Workshop "Fotografie als Auslöser"

Workshop "Fotografie als Auslöser"

Veranstalter
AG Fotografieforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft
Veranstaltungsort
ZeM - Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften, Potsdam
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.06.2017 - 23.06.2017
Deadline
15.04.2017
Website
Von
Lisa Andergassen, Media Studies, Photography Theory, Porn Studies, FH Potsdam

Workshop "Fotografie als Auslöser" am 22. und 23. Juni 2017 im ZeM -
Brandenburgischen Zentrum für Medienwissenschaften, Potsdam.

In der internationalen Geschichtsschreibung und Theoriebildung zur Fotografie ist viel über den Moment der fotografischen Bildauslösung sowie allgemein über den Prozess der Erzeugung fotografischer Bilder in ästhetischer, epistemischer, kultureller und technischer Hinsicht geschrieben worden. Nicht zuletzt ihr indexikalischer Charakter hat den epistemischen Blick auf die Fotografie derart bestimmt, dass sie vor allem als Produkt eines spezifischen, zeitkritischen Auslösungsprozesses verhandelt wurde.

Der geplante Workshop soll diese Perspektive produktiv umkehren, in dem er dieses Mal die Fotografie selbst als auslösendes Objekt untersucht. Im Zentrum des analytischen Interesses steht damit die Fotografie als Bedingung kultureller und ästhetischer Praktiken. Das auslösende Moment der Fotografie soll dabei allerdings weder aus der Perspektive der kulturellen Wirkung vielfach diskutierter ikonischer Bilder befragt werden, noch zielt der Workshop im Kern darauf ab, die Fotografie als Dispositiv zu untersuchen.

Gegenstand des Workshops ist vielmehr die Fotografie als auslösendes Zwischenbild oder Interface. Wie und in welchen technologischen, kulturellen sowie sozialen Zusammenhängen lösen fotografische Bilder etwas aus, bzw. tun sie etwas? Es soll um die Aktivität sowie das Aktivierungspotential von Fotografien gehen, insbesondere um Handlungen und Vorgänge, die unterhalb oder vor einer Bewusstseinsschwelle liegen, demnach »technologisch unbewusst« (Thrift 2004) zu nennen wären.

Ein zentraler Bezugspunkt für diese Perspektive sind selbstredend die veränderten technologischen Bedingungen und Umgebungen der gegenwärtigen fotografischen Praxis. Fotoapparate sind längst zu kleinen leistungsfähigen Computern avanciert. Als solche erlauben sie nicht nur die Aufnahme und Speicherung visueller Daten, sondern fungieren auch als deren Übertragungs-, Prozessierungs- und Präsentationsmedium. Sie sind Bestandteil und interagieren mit einer technologischen Umwelt, deren Gestalt sich in den letzten rund zwanzig Jahren durch den sogenannten digitalen Wandel entscheidend verändert hat. Sie vereinen Funktionen, die in analogen oder frühen digitalen Zeiten räumlich und zeitlich auseinanderlagen. Das zieht eine Operativität fotografischer Bilder nach sich: Bilder werden Teil einer technologischen Kommunikation, die auch ohne menschlichen Einfluss –respektive Betrachtung– präsubjektiv, etwa via Metadaten, Zusammenhänge stiftet und Sinn erzeugt. Fotografien fungieren also jenseits von Bildlichkeit als Informationsträger und sind auf diese Weise Aktanten der Akkumulation, Beobachtung sowie intelligenten Auswertung (großer) Datenmengen im sogenannten digitalen Zeitalter.

Zu dem hier angedeuteten medialen Environment gehören zusammengefasst: Kameras mit ihren speziellen Features, mobile und smarte Rechnerumgebungen, die ubiquitär präsent und weltweit vernetzt sind, damit materiell auch die Kabel und Server (Hardware), die sogenannten sozialen Netzwerke, insbesondere YouTube, Instagram, Facebook und Twitter, Institutionen, Arbeitsmedien, Software, spezifische algorithmische Verfahren und nicht zuletzt die Menschen, die diese Apparate bedienen. Die Fotograf_innen sind nur noch Teil dieses Environments. Sie sind eingebettet in diese Umgebungen sowie apparativen Anordnungen und interagieren mit ihr. Ihre Souveränität ist damit deutlich in Frage gestellt. Nicht nur Apps und soziale Netzwerke geben durch Voreinstellungen ihre (Bild )Nutzung klar vor, sondern die Apparate bedürfen auch immer weniger der menschlichen Bedienung: Davon zeugen die vielen automatisierten fotografischen Prozesse von der Gesichtserkennung über Farboptimierungen, Entzerrungen, Qualitätskontrollen etc. Diese können im Moment des Auslösens im Fotoapparat ablaufen oder vollkommen autonom zwischen Maschinen ausgehandelt werden. Aber auch etliche von Tieren hergestellte Aufnahmen stellen die Souveränität der Kamerainhaberin in Frage. Neben interessanten Rechtsfragen ziehendiese Bilder wiederum die Frage nach der Unterscheidbarkeit von Kultur und Natur nach sich. Die Herausforderung des Workshops besteht also nicht nur darin, Szenarien und Denkmöglichkeiten der Fotografie als Auslöser zu erkunden, sondern diese auch auf mediale Konstellationen verteilter Handlungsmacht zu beziehen, die selbst schon das menschliche Subjekt als Auslöser und Konfigurationsinstanz des fotografischen Bildes in Frage stellen.

Mit der Fokussierung auf das fotografische Bild als Medium der Hervorbringung kultureller Praktiken stehen also ästhetische und epistemische Prozesse im Zentrum der Auseinandersetzung, die bei der Analyse fotografischer Bilder typischerweise vernachlässigt werden. Gerade weil die Fotografie Bestandteil komplexer medialer Umgebungen sowie serieller, arbeitsteiliger Prozesse ist, drängt sich die Frage auf, wie die Fotografie mit Bezug auf ihre jeweiligen technischen und kulturellen Umwelten als Auslöser verstanden werden kann.

Mögliche Themen:
– Automatische Verifizierungsverfahren des Bildes (Journalismus und
Forensik)
– Fragen des Rechts am Bild wenn Bilder automatisiert oder von Tieren
aufgenommen werden
– Fotografien und Big Data
– Fotografie im / als Display
– Fotografien als Auslöser im sogenannten Zeitalter des Internets der
Dinge
– Zur epistemischen Rolle der Fotografie als Bild bei Facebook,
Instagram, Snapchat etc.
– Zum Verhältnis von Fotografie und Kausalität
– Die Fotografie als Auslöser der Fotografie. Zur Selbstbezüglichkeit des fotografischen Bildes
– Fotografien als Funktion/ Element digitaler Spiele: In-Game-Photography
– Praktiken und Infrastrukturen von Snapchat, Pinterest, Instagram,
Facebook etc.
– Die Fotografie als Auslöser im Zeitalter des Postdokumentarischen
– Die Fotografie als Hyperlink
– Die Fotografie als Akteur-Netzwerk oder Akteur-Medium
– Fotografische Bilddateien als Auslöser in Suchmaschinen wie google
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Format des Workshops: Kurzvorträge anhand einschlägiger Beispiele, Länge: ca. 10-15 Min., mit ca. 30 Min. Zeit zur Diskussion. Im Sinne des Workshop-Charakters soll die Diskussion im Vordergrund stehen. Vorab sollen daher von den eingeladenen Beiträger_innen ein ca. 8-seitiges Papier eingereicht werden, das die Überlegungen umreißt. Auf dem Workshop wird dann nur noch eine kurze Präsentation stattfinden, die vor allem den jeweils diskutierten Gegenstand mit den Leitfragen koppelt.

Format der Einreichung/ Themenvorschläge:
Bitte senden Sie uns bis zum 15.04.2017: den Titel ihres Themenvorschlags, ein Abstract (150-250 Wörter) sowie Ihre Kurzbiografie jeweils an folgende Adressen:

asudmann@zedat.fu-berlin.de,
gerling@fh-potsdam.de,
andergassen@fh-potsdam.de

(Betreff: Fotografie als Auslöser – AG
Fotografie)

Zur Vorbereitung der Teilnehmer_innen des Workshops sollte dann bis
spätestens zum 15.6.16 die schriftliche Kurzversion vorliegen.

Anmeldungen zur Teilnahme als Diskutanten_innen sind später möglich, werden jedoch so rasch wie möglich erbeten, um die Vorplanung zu erleichtern. Um teilzunehmen oder ein Papier einzureichen, muss man nicht zwingend Mitglied der GfM, der AG Fotografieforschung oder des ZeM sein.

Konzeption und Organisation: Lisa Andergassen, Winfried Gerling und
Andreas Sudmann.

Ort: ZeM Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften,
Friedrich-Ebert-Straße 4
14467 Potsdam

Anfahrt: http://zem-brandenburg.de/de/zem/ort.html

Programm

Kontakt

andergassen@fh-potsdam.de


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Deutsch
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