Fotografie und Wissenschaft

Fotografie und Wissenschaft

Veranstalter
Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte e.V. und Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik im Haeckel-Haus
Veranstaltungsort
Senatssaal der Friedrich Schiller-Universität, Fürstengraben 1
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.05.2004 - 21.05.2004
Deadline
15.05.2004
Website
Von
Prof. Dr. Mitchell Ash

Lange nach ihrer Entstehung um 1826 richteten sich große Hoffnungen auf die Fotografie. Nicht nur in den Wissenschaften, aber insbesondere dort sollte sie den Fluß der Vorgänge fest halten und dem fixierenden Auge eine wesentliche Hilfe sein. Die mechanische Reproduzierbarkeit der Ergebnisse schien spätestens seit den 1880er Jahren eine noch weitergehende Vorstellung der Fotographie als Grundlage der wissenschaftlichen Objektivität schlechthin plausibel werden zu lassen. Eine heute verbreitete Fotoskepsis und auch die Kreativität vieler Fotokünstler haben uns mittlerweile den Blick für die Manipulierbarkeit dieses Bildmediums geschärft.

Die Jahrestagung der „Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte“ 2004 soll Gelegenheit zu einer kritischen Sichtung der fotografischen Wissensermittlung und Wissenschaftsvermittlung im 19. und 20. Jahrhundert bieten; denn das neue Medium Fotografie hat offensichtlich eine Neubestimmung des Verhältnisses des Sehbaren und Zeigbaren zu dem Sagbaren erforderlich gemacht.

Drei Leitbegriffe mögen eine solche Betrachtung anleiten:

(1) Repräsentations- bzw. Darstellungswert
(2) soziale Normativität der abgebildeten Personen und Dinge
(3) Fetischisierung des Bildgebrauchs

Wissenschaftsmethodologisch geht es um die Frage nach einer exakten Repräsentation der zu untersuchenden Sache, sowie um das rechte Verhältnis von Bild und Text. Wissenschaftshistorisch geht es um die sich wandelnden Antworten auf diese Fragen in unterschiedlichen Zusammenhängen und Zeiträumen. Dabei wird die Funktion des Wissenschaftsmittels Fotografie für eine exemplarische Auswahl verschiedener Disziplinen zu untersuchen sein.

TeilnehmerInnen aus allen relevanten Disziplinen - auch solche, die nicht Mitglieder der "Gesellschaft für Wissenschafte sind" - sind herzlich willkommen.

Tagungsgebühren: Mitglieder 18,- Euro; Nichtmitglieder 23,- Euro; Studenten 10,- Euro

Tagungsbüro: Universität Jena, Gang vor dem Senatssaal (OG 1, Zi 127), Do, 29.5., 14 Uhr – Sa, 31.5., 11 Uhr

Programm

Donnerstag, 20. Mai 2004

19.00 Uhr Beisammensein im Restaurant „Alt-Jena“, Markt 9

Freitag, 21. Mai 2004

9.00–9.15 Uhr Begrüßungen

9.15–9.30 Uhr
Thomas Kleinknecht (Münster)/Mitchell G. Ash (Wien): Einführung in das Tagungsthema

1. Fachsitzung (9.30–13.00 Uhr)
Leitung: Christoph Meinel

9.30–10.15 Uhr
Peter Geimer (Zürich): Fotografie als Wissenschaft

10.15–11.00 Uhr
Herta Wolf (Essen): Fotografie = Wissenschaft. Zur Interaktion von Astronomie und Fotografie nach 1800

11.00–11.15 Uhr Kaffeepause

11.15–12.15 Uhr
Bernhard Fritscher (München): Ansichten von Indien: Frühe Anwendungen der Fotografie in der Geografie und Ethnografie am Beispiel der Brüder Schlagintweit

Heinz Peter Brogiato/Ute Wardenga (Leipzig): Die Repräsentation des Fremden: Hans Meyer und die Kolonialfotografie Ostafrikas

12.15–13.00 Uhr
Thomas Kleinknecht (Münster): Die „Schreibhand der Geschichte“ und der „Stift der Natur“. Zur Rolle der Fotografie im szientistischen Aufschwung der Altertumskunde des 19. Jahrhunderts

13.00–15.00 Uhr Mittagspause

2. Fachsitzung (15.00 – 17.30 Uhr)
Leitung: Rüdiger vom Bruch

15.00–15.45 Uhr
Frank Stahnisch (Erlangen): „Die Photographie als Hülfsmittel mikroskopischer Forschung“? – Joseph von Gerlach (1820-1896) und die frühen anatomischen Mikrofotografen

15.45–16.00 Uhr Kaffeepause

16.00–16.45 Uhr
Hans Peter Kröner (Münster): Fotografie und klinische Medizin (Nosologie) im 19. Jahrhundert

16.45–17.30 Uhr
Christine Karallus (Berlin): Die Tatortfotografie als Beweis in der Kriminalistik und Justiz um 1900

20.00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag

Klaus Hentschel (Bern): Wissenschaftliche Fotografie als visuelle Kultur. Die Erforschung und Dokumentation von Spektren

Ort: Vortragssaal der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Fürstengraben/Bibliotheksplatz 2

Samstag, 22. Mai 2004

3. Fachsitzung (9.00–13.00 Uhr)
Leitung: Mitchell G. Ash

9.00–9.45 Uhr
Cornelia Kemp (München): Die Physik des Turnens: Ernst Kohlrausch und die Chronofotografie

9.45–10.30 Uhr
Olaf Breidbach (Jena): Schattenbilder: Elektronen-mikroskopische Fotografie in den Biowissenschaften

10.30–10.45 Uhr Kaffee-/Teepause

10.45–11.30 Uhr
Matthias Schwerendt (Berlin): Bild und Gegenbild. Die Rassenbilder von Ludwig Ferdinand Clauß als Bausteine einer rassenpädagogischen Ästhetik

11.30–12.30 Uhr
Angela Matyssek (Berlin/Zürich): „Finder“ und „Entdecker“. Kunstgeschichte und fotografische Wissensproduktion

Elke Schulze (Berlin): Statusfragen: Fotografie und Zeichnung

12.30–13.00 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Prof. Dr. Mitchell Ash

Institut für Geschichte der Universität Wien
Dr. Karl-Lueger-Ring 1
A-1010 Wien

mitchell.ash@univie.ac.at


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