Mythos und Wissen. Der Einfluss von Mythen auf Wissen und Wissenschaft

Mythos und Wissen. Der Einfluss von Mythen auf Wissen und Wissenschaft

Veranstalter
Studierende des Masterstudiengangs "Geschichte als Wissenskultur" des Historischen Instituts der RWTH Aachen (Christina Bröker, Matthias Görner und Sarah Gatzlik)
Veranstaltungsort
Historisches Institut
Ort
Aachen
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.03.2016 -
Deadline
30.10.2015
Von
Masterstudiengang "Geschichte als Wissenskultur" | Sarah Gatzlik

Mythen prägten und prägen das Wissen der jeweiligen Zeit. Sowohl unsere eigene Gegenwart als auch das Wissen um die Vergangenheit ist, bewusst oder unbewusst, von Mythen beeinflusst. Dies gilt für das alltägliche Leben ebenso wie für die Wissenschaften. Mythen schaffen kollektive Erfahrungen für ganze Generationen und werden so zu einem identifizierenden Element für die Menschen. Sie sind Teil der Erinnerungskultur und des kulturellen (Selbst)Verständnisses, letztlich der kulturellen Legitimation. Dabei herrscht mitunter ein Spannungsverhältnis zwischen mythischer Wahrheit und Realität vor.

Am Beispiel Karls des Großen, als ersten Einiger Europas, zeigt sich diese Ambivalenz. Der 814 gestorbene fränkische König beherrschte am Vorabend seines Todes weite Teile Europas und hatte mit der Einführung der karolingischen Minuskel eine umfassende Reform begünstigt; doch von einer dauerhaften Einigung Europas in kultureller oder politischer Hinsicht kann nicht die Rede sein. Dennoch ist der Mythos Karls als Einiger Europas vor allem in Aachen noch präsent und wird bspw. durch die jährliche Karlspreisverleihung zusätzlich zelebriert.

Auch auf nationaler Ebene spielen Mythen eine sinnstiftende Rolle. Der 800. Jahrestag der Magna Charta in England ist ebenso von Mythen umrankt wie die Geschichte der Pilgrim Fathers in den Vereinigten Staaten, auf die das amerikanische Selbstverständnis von Liberalität und Freiheit zurückgeht.

Für neuzeitlichen Historiker sind Geschichtsmythen, wie beispielsweise der Gestapo-Mythos von besonderer Bedeutung. Die Annahme, die Gestapo wäre eine allumfassende Terrororganisation gewesen, die bis in den letzten Winkel der Gesellschaft Kontrolle ausgeübt hätte, fand bis in die 1990er Jahre auch in der Wissenschaft Aufnahme. Erst allmählich wurde nachgewiesen und akzeptiert, dass die Gestapo ihre Arbeit nur durch die bereitwillige Unterstützung der Bevölkerung ausführen konnte. Diese Konstruktion als Teil der Schuldabwehr nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt in besonderem Maße, wie sich Mythen auf das zu erschließende und verfügbare Wissen auswirken können.

Der Begriff Mythos ist ein facettenreich und geht weit über die „klassischen“ Götter- und Heldensagen hinausgeht. Wie äußert sich der Einfluss der Mythen auf die Kultur und Wahrnehmung der Adressaten in ihrem jeweiligen Kontext? Konstruierten bzw. konstruieren Mythen gar eine eigene Wirklichkeit? Und inwieweit ist ihr Einfluss immer noch in den Wissenschaften spürbar?

Diese Fragen sollen im Fokus unserer Tagung stehen, die den weiten Komplex Mythos in Bezug zum Wissen und speziell zur Wissenschaft setzt. Bewusst soll hier in einem weiten Rahmen epochenübergreifend und interdisziplinär diskutiert und sich diesem komplexen Thema auf verschiedenen Ebenen angenähert werden. So suchen wir als Studierende des Masterstudiengangs „Geschichte als Wissenskultur“ nicht nur Vorträge aus dem Bereich der Geschichte, sondern auch aus anderen Fachrichtungen (z.B. Politik- und Kulturwissenschaften, Theologie und Soziologie), damit das weite Thema „Mythos und Wissen“ möglichst vielseitig beleuchtet werden kann und neue Erkenntnisse aus den Diskussionen und Vorträgen resultieren.

Unser Aufruf richtet sich speziell an Graduierte mit dem Ziel der Promotion. Gemeinsam mit Ihnen und Euch wollen wir während der eintägigen Veranstaltung diskutieren und reflektieren, wie Mythen unsere heutige wissenschaftliche und kulturelle Arbeit und Wahrnehmung prägen.

Bei Interesse freuen wir uns auf ein1-2 seitiges Exposé bis zum 30. Oktober 2015 per Email an: sarah.gatzlik@rwth-aachen.de

Anfallende Kosten können vermutlich nicht in vollem Umfang erstattet werden. Wir bemühen uns, zumindest für einen Teil aufzukommen.

Programm

Kontakt

Sarah Gatzlik

Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts-, Sozial- und Technologiegeschichte RWTH Aachen
Kackertstraße 7 - 52072 Aachen

sarah.gatzlik@rwth-aachen.de

http://www.histinst.rwth-aachen.de
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Veröffentlicht am
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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