#dhiha7: Wissensrohstoff Text. Text Mining in den Geschichtswissenschaften

#dhiha7: Wissensrohstoff Text. Text Mining in den Geschichtswissenschaften

Veranstalter
Deutsches Historisches Institut Paris in Zusammenarbeit mit dem INRIA.
Veranstaltungsort
DHIP, 8 rue du Parc-Royal, 75003 Paris
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
29.06.2017 - 30.06.2017
Deadline
28.02.2017
Von
Mareike König

Internationales Kolloquium organisiert vom DHIP (M. König, M. Lemke) in Zusammenarbeit mit dem INRIA.

Programm

»What do you do with a Million books?« – Diese Frage Gregory Cranes reflektiert nicht nur ein für die Geistes- und Sozialwissenschaften zunehmend virulenter werdendes Erkenntnisproblem. Sie markiert gleichzeitig eine von der Altertumswissenschaft ausgehende methodologische Wende, die sich derzeit vollzieht. Sie besteht in dem Bemühen, zunehmend digital verfügbare, strukturierte und unstrukturierte Daten für die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung nutzbar zu machen. Nutzbar meint hier zweierlei: Es geht einerseits darum, Daten für die Forschung zur Verfügung zu stellen (Digitalisierung, Retrodigitalisierung) und andererseits darum, Verfahren anzubieten, um mit diesen potenziell sehr großen Datenmengen arbeiten zu können (Text Mining, Data Mining).

Text Mining wird bisher vor allem in der Philologie verwendet, zum Beispiel um Texte anhand von Stilmitteln wie Worthäufigkeiten oder gemeinsam auftretenden Worten einem bestimmten Autor oder Autorin zuzuschreiben oder um Gattungen, Werke und Epochen zu charakterisieren. Mit solchen semi-automatischen Analyseverfahren konfrontiert, beziehen sich viele HistorikerInnen auf die hermeneutische Tradition ihres Fachs und stehen Text Mining-Methoden zunächst eher skeptisch gegenüber. Das könnte sich in dem Maße ändern, indem immer mehr Texte online zur Verfügung stehen und indem bestehende Projekte mit Text Mining zur Beantwortung konkreter Forschungsfragen beitragen.

Um das Potenzial von Text Mining-Verfahren für die Geschichtswissenschaft nutzbar zu machen, bedarf es geeigneter Tools, die Frequenzanalysen, Kookkurrenzanalysen, Topic Modelling, Sentimentanalysen, Annotationsverfahren, Machine Learning und weitere Verfahren für historische Forschungsanliegen bereitstellen. Im Rahmen bereits abgeschlossener Projektförderungen existieren Infrastrukturen, Pilotprojekte etc., die diese und weitere Verfahren vorhalten. Ein großer Teil davon erlaubt zudem, die Verfahren einzusetzen, ohne dass die AnwenderInnen über Programmierkenntnisse verfügen müssen. Die Tagung ist von der Vorstellung getragen, dass das Einfordern von Programmierkenntnissen eine zusätzliche Hürde darstellt und den digitalen Methodeneinsatz verzögert, wenn nicht gar verhindert.

Die Ziele der Tagung bestehen daher zum einen darin, anhand ausgewählter Infrastrukturen Verfahren, Anwendungen und Analysestrategien für Text Mining vor dem Hintergrund konkreter Forschungsfragen vorzustellen und zu diskutieren. Zum anderen möchten wir anhand von einzelnen Projekte zeigen, wie sich Text Mining in das Methodenarsenal von HistorikerInnen einbinden lässt und welche Antworten damit erzielt werden können. Dadurch soll für die geschichtswissenschaftliche Community die Bandbreite der Möglichkeiten zur analytischen Anwendung von Text Mining sichtbar werden. Da entsprechende Infrastrukturen, Tools und Projekte oftmals über disziplinäre und nationale Grenzen hinaus nicht bekannt sind, streben wir eine möglichst internationale Besetzung der Panels an.

Insbesondere sind wir an Beiträgen zu folgenden Themenfeldern interessiert:
- Forschungsinfrastrukturen für Text Mining (Funktionalität, Entwicklungsstand, Zugänglichkeit etc.)
- Forschungsstrategien zur Anwendung von Text Mining (Analyseschritte, Datenaufbereitung und -auswahl, Blended Reading etc.)
- Vorstellung konkreter historischer Forschungsprojekte, bei denen Text Mining in allen Facetten zur Anwendung kam (z.B. auch Sentimentanalyse)
- Rechtliche Aspekte (Urheberrecht, Zugang zu Korpora, Nachnutzung von Daten oder Korpora etc.)
- Reflexion der epistemologische Änderungen der Geschichtswissenschaft durch die Anwendung von Text Mining

Die Tagung ist als siebte Tagung in der vom DHIP seit 2011 durchgeführten, international viel beachteten Tagungsreihe »Digital Humanities am DHIP« geplant. Die Tagungen werden mit wechselnden Partnern und Forschungsförderern durchgeführt und über ein deutsches und ein französische Blog medial begleitet. Die siebte Ausgabe richtet das DHIP in Kooperation mit dem INRIA ( Institut national de recherche dédié au numérique) und der dort angesiedelten Forschergruppe ALMAnaCH aus. Das INRIA ist eine frankreichweit agierende Forschungseinrichtung mit mehreren Zentren im Bereich der Digital Humanities, die neben eigenen Forschungsvorhaben auch Infrastrukturprojekte durchführt.

Tagungssprache: Englisch

Bitte schicken Sie einen Abstract (in englischer Sprache) im Umfang von maximal 300 Worten bis zum 28.2.2017 unter Angabe Ihrer Kontaktdaten an dhiha7@dhi-paris.fr.

Kontakt

Mareike König

DHIP, 8 rue du Parc-Royal, 75003 Paris

dhiha7@dhi-paris.fr

https://www.dhi-paris.fr/newsroom/detailseite/news/detail/News/call-for-papers-dhiha7-wissensrohstoff-text-text-mining-in-den-geschichtswissenschaften.html
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