Die Ringvorlesung befasst sich mit dem Ausstellen Europas. Beide Begriffe des Themas sind erklärungsbedürftig. Was Europa ist, darüber existieren unterschiedlichste Vorstellungen, die von Zeit zu Zeit sowie von Ort zu Ort erheblichen Varianzen unterliegen. Wenn man Europa als geografisches Gebilde betrachtet, hat es sich noch zu keiner Zeit eindeutig definieren lassen. Wenn man von Europa als einer politischen Einheit ausgeht, scheint sich diese derzeit zu verflüchtigen. Selbst wenn man Europa als Mythos betrachtet, so verflüchtigt sich dieser in einer regionalen Mythenvielfalt. Der Europabegriff bleibt folglich auch für die Ringvorlesung frei schwebend.

Wer im Wörterbuch der Gebrüder Grimm Zuflucht sucht, findet unter „ausstellen“ unter anderem den Hinweis darauf, dass mit dem Verb „ausstellen“ das Zurschaustellen von Waren, Bildern, Gemälden oder auch Leichen bezeichnet werden könne. Da Europa keine Ware und kein Bild, sondern ein Konstrukt ist, erscheint es zunächst schwer ausstellbar. Gleichwohl hat Europa in der (nicht nur europäischen) Erinnerungskultur seinen Platz, wozu es einer medialen Formung bedarf, weil nur, was sich – in welcher Form auch immer – kulturell manifestiert hat, im geschichtskulturellen Diskurs seinen Platz finden kann. Deshalb beschränkt die Ringvorlesung „ausstellen“ nicht auf museale Expositionen, sondern umfasst die Repräsentation des Europagedankens in vielfältigen medialen Formen und kulturellen Manifestationen.