen Diskursen oft selbst Thema sind. Die Debatte wird sich mit der aktuellen öffentlichen Diskussion beschäftigen und der Frage nachgehen, ob Religionsfreiheit nun Freiheit VON Religion bedeutet oder doch Freiheit FÜR Religion.

Eine Veranstaltung der Reihe "Stuttgarter Gespräche zur historisch-politischen Kultur“. Diese machen es sich zur Aufgabe, aktuelle Diskussionen aufzugreifen, deren historische Hintergründe zu klären und über künftige Entwicklungen nachzudenken.