Von
Christoph Kühberger
„Wären wir sprachlos, so hätten wir kein Mittel zur metasprachlichen Reflexion dessen, was Geschichte ist – wir hätten nicht einmal einen Begriff von Geschichte.“ (Vgl. Hartung 2013, 335)
Im Fokus des 5. Internationalen Symposiums der GDÖ (Gesellschaft für Geschichtsdidaktik Österreich) steht das Verhältnis von Sprache und historisch- politischem Lernen. Dieses Verhältnis ist nicht nur wegen des konstitutiven Charakters von Sprache für Lehr- und Lernprozesse fundamental, sondern auch wegen der sprachlichen Prägung des Gegenstandes, auf den sich historisch-politisches Lehren und Lernen bezieht: Ohne Sprache könnte es Geschichtsschreibung gar nicht geben.
Es bedarf der Sprache, um Erinnerungen, Erzählungen, historische Dokumente und historisches Wissen zu dokumentieren und weiterzugeben. Sprache ist aber nicht nur ein Medium der Archivierung und Tradierung historisch bedeutsamer Informationen, sie ist auch ein Mittel der historischen Begriffsbildung und des Verstehens, das historisches Lernen vielfach erst ermöglicht. Schließlich ist auch die Auseinandersetzung mit Sprache selbst in ihrer historisch determinierten und sich wandelnden Verfasstheit unverzichtbarer Bestandteil des historischen Lernens.
Historisch-politisches Lernen ist immer auch soziale und kommunikative Praxis. Geschichtsverständnis und geschichtliches Wissen entsteht wesentlich als „Geschichte“, die Vergangenheit in Form einer Erzählung vergegenwärtigt. Es handelt sich dabei um eine anthropologisch universale Kulturpraxis der Zeitdeutung, die der Logik des Erzählens folgt. So ist es auch naheliegend, sich in der Geschichtsdidaktik mit der Narration und der damit verbundenen Sprache zu beschäftigen – etwa mit der Sprache der Gegenwart (des Erzählers) oder der Sprache der historischen Quelle in ihrem jeweiligen zeitlich-chronologischen Kontext.
Für den Unterricht ist Sprache ein wichtiges Werkzeug des Lehrens und Lernens. Es braucht Sprache und Sprachkompetenz, um historisch-politische Gegenstände erschließen, verstehen und im Rahmen der jeweiligen sozialen und kommunikativen Praxis reflektieren zu können. Die kulturelle Verfasstheit von Sprache und Inhalten stellt SchülerInnen wie auch Lehrkräfte insbesondere in multikulturellen Klassen vor besondere Herausforderungen.
Wieweit werden Studierende des Unterrichtsfaches Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung für die vielfältigen Dimensionen und Funktionen der Sprache im Vermittlungsprozess sensibilisiert und darauf vorbereitet? Welche Anforderungen stellt die Auseinandersetzung mit Sprache und historisch-politischem Lernen an die fachdidaktischen Kompetenzen der (angehenden) Lehrer/innen? Wie kann ein „sprachaufmerksamer“ Geschichtsunterricht aussehen?
Diese und eine Reihe weiterführender Fragestellungen werden im Symposium „Geschichte(n) erzählen. Dimensionen der Sprache im historisch-politischen Lernen“ mit dem Ziel behandelt, die vielfältigen Dimensionen und Funktionen der Sprache in Prozessen des historisch-politischen Lehrens und Lernens aufzuzeigen.
Programm
13:00 – 13:30: Begrüßung
13:30 – 15:00: Panel 1
Moderation: Dr. Georg Marschnig
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Sabine Schmölzer-Eibinger (Universität Graz):
Sprache und Lernen im Fachunterricht als interdisziplinäres Thema der Fachdidaktiken – aktueller Diskurs und regionale Verortung
PD Dr. Olaf Hartung (Universität Gießen):
Schüler/innen erzählen und schreiben Geschichte. Didaktische Konzepte, Lernaufgaben und Formate für den Geschichtsunterricht
15:00 -15:30 Pause
15:30 – 17:00 Panel 2
Moderation: Dr. Gilbert Flecker
Ao. Univ.- Prof. Dr. Nikolaus Reisinger(Universität Graz):
„Der Zug ist abgefahren!“ – Wahrnehmung, Rezeption und Aneignung technischer Innovationen am Beispiel der Eisenbahngeschichte
Dr. Indira Durakovic (PH Steiermark)
Genozid und Sprache. Über die Vermittlung des Völkermords in Srebrenica in österreichischen Geschichtsschulbüchern
17:00- 17:15 Pause
17:15 -18:00 Panel 3
Moderation: Dr. Indira Durakovic
Prof. Dr. Saskia Handro (Universität Münster)
Fernsehen macht Geschichte(n). Sprache und historisches Lernen in multimedialen Lernumgebungen neu gedacht
26.9.2015
09:00- 10:30: Panel 4
Workshops:
Dr. Georg Marschnig (Universität Graz / PH Steiermark):
Textkompetenz und Geschichtsdidaktik. Sprachsensibles Unterrichten als Herausforderung für die Pädagoginnenbildung
Mag. Bernhard Weninger (Universität Graz):
Sprache im Geschichtsunterricht – Beispiele zur Umsetzung im Unterricht
10:30 – 11:00 Pause
11:00 – 12:30: Panel 5
Moderation: Mag. Bernhard Weninger
Prof. Dr. habil. Christoph Kühberger (PH Salzburg)
Geschwätzige Worte – Anmerkungen zur sprachlichen Dimension der Geschichtswissenschaft
Dr. Sabine Hofmann-Reiter: (PH Wien)
Sprache als Voraussetzung für den Geschichtsunterricht
13:00 - 15:00: GDÖ Jahrestagung
Jahreshauptversammlung der GDÖ
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