Haus als Vermögen – Konstruktion, Nutzung und Wahrnehmung eines Wertspeichers in familialen und gesellschaftlichen Kontexten. Jahrestagung des Arbeitskreises „Haus im Kontext – Kommunikation und Lebenswelt“

Haus als Vermögen – Konstruktion, Nutzung und Wahrnehmung eines Wertspeichers in familialen und gesellschaftlichen Kontexten. Jahrestagung des Arbeitskreises „Haus im Kontext – Kommunikation und Lebenswelt“

Veranstalter
Arbeitskreis „Haus im Kontext – Kommunikation und Lebenswelt“
Veranstaltungsort
Tagungszentrum Schloss Beuggen
Ort
Rheinfelden
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.05.2016 - 14.05.2016
Website
Von
Margareth Lanzinger, Institut für Geschichte, Universität Wien

Im Vermögensspektrum historischer Gesellschaften nimmt das Haus eine vorrangige Position ein. Häuser weisen eine enorme Vielfalt an vermögensrelevanten Bezügen auf: Sie sind sichtbarer Ausdruck von sozialem Status, von Professionalisierung und gesellschaftlicher Position. Als Kontor, Werkstatt, Verkaufs- und Lagerraum, als Arzt- und Anwaltspraxen, als landwirtschaftliches Gut etc. fungieren sie als Produktionsmittel, Arbeitsort und Berechnungsgrundlage für Abgaben und Steuerleistungen. Häuser sind zugleich als Investitions-, Spekulations- und Sicherstellungsobjekte in ökonomische Logiken und Abläufe eingebunden. Gewerbeberechtigungen ebenso wie Weide- und andere Nutzungsrechte lagen in der Frühen Neuzeit und darüber hinaus auf Häusern. Nicht zuletzt konnte politische Partizipation an Hausbesitz gekoppelt sein. Häuser speichern Vermögen über Generationen im Erbgang und fungieren – trotz oder gerade wegen genealogischer Brüche – als Träger von Kontinuität, als Synonym für Familien und Verwandtschaften. Als noch nicht gebaute oder erst zu erwerbende Häuser konnten sie sich zu Projekten langer Dauer entwickeln, die nicht nur Paare und Familien aneinander banden, sondern diese langfristig in Beziehung zu Banken, Behörden und Bauunternehmen setzten. Dem entsprechend gravierend waren die Folgen, die der Verlust eines Hauses mit sich brachte. In unterschiedlichen konfessionellen und/oder politischen Zusammenhängen zielten Macht und Repression auf Häuser, indem diese konfisziert oder enteignet wurden. Konkurs und Versteigerung bedeuteten über den ökonomischen Ruin hinaus nicht selten den sozialen Tod.
All dies weist das Haus als Ressource aus, die weit über die eigenen Mauern hinauswirkt, die soziale Beziehungen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse in der Frühen Neuzeit ebenso wie in Moderne und Gegenwart mitgestaltet(e). Soziales, ökonomisches und kulturelles Kapital sind im Haus aufs Engste miteinander verzahnt – werden aber vergleichsweise selten vom Haus als Vermögen aus gedacht und kontextualisiert. Die geplante Tagung rückt dagegen diese Perspektive gezielt in den Mittelpunkt und erschließt das Thema mit Vorträgen aus den Geschichtswissenschaften, der Volkskunde, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in einem weiten zeitlichen Bogen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart.

Programm

Donnerstag, 12. Mai 2016

16:00-16:30 Uhr Ankommen bei Kaffee und Kuchen

16:30-17:30 Uhr Tagungseröffnung

Begrüßung und Vorstellung des Arbeitskreises, Vorstellungsrunde

Simone Derix (Bielefeld/München) und Margareth Lanzinger (Wien): Haus als Vermögen – Zur Einführung

18:00 Uhr Abendessen

19:30 Uhr Keynote
Daniel Schläppi (Bern): Ruinöser Reichtum. Sinn, Strategien und Schwierigkeiten des Jahrhunderte langen Werterhalts von historischen Liegenschaften in Gruppenbesitz

Freitag, 13. Mai 2015

09:00-10:30 Uhr Panel 1 | Haus als familiales Vermögen
Moderation: Inken Schmidt-Voges (Marburg)

Margareth Lanzinger (Wien) | Janine Maegraith (Cambridge): Häuser und das Vermögensspektrum in frühneuzeitlichen Geschlechter- und Generationenbeziehungen

Eric Häusler (Bern): Die „Kehrseite“. Berner Häuser in Privatkonkursen des langen 19. Jahrhun-derts

10:30-11 Uhr Kaffeepause

11:00-12:30 Uhr Panel 2 | Haus und repräsentatives Vermögen
Moderation: Elizabeth Harding (Wolfenbüttel)

Sabine Herrmann (Göttingen): Zwischen Repräsentation, Vermögensbildung und Gelehrsamkeit: Ärzte und ihre Häuser im Venedig des 16. Jahrhundert

Alice Detjen (Oldenburg): Ein Haus als Möglichkeit: Wie die Photographin Julia Margaret Came-ron Gastgeberin der viktorianischen Gesellschaft wurde

12:30-14:30 Uhr Mittagessen

14:30-16:00 Uhr Panel 3 | Hausaneignungen als Vermögenspraktiken
Moderation: Joachim Eibach (Bern)

Teresa Schröder-Stapper (Duisburg-Essen): Das beschriebene Haus. Die Praxis frühneuzeitlicher Hausinschriften

Jonathan Voges (Hannover): Instandhalten, Reparieren, Verschönern. Der Umgang von Heim-werkern mit dem Haus als Vermögen in der Bundesrepublik Deutschland

16:00-16:30 Uhr Kaffeepause

16:30-18:00 Uhr Panel 4 | Hausvermögen zwischen Staat und Privatheit
Moderation: Simone Derix (Bielefeld/München)

Uta Bretschneider (Dresden): Neubauernhäuser in der SBZ/DDR. Politische Implikationen und individuelle Aneignungsprozesse

Konstantin Hermann (Dresden): „... wenn sie sich nicht selbst tragen, werden sie verfallen“. Häuser als unikale Rückzugs- und Konversationsräume des höheren Bürgertums in der DDR

18:00 Uhr Abendessen

Samstag, 14. Mai 2016

09:00-11:15 Uhr Panel 5 | Haus als gewünschtes und imaginiertes Vermögen
Moderation: Sonja Niederacher (Wien)

Harald Lönnecker (Koblenz/Chemnitz): „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“. Metaphorische und wirkliche Häuser der deutschen Bildungselite im 19. und 20. Jahrhundert

Monika Szczepaniak (Bydgoszcz): Das Landhaus als soldatischer Transitort in der polnischen Lite-ratur zum Ersten Weltkrieg

Jakob Matthias Smigla-Zywocki (Münster): Der Weg zum Eigenheim? Bausparkassen zwischen Wohnungsbaupolitik und der Verwirklichung von Wohnwünschen

11:15-11:45 Uhr Kaffeepause

11:45-13:00 Uhr Abschlusskommentar und Schlussdiskussion
Kommentar: Simone Derix (Bielefeld/München)
Moderation: Margareth Lanzinger (Wien)

13:00-14:00 Uhr Mittagessen

14:00 Uhr Mitgliederversammlung des Arbeitskreises

Kontakt

Margareth Lanzinger

Institut für Geschichte - Universität Wien - Universitätsring 1 - 1010 Wien

margareth.lanzinger@univie.ac.at