Thick Comparison in der Gewaltforschung? Zu Möglichkeiten und Grenzen eines Vergleichs von Gewaltsituationen

Thick Comparison in der Gewaltforschung? Zu Möglichkeiten und Grenzen eines Vergleichs von Gewaltsituationen

Veranstalter
Janis Nalbadidacis (Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität zu Berlin), Katharina Schmitten (Centre Marc Bloch, Berlin)
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.06.2016 - 10.06.2016
Deadline
15.02.2016
Website
Von
Janis Nalbadidacis

Dem Postulat einer “thick description” physischer Gewalt durch Trutz von Trotha und andere verdanken wir eine Fülle an Mikrostudien zu einer Vielzahl von Gewaltphänomenen. Wie und mit welchem Gewinn aber lassen sich Gewaltsituationen aus verschiedenen regionalen, historischen, und kulturellen Kontexten miteinander vergleichen? Welche Erkenntnismöglichkeiten und Herausforderungen sind mit dem Versuch einer “thick comparison” (Niewöhner/Scheffer 2010) in der Gewaltforschung verbunden? Diesen Fragen widmen sich das Centre Marc Bloch und der Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin in einem gemeinsam organisierten Workshop.

Dabei werden zwei Ebenen adressiert: Zum einen steht aus methodischer Hinsicht der Vergleich im Fokus, zum anderen werden auf inhaltlicher Ebene Gewaltsituationen aus verschiedenen Kontexten diskutiert. Gewaltsituationen werden dabei im Anschluss an Erving Goffman und Randall Collins als face-to-face Interaktionen unter Anwesenden verstanden. Der Workshop will vor diesem Hintergrund ein Forum bieten, um disziplinen- und regionenübergreifend in einen Dialog darüber einzutreten, wie sich zunächst einmal räumlich und zeitlich begrenzte Befunde in einem mikroperspektivischen Vergleich zusammenführen lassen. Welch Nutzen und Gefahren, Vor- und Nachteile bringt dies mit sich?

Ausgehend von eigenen vergleichenden oder auch auf einen Einzelfall bezogenen Mikrostudien physischer Gewalt können die Beiträge unterschiedliche grundlegende Problemfelder adressieren:

(1) Welche Anschlussfähigkeit und Aussagekraft lassen sich im Hinblick auf Vergleiche von Gewaltsituationen und -praktiken erzielen? Wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen Tiefenschärfe und Kontrastierung einerseits und Generalisierung andererseits austarieren und inwiefern lassen sich dabei disziplinär begründete unterschiedliche Herangehensweisen ausmachen?

(2) Gerade das Feld der Gewaltforschung ist politisch hochbrisant - mit welchen Vergleichsge- und verboten gilt es, sich im Rahmen der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen? Inwiefern kann ein Vergleich beispielsweise dabei helfen, national geprägte Narrative herauszuarbeiten, zu hinterfragen oder gar zu überwinden?

(3) Inwiefern existieren bereits mehr oder weniger klar umrissene konzeptionelle Rahmungen, die sich gut für eine vergleichende Herangehensweise eignen? Verwiesen sei beispielsweise auf Deutungsansätze wie den des Gewaltraums (Baberowski/Schnell), der Gewaltsegmente (Riekenberg) und Gewaltmärkte (Elwert), die allesamt Bedingungen und Praktiken von Gewaltausübung thematisieren, bisher aber eher unverbunden nebeneinander stehen.

Der Workshop richtet sich an Doktorand_innen und junge Forscher_innen verschiedener Disziplinen - beispielsweise aus Geschichtswissenschaft, Soziologie oder Ethnologie -, die in ihren Projekten vergleichend arbeiten oder daran interessiert sind, die methodischen Implikationen der Konzentration auf nur ein Fallbeispiel zu reflektieren. Die Konferenzsprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch. Eine zumindest passive Beherrschung dieser drei Sprachen ist Bedingung für die Teilnahme. Der Workshop versteht sich als Diskussionsforum. Daher sollen etwa einen Monat vorher Paper im Umfang von 8-10 Seiten eingesandt werden, die als vorbereitende Lektüre dienen und neben Impulsreferaten die Diskussionsgrundlage darstellen.

Bewerbungen mit einem Abstract von bis zu 500 Wörtern und kurzen biographischen Angaben können bis zum 15.2.2016 in elektronischer Form mit dem Betreff „Thick Comparison“ eingereicht werden unter: janis.nalbadidacis@geschichte.hu-berlin.de und schmitten@cmb.hu-berlin.de. Die Bekanntgabe der akzeptierten Beiträge erfolgt bis Ende Februar 2016.

Programm

Kontakt

Janis Nalbadidacis

Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte, Humboldt-Universität zu Berlin
Friedrichstraße 191-193, 10117 Berlin

janis.nalbadidacis@geschichte.hu-berlin.de