Speichern – Zur Geschichte einer Grundfunktion der Technik. Technikgeschichtliche Tagung des VDI 2018

Speichern – Zur Geschichte einer Grundfunktion der Technik. Technikgeschichtliche Tagung des VDI 2018

Veranstalter
Ausschuss Technikgeschichte des VDI in Kooperation mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Veranstaltungsort
Technische Hochschule Georg Agricola,44787 Bochum
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.02.2018 - 16.02.2018
Deadline
04.12.2017
Website
Von
Lars Bluma

Systemisch betrachtet ist das Speichern neben der Wandlung und dem Transport von Materie, Energie und Information eine Grundfunktion der Technik. Speichertechniken sind zudem in vielen gesellschaftlichen Handlungsfeldern, wie z.B. Produktion, Handel, Alltag und Kultur zu finden. Die VDI-Jahrestagung Technikgeschichte fragt insbesondere nach der historischen Entwicklung und Nutzung unterschiedlicher Speichertechniken sowie nach deren zeitlichen, sozio-kulturellen und ökonomischen Bezügen.
Speichertechniken dienen vielfältigen Zwecken. Überall dort, wo kein kontinuierlicher Transport möglich oder erwünscht ist, müssen Materie, Informationen und Energie so lange gespeichert werden, bis ein Weitertransport möglich ist. Auch wenn in der Logik der „Just-in-time-Produktion“ Speicherung und Lagerung als kostenintensive Hemmungen der Logistikkette angesehen werden, kommen auch die modernsten Produktionsregime nicht ohne Speicherung aus. Die zunehmende Anzahl an Logistikzentren und informationstechnischen Speicherfarmen deutet aktuell eher auf eine Renaissance der Speicherung hin. Speichern erfüllt zudem eine wichtige ökonomische Funktion: Kohle wird auf Halde gelegt bis die Konjunktur wieder anspringt, Gas- und Wasserspeicher gleichen die täglichen Nachfrageschwankungen aus, Logistikzentren lagern zur schnellen Befriedigung der Konsumentenwünsche unzählige Produkte auf Vorrat und Festplatten speichern unzählige Daten, um sie für späteres Data Mining zu ökonomisieren. Das Vorhalten von materiellen Gütern, Energie und Informationen gewährleistet zudem im erheblichen Maße die Resilienz und Robustheit technischer und sozialer Systeme. Speichern ist somit ein wichtiger Teil gesellschaftlicher und individueller Sicherheitsinfrastrukturen geworden.
Eine besondere Herausforderung für Speichertechniken ist, dass sich die Qualität und Quantität des Gespeicherten verschlechtern können: Daten werden inkonsistent, Lebensmittel verderben, eingelagerte Dinge werden gestohlen und Akkus verlieren ihre Speicherkapazität.
Auch nicht mehr benötigte Dinge wollen gespeichert werden, sie landen auf dem Müll oder werden in (Dach-)Speichern, Kellern usw. dauerhaft wenn auch nie endgültig entsorgt. Diese Entsorgung kann sowohl geregelt als auch ungeregelt bzw. unbeabsichtigt erfolgen. Für die Speicherung von Gefahrstoffen ergeben sich daraus besondere Probleme, die oft globale und generationenübergreifende Folgen für die Umwelt haben können. Wie ist z.B. ein Atomendlager zu konstruieren, das zumindest in menschlichen Dimensionen auf Ewigkeit anzulegen ist?
Speichern erfüllt zudem wichtige kulturelle Funktionen. Schreiben und Malen können z.B. als frühe basale Kulturtechniken des Speicherns aufgefasst werden. Historisch entstehen daraus analoge und digitale mediale Techniken des Speicherns, wie z.B. Bücher, Filmrollen, Schallplatten, Magnetbänder, Festplatten, USB-Sticks usw. Von besonderer kultureller Bedeutung sind zudem Institutionen, die Medien und deren Inhalte langfristig aufbewahren: Bibliotheken, Archive und Museen sind solche kollektiven Speicherorte des materiellen und kulturellen Wissens sowie der individuellen und kollektiven Erinnerung. Mithin ist die Geschichtswissenschaft nichts anderes als eine kulturelle Erschließung und Aneignung von medial gespeicherten Informationen der Vergangenheit.
Das Speichern ist zudem mit Sekundärtechniken des Verwaltens und des Managements verbunden. Zu- und Abgänge müssen dokumentiert, Lagerkapazitäten berechnet, Logistikketten geplant werden usw.: keine Speicherung ohne Verwaltung derselben.

Die VDI-Tagung Technikgeschichte 2018 bietet Raum für vielfältige technikhistorische Perspektiven, die sich mit der Geschichte der Speicherung von Materie, Energie und Information beschäftigen. Insbesondere sollen folgende übergreifende Fragestellungen in diskutiert werden:

Speichermedien: Wie wurden Speicher konstruiert, um ihren Zweck zu erfüllen, z.B. bezüglich Langzeitarchivierung, Kühlung, Klimatisierung, Schutz, Material usw.?
Nutzer: Wie wurden diese Speicher genutzt? Welche technischen, rechtlichen, ökonomischen Bedingungen mussten hierfür erfüllt werden?
Zeitlichkeit/Ökonomie/Logik: Welche unterschiedliche Zeitformen, Ökonomien trafen aufeinander und prägten die verschiedenen Speichertechniken?
Kontinuitäten/Brüche: Welche historischen Kontinuitäten und Brüche lassen sich in der Geschichte der Speichertechniken ausmachen?

Vortragsangebote inklusive CV bitte als max. 2-seitiges Abstract bis zum 04.12.2017 an lars.bluma@bergbaumuseum.de schicken. Reise- und Übernachtungskosten der Referenten werden vom VDI übernommen.

Programm

Kontakt

Lars Bluma

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Bergbaugeschichte, Herner Straße 45, 44787 Bochum

lars.bluma@bergbaumuseum.de