Donnerstag, 31.10.2013
ERÖFFNUNG
18h Begrüßung
Bernd M. Scherer (Intendant Haus der Kulturen der Welt)
18.30h Prolog
Akeel Bilgrami, Samia Mehrez, Feridun Zaimoğlu
Persönliche Lesarten
Drei Said-Leser präsentieren persönliche Lesarten seiner Texte: Saids grundlegende Diskussion des »Orientalismus«, seine Kritik an der Theorie vom »Kampf der Kulturen« und seine Überlegungen »zur Universität«: ein aktueller Zugang zu Saids Werk und Denken, der die Vorgehensweise des Symposiums umreißt.
19.30h Keynote
Abdelfattah Kilito
Der Intellektuelle als Pförtner: Ein Porträt
Kilitos Vortrag reflektiert über den »falschen Ort« des arabischen Diskurses. Er knüpft literarische Fragestellungen an »al muthanna« – einen arabischen Begriff, der die Beziehung zwischen zwei Teilen meint, die weder Paar noch Zweiheit sind.
21h Visual Lecture
Trinh T. Minh-ha
Die Welt, Schritt für Schritt
Ausgehend von Begriffen wie Zeit, Fremdheit, Bewegung und Stillstand, hinterfragt dieser Beitrag die Praxis des Reisens in der wissenschaftlichen und künstlerischen Forschung.
22h Staged Reading
Mohammad al Attar
Youssef kam hier vorbei
Inszenierung von Omar Abusaada, gelesen von Rami Khalaf, Hala Omran & Mohammed al Rashi, Arabisch mit englischen Übertiteln
Ausgehend vom arabischen Begriff »al muthanna« handelt die szenische Lesung von einer Reise zurück in eine syrische »Heimat«, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Freitag, 01.11.2013
12h Workshop-Präsentation
Al Masha oder der öffentliche Raum als Allgemeingut
Gesprächsführung: Sandi Hilal & Alessandro Petti
Der Workshop „Al Masha or the Space of the Common“ schlägt einen Bogen zwischen Edward W. Saids Ideen und den gegenwärtigen politischen und kulturellen Realitäten im globalen Kontext und in der arabischen Welt, indem er sich einem drängenden, aktuellen Thema widmet: Öffentlichkeit, Privatbesitz und Allgemeingut, „the common“, sollen in Bezug zu den Ereignissen, Entwicklungen und den Orten der arabischen Revolten, aber auch darüber hinaus, untersucht und neu definiert werden. Sehr grundsätzlich stellen diese Aufstände die repressive und konservative Natur des öffentlichen Raums in den unterschiedlichen arabischen Ländern in Frage und ermöglichen Neuartikulationen von Allgemeingut. Jedoch wird die ambivalente Bedeutung und Belegung von öffentlichem Raum auch in westlichen Gesellschaften gerade im Kontext der jüngeren Protestbewegungen deutlich. Und schließlich unterwandern Orte wie etwa Flüchtlingslager, wo es weder juristische Anerkennung von Besitz noch das Recht auf Privatsphäre gibt, festgelegte Kategorien von öffentlichem und privatem Raum.
Vor diesem Hintergrund sollen die Teilnehmerinnen des Workshops neue Möglichkeiten und Wege ermitteln, öffentlichen und privaten Raum, Öffentlichkeit und Allgemeingut neu zu formen und zu begründen. Die Kuratoren Sandi Hilal und Alessandro Petti schlagen ein kritisches Verständnis des zeitgenössischen Öffentlichkeitsbegriffs vor, indem sie den Begriff des „common“ neu denken. Die Aufforderung zur aktiven Teilhabe ist sowohl im Begriff „Allgemeingut“ („the common“), als auch im arabischen Wort "masha" enthalten. "Masha" bezeichnet allgemein genutztes Land, dessen Besitz durch die gemeinsame Bewirtschaftung anerkannt wurde. Entscheidend für den Kontext des Workshops ist hier, dass diese Kategorie und Praxis allein durch die allgemeine, gemeinsame Nutzung existiert.
Wie können der „space of the common“ und „al masha“ für die aktuellen Realitäten und Entwicklungen nutzbar gemacht werden?
Die aktiven Teilnehmer_innen des Workshops wurden in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut durch einen Call for Participation ermittelt.
14h Vorträge und Diskussion
Fallstricke des Orientalismus
mit Ahl al Kahf, Subhi Hadidi, Meltem Ahiska, Gesprächsführung: Hanan Toukan
Was ist aus dem Orientalismus nach den gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen der vergangenen Jahre geworden? In diesem Panel werden orientalistische Bilder von Tunis kritisch betrachtet, interpretiert und nach Berlin übertragen wie auch neo-orientalistische Sichtweisen des politischen Islam im Kontext der syrischen Revolte befragt. Auch das Potenzial der Protestbewegung in der Türkei steht zur Diskussion: Kann der türkische Widerstand Einfluss auf das Bild einer Vergangenheit und Zukunft nehmen, das von orientalistischen und okzidentalistischen Sicht- und Handlungsweisen bestimmt wird?
In Vorträgen, Publikumsgesprächen und künstlerischen Performances untersucht dieser Programmschwerpunkt, mit welchen Mitteln sich die Kulturen und Gesellschaften des Südens in Vergangenheit und Gegenwart dem Imperialismus widersetzt haben. Die Teilnehmer erörtern – auch aus Sicht des Südens – Praktiken, die von Wissensproduktion über eine Neubestimmung emanzipatorischer Theorien bis hin zu radikal neuen Bildwelten reichen – nicht zuletzt in Literatur und Film, die auch Said in seinen Betrachtungen zum Spätstil eingehend behandelt hat.
17-21h
Engagement, Widerstand und Imagination
mit Akeel Bilgrami, Prabhat Patnaik, Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme, Michael Wood, Fawwaz Traboulsi, Gesprächsführung: Akeel Bilgrami
In Vorträgen, Publikumsgesprächen und künstlerischen Performances untersucht dieser Programmschwerpunkt, mit welchen Mitteln sich die Kulturen und Gesellschaften des Südens in Vergangenheit und Gegenwart dem Imperialismus widersetzt haben. Die Teilnehmer erörtern – auch aus Sicht des Südens – Praktiken, die von Wissensproduktion über eine Neubestimmung emanzipatorischer Theorien bis hin zu radikal neuen Bildwelten reichen – nicht zuletzt in Literatur und Film, die auch Said in seinen Betrachtungen zum Spätstil eingehend behandelt hat.
17h Vorträge & Gespräch
Said, Imperialismus und Marx aus Sicht des Südens
Akeel Bilgrami: Die Aufklärung aus Sicht des Südens
Prabhat Patnaik: Der Imperialismus aus Sicht des Südens
18.30h Lecture Performance
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme
The Incidental Insurgents: The Part about The Bandits
Anhand der Figur des Banditen erkundet die Lecture Performance die Position des Künstlers und begibt sich auf die Suche nach einer Sprache für das Gegenwärtige. Abbas und Abou-Rahme komponieren Bildwelten, die den Horizont für neue Arten des In-der-Welt-Seins zu erweitern suchen.
19.30h Vorträge & Diskussion
Vom Imperialismus zum Spätstil
Michael Wood: Dynamiken der Abhängigkeit: Film und Imperium
Fawwaz Traboulsi: Über Saids Spätstil
21.30h Vortrag und Film
Anti-Erzählungen des Spätstils I
Vortrag James Quandt und "Eloge de l'Amour" von Jean-Luc Godard
Das Filmprogramm widmet sich Jean-Luc Godards Trilogie aus dem letzten Jahrzehnt als Illustration von Saids Ausführungen zum Spätstil. Verborgene Bezüge zwischen der Kunst Godards und dem Denken Saids werden zutage gefördert: Unter anderem ihr gemeinsames Interesse an sprachlichen und kulturellen Verschiebungen, an Imperialismus, Exil, der Auflösung binärer Strukturen und Darstellungsweisen des »Anderen«.
Vortrag James Quandt
Godard – Said: Spätstil und verborgene Bezüge
anschließend Film
Eloge de l’amour
R: Jean-Luc Godard
CH/FR 2001, 97 min, OmE
Kaum ein Film fängt die Stimmung heutiger Zeiten so genau ein wie Jean-Luc Godards mitreißendes Requiem für eine Ära der politischen Solidarität und des kulturellen Widerstands. Die Geschichte des Künstlers Edgar, der mit einem Werk (einem Film oder einer Kantate) über die französische Résistance ringt, und der Philosophin Simone Weil spielt in Paris und an der bretonischen Küste, in Vergangenheit und Gegenwart, in Schwarzweiß und in Farbe.
Samstag, 02.11.2013
12h Film
Anti-Erzählungen des Spätstils II
Notre Musique
R: Jean-Luc Godard
CH/FR 2004, 80 min, OmE
Godards bewegende Meditation über den Bosnienkrieg und seine Verbindung zu anderen Völkermorden der Geschichte spielt auf einem Literaturfestival in Sarajevo. Im Aufbau an Dantes »Inferno« angelehnt, erzählt der Film von zwei Frauen, die nach den Kriegen und Gräueln des 20. Jahrhunderts Möglichkeiten der Versöhnung erkunden.
14-17.30h
Macht, Ohnmacht und Handlungsvermögen
mit Mahmood Mamdani, Rana Barakat, Asef Bayat, Samia Mehrez, Gesprächsführung: Adania Shibli
Die Ausübung von Macht auf verschiedenen Ebenen steht im Zentrum dieses Themenschwerpunktes. Ein Fokus liegt auf der Frage nach Gewalt in postkolonialen Gesellschaften und wie historische Diskurse in kolonialen Kontexten von Kolonisatoren und Kolonisierten internalisiert wurden. Eine weitere hier zur Diskussion stehende Ebene ist der Vorgang der Wissensproduktion in den akademischen vier Wänden und die Form, in der dieses Wissen von Machthabern ge- oder missbraucht wird.
14h Keynote
Mahmood Mamdani: Nach Nürnberg: Die historische Bedeutung des Post-Apartheid-Übergangs in Südafrika
Rana Barakat (live aus Ramallah): Was ist Kolonialgeschichte? Zur vergessenen Befreiungs-Erzählung im palästinensischen historischen Diskurs ·
16h
Asef Bayat: Unser Wissen, ihre Macht ·
Samia Mehrez: Über Mauern, Revolutionen und Universität: Im Dialog mit Edward Said
18-21h
Epilog: Jenseits der Grenzen der Macht
mit W. J. T. Mitchell, Michael Steinberg, Burnt Friedman & Saam Schlamminger
Halb mitgehörte Gespräche, Geisteskrankheiten und stockende musikalische Aufzeichnungen werden hier zusammengebracht und gehen der menschlichen Faszination für extreme Kräfte und abnormale Gefühls und Geistesverfassungen nach: Repräsentationen des Wahnsinns in Fotografie, Literatur und Oper werden erkundet. Die Fähigkeit der Musik, Menschen zu rühren, führt uns zurück zur kosmopolitischen Kultur Kairos, in der Said aufwuchs und erfuhr, was es bedeutet, »Am falschen Ort« zu sein.
18h: Keynote
W.J.T. Mitchell: Den Wahnsinn sehen
Einführung Franziska Dick
20h: Vortrag
Michael Steinberg: Edward Saids Musik
20.30h: Sound Performance
Burnt Friedman, Saam Schlamminger
Repetition:Takes:Place in Actuality & Wiederholung: »[…] ist Gegenwärtigkeit, […] ist Handeln, […], ist Wissen« (Edward Said).
In einer Live-Dubbing-Installation, in der sonischen Berührung durch die dynamischen Identitäten der Verstärker, wird ein Zustand ohne Ort erlebbar.
21.30h Film
Anti-Erzählungen des Spätstils III
Film Socialisme
R: Jean-Luc Godard
CH/FR 2010, 102 min, OmE
Der neueste Spielfilm von Jean-Luc Godard ist eine Meditation über Geschichte, Sprache, Krieg und Besatzung. Er besteht aus drei Teilen: »Des choses comme ça« spielt auf einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer, »Quo vadis Europa« an einer familienbetriebenen Tankstelle im Süden Frankreichs, »Nos humanités« in sechs Städten weltweit.