Liberalismus und Nationalsozialismus. Eine Beziehungsgeschichte. Theodor-Heuss-Kolloquium 2017

Liberalismus und Nationalsozialismus. Eine Beziehungsgeschichte. Theodor-Heuss-Kolloquium 2017

Veranstalter
Institut für Zeitgeschichte München Berlin, Zentrum für Holocaust-Studien, Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus
Veranstaltungsort
Institut für Zeitgeschichte München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.09.2017 - 15.09.2017
Deadline
08.09.2017
Website
Von
Institut für Zeitgeschichte München-Berlin

Das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und sein Zentrum für Holocaust-Studien sowie die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus veranstalten am 14./15. September 2017 am IfZ München das Theodor-Heuss-Kolloquium zum Thema „Liberalismus und Nationalsozialismus – eine Beziehungsgeschichte“. Dieses Kolloquium ist Teil des Schwerpunkts „Liberalismus im 20. Jahrhundert“, den die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus seit 2013 in mehreren Tagungen verfolgt. Das geplante Kolloquium 2017 widmet sich dem ambivalenten Verhältnis des deutschen und europäischen Liberalismus zum Nationalsozialismus und zu dessen Ideologie im 20. Jahrhundert.

Liberalismus und Nationalsozialismus trennten tiefe politische und weltanschauliche Differenzen. Der liberale Wertekanon, aus dem 19. Jahrhundert tradiert und auf Freiheitsrechte, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft ausgerichtet, stand im diametralen Gegensatz zum antiliberalen, totalitären und rassenideologischen Ideenkern des Nationalsozialismus. Doch das wechselseitige Verhältnis war weitaus ambivalenter, als liberale Narrative nach 1945 glauben machen wollten. Bei allen Gegensätzen und Abgrenzungen lassen sich ideelle Schnittmengen, Kontinuitäten und Parallelitäten zwischen Liberalismus und Nationalsozialismus ausmachen.

Hier möchte die Tagung ansetzen. Ihr Ziel ist es, das breite Spektrum liberaler Wahrnehmungen, Denkmuster und Praktiken in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert zu untersuchen. Dahinter steht die Frage, inwieweit sich liberale Strömungen gegenüber einer totalitären Weltanschauung behaupten konnten oder an ihr im „Zeitalter der Extreme“ partizipierten. So ist zunächst danach zu fragen, inwieweit etatistische, nationalistische und völkische Prägungen des Wilhelminischen Liberalismus Anknüpfungspunkte zum Nationalsozialismus in der Weimarer Republik boten. Lassen sich – daran anschließend – während des „Dritten Reichs“ hybride ideologische Annäherungen ausmachen, die sich auch auf der Handlungsebene niederschlugen? Hierbei gilt es, politische wie auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen und den Blick zudem über die Grenzen des Deutschen Reiches hinaus zu richten. Anhand von Einzelpersonen und Netzwerken sollen ferner differente Wahrnehmungen und Praktiken von Liberalen in ihrer Aus-einandersetzung mit dem Nationalsozialismus aufgeschlüsselt werden, die auch den Widerstand und die Emigration umfassen. Ein abschließender Blick gilt der Zeit nach 1945. Ohne Zweifel bildeten Liberale einen Pfeiler des staatlichen Wiederaufbaus und der demokratischen Lernprozesse. Doch inwieweit blieben sowohl in der Bundesrepublik wie auch in Österreich nationalistische, gar nationalsozialistische Denkhaltungen in Teilen des liberalen Spektrums präsent?

Programm

DONNERSTAG - 14. September 2017

11.00 Uhr : Begrüßung und Einführung (Elke Seefried/Ernst Wolfgang Becker)

I. Völkisch-nationalistisches Ideenreservoir: Abgrenzungen und Anknüpfungen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik
(Moderation: Elke Seefried, München/Augsburg)

11.30 Uhr: From Popular Liberalism to National Socialism (Oded Heilbronner, Jerusalem)

Liberaler Imperialismus? Interdependenzen zwischen Imperialität, Großraumdenken und Lebensraumideologie (Ulrike Jureit, Hamburg)

Die Kehrtwende des Wilhelm Stapel. Von den liberalen Anfängen eines völkischen Publizisten und ihrer national(sozial)istischen Revision nach 1918 (Thomas Vordermayer, München)

13.15 Uhr: Mittagspause

II. Liberalismus und Nationalsozialismus: Wahrnehmung und Interaktion
(Moderation: Gudrun Kruip, Stuttgart)

14.15 Uhr: Zwischen Gegnerschaft, Geringschätzung und Nichtbeachtung: Der Liberalismus aus Sicht führender Nationalsozialisten (Frank Bajohr, München)
Liberal Women and National Socialism. (Dis)continuities in Conceptions of Race, Space, and Social Policy, 1930-1939 (Eric Kurlander, DeLand/USA)
Die Deutschdemokratische Freiheitspartei in der Tschechoslowakei (Iris Nachum, Jerusalem)

16.00 Uhr : Kaffeepause

16.30 Uhr : Selbstverwaltung und Wirtschaftskoordination. Liberalismus in der Internationalen Handelskammer während des NS-Regimes (Philipp Müller, Hamburg)
Liberale und „Arisierungen“: Einige Fallbeispiele und ein Ausblick (Joachim Scholtyseck, Bonn)

18.00 Uhr: Ende der Sektion

19.00 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag: Bürgerliche Moderne im Zeitalter der Extreme: Der europäische Liberalismus nach 1918 (Jörn Leonhard, Freiburg i. Br.)

Anschl.: Kleiner Empfang

FREITAG - 15. September 2017

III. Liberale im Nationalsozialismus und im Exil: Personen und Netzwerke
(Moderation: Johannes Hürter, München)

09.00 Uhr: Liberale in der NS-Administration: Werner Stephan (Beate Meyer, Hamburg)
Bayerische Liberale im Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Otto Geßler und Eduard Hamm (Manuel Limbach, Bonn)
„Die Fronten sind andere geworden…“ Liberale Kulturprotestanten und der Nationalsozialismus am Beispiel der Zeitschrift „Die Christliche Welt“ (Christopher König, Bochum)

10.45 Uhr: Kaffeepause

11.15 Uhr: Liberaler Phoenix, Grenzgänger und atlantischer „Zivilapostel“: Ernst Jäckh (Helke Rausch, Freiburg i. Br.)
Liberale Läuterung? Der Wirtschaftspublizist Gustav Stolper und seine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (Ernst Wolfgang Becker, Stuttgart)

12.30 Uhr: Mittagspause

IV. Liberale und die nationalsozialistische Vergangenheit nach 1945
(Moderation: Thomas Hertfelder, Stuttgart)

13.30 Uhr: „Liberal“ versus „national“: Politische Konfliktlinien und Deutungskämpfe im Verband der Unabhängigen (VdU) und in der FPÖ (Margit Reiter, Wien)
„Liberale“ Vergangenheitspolitik. Die FDP und ihr Umgang mit dem Nationalsozialismus (Kristian Buchna, Stuttgart)

14.45 Uhr: Schlussdiskussion

15.15 Uhr: Ende der Tagung

Tagungsleitung: Frank Bajohr, Ernst Wolfgang Becker, Johannes Hürter und Elke Seefried

Anmeldung (nach Rücksprache, da nur begrenzt Plätze zur Verfügung stehen): per E-Mail an liberalismus@ifz-muenchen.de

Kontakt

Andrea Hopf
Institut für Zeitgeschichte
Leonrodstraße 46b, 80636 München

liberalismus@ifz-muenchen.de


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