History Takes Place - Breslau 2005

History Takes Place - Breslau 2005

Veranstalter
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
Veranstaltungsort
Ort
Breslau
Land
Poland
Vom - Bis
15.07.2005 - 24.07.2005
Deadline
31.03.2005
Von
Susanne von Horn

„History Takes Place“: Europäische Gedächtnisorte – Breslau
Sommerkurs der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
in Kooperation mit dem Willy-Brandt-Zentrum der Universität Wrocław
15. bis 24. Juli 2005

Ausschreibung

„Die geschichtliche Erinnerung Europas haftet in besonderer Weise Orten an: Geschichte findet statt, history takes place. Wenn es einen Genius Europas gibt, dann manifestiert er sich nicht zuletzt in seinen Städten. Er hat jeweils unverwechselbare Gesichter geformt. Europa kreist in gewisser Weise um seine Metropolen, die Punkte maximaler Verdichtung all dessen sind, was Zivilisationen und ihre Geschichte ausmacht. Um sie kreist das Leben, die Phantasie, die Erinnerung. Europa ist auch eine Landschaft des Gedächtnisses.“ (Karl Schlögel)

Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius wird in einer Folge von Studienkursen jungen Wissenschaftlern aus Europa und den USA die Möglichkeit geben, europäischen Gedächtnisorten nachzugehen. Beabsichtigt ist, das „Spektrum der Mitte und des Ostens Europas“ (H. v. Keyserlingk) anhand seiner Metropolen als Erinnerungs- und Geschichtstopoi vor Augen zu führen. Der Studienkurs zielt auf eine Internationalisierung und Vernetzung der historisch interessierten Geistes- und Kulturwissenschaften und lädt junge Historiker sowie historisch arbeitende Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler, Ethnologen, Soziologen zu Sommerkursen vor Ort – history takes place – ein.

2005 ermöglicht die ZEIT-Stiftung im Rahmen ihrer Sommerkurse „History takes place:
Europäische Gedächtnisorte“ in Kooperation mit dem Willy-Brandt-Zentrum der Universität Wrocław fortgeschrittenen Studenten, Doktoranden und Postdocs die Teilnahme an einem Sommerkurs in Breslau. Breslau, das nach dem Zweiten Weltkrieg einem vollständigen Bevölkerungsaustausch unterworfen wurde, steht für das Schicksal unzähliger Dörfer und Städte des mittleren und östlichen Europa.

Breslau ist ein exemplarischer Ort für das „Jahrhundert der Vertreibungen“, für die Exzesse des Nationalismus, für die Erfahrung von Flucht, Vertreibung und Neuanfang in der Fremde, von Heimatverlust und Entwurzelung.

Wer einen einzigen Ort sucht, an dem sich das Drama Europas im 20. Jahrhundert verdichtet erfahren lässt, der findet ihn in dieser Stadt. Aber er findet im Breslau von heute auch das ernsthafte Bemühen, an die Gemeinsamkeit europäischer Geschichte zu erinnern und so einen neuen Anfang zu machen im zusammenwachsenden Europa. Die Stadt an der Oder ist insofern ein europäischer Gedächtnisort par excellence.

Es ist das Ziel des von Dr. Gregor Thum (University of Pittsburgh, USA) geleiteten zehntägigen Sommerkurses, sich Breslaus dramatische Geschichte im 20. Jahrhundert zu vergegenwärtigen und ihren Spuren in der Topographie, in der Architektur und in den Denkmälern der Stadt nachzugehen. Leitfragen des interdisziplinär angelegten Sommerkurses skizziert das beiliegende Exposé. Für alle behandelten Themen werden Spezialisten und Zeitzeugen zu Vorträgen und Exkursionen durch die Stadt hinzugezogen.

Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft des Stadtpräsidenten von Wrocław Rafał Dutkiewicz sowie des Präsidenten der Universität Wrocław Prof. Dr. Zdzisław Latajka.

Dr. Ingmar Ahl
Bereichsleiter Förderung
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

Dr. Gregor Thum
DAAD Gastdozent
University of Pittsburgh

Dr. Krzysztof Ruchniewicz
Direktor des Willy-Brandt-Zentrums der Universität Wrocław

Teilnahmebedingungen und Bewerbungsmodalitäten

Die Auswahl des Teilnehmerkreises erfolgt nach Eigenbewerbung sowie durch Empfehlung einschlägig ausgewiesener Wissenschaftler.

Voraussetzung für eine Bewerbung sind fortgeschrittene Kenntnisse der modernen polnischen und deutschen Geschichte, Interesse am historischen Phänomen Stadt sowie Interesse am Themenfeld im Rahmen einer eigenen Qualifizierungsarbeit. Die Teilnehmer müssen nicht notwendigerweise über Breslau arbeiten, sondern vor allem thematisches und methodisches Interesse an neuen Zugangsweisen und ungewohnten Quellen mitbringen. Veranstaltungssprachen sind Polnisch, Deutsch und Englisch. Lektürefähigkeit in zwei Sprachen ist Voraussetzung für die Bewerbung, die Kenntnis aller drei Sprachen von Vorteil. Die eingehende Vorbereitung anhand von Kursmaterialien, Lektüreempfehlungen sowie die Übernahme eines Referats und einer Führung wird erwartet. Hierbei werden die jeweiligen Interessen und Kompetenzen Berücksichtigung finden.

Die ZEIT-Stiftung trägt die Reise- und Unterbringungskosten und leistet eine je nach Einkommenssituation bemessene Pauschale für die vor Ort entstehenden Kosten. Die Veröffentlichung der Ergebnisse des Sommerkurses ist beabsichtigt.

Geeignete Bewerber werden gebeten, ihre Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Zeugniskopien, Themenvorschlag) nebst der schriftlichen Empfehlung eines Fachwissenschaftlers bis zum 31. März an die Adresse der ZEIT-Stiftung (Feldbrunnenstraße 56, D-20148 Hamburg) zu senden. Informationen sind auch über die Homepage der Stiftung (www.zeit-stiftung.de) verfügbar.

Programm

Leitfragen

„Städte“, so Joseph Roth, „überleben Völker, denen sie ihre Existenz verdanken, und Sprachen, in denen ihre Baumeister sich verständigt haben. Geburt, Leben und Tod einer Stadt hängen von vielen Gesetzen ab, die man in kein Schema bringen kann, die keine Regel zu-lassen.“ Breslau scheint dieses Urteil zu bestätigen, ist doch Schlesiens Hauptstadt selbst durch die Zerstörung im Krieg und die Vertreibung ihrer Bürger nach 1945 nicht untergegangen. Auf den Trümmern des deutschen Breslau entstand eine neue, polnische Stadt. Deren Anfänge gestalteten sich schwierig, weil sich die polnischen Ansiedler mit dem fremden Ort kaum identifizieren mochten. Doch über die Jahre haben sie dennoch Wurzeln in Breslau geschlagen und so den Wiederaufbau und die Wiederbelebung dieser Stadt ermöglicht. Heute ist Breslau eine der dynamischsten Städte im neuen Polen.
Im Sommerkurs geht es darum, die dramatische Zäsur von 1945 in ihrer Bedeutung für Breslau zu erfassen, ohne das Kontinuum städtischer Entwicklung aus den Augen zu verlieren. Das polnische und das deutsche Breslau haben mehr miteinander gemein, als man vermuten würde. Es scheint einen Breslauer genius loci zu geben, der alle Brüche überlebt hat und dieser Stadt weiterhin ihren unverwechselbaren Charakter gibt. Ihm auf die Spur zu kommen, ist das Anliegen dieses Sommerkurses.

Geschichte vor Ort. Stadt als Text
Für den Historiker ist das Stadtbild ein wertvolles Dokument, das wie eine historische Quelle gelesen werden kann. Es gibt sowohl Auskunft über die Geschichte der Stadt als auch über den Umgang mit dieser. Ältere Schichten wurden von neueren überlagert, manches verschwand ganz oder wurde bewusst beseitigt, vieles ist nur in den Hintergrund getreten, anderes wurde wieder sichtbar gemacht. Daneben gibt es auch topographische Konstanten, naturräumliche und verkehrsbedingte Gegebenheiten, die sich kaum verändern lassen und daher den Städten ihre individuellen, über lange Zeiträume fortbestehende Konturen verleihen.

Stadtbilder sind also von Generationen gestaltete Räume, die, richtig gelesen, die Geschichte einer Stadt erzählen können. Wie lesen wir Breslau? Was erzählt uns die Stadt? Was müssen wir vorher von ihrer Geschichte wissen, was gibt das Stadtbild von sich preis? Was sind die naturräumlichen Gegebenheiten in Breslau, die sich gegen alle Veränderungen sperren?

„Breslau 1945“ – Kriegsende, Grenzverschiebung und Bevölkerungsaustausch im Rückblick

2005 jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. Für Breslau bedeutet das Jahr 1945 mehr als nur das Kriegsende. Es markiert die dramatische Zäsur in der Geschichte der Stadt: Verwüstet bei den Gefechten um die „Festung Breslau“, fällt die Stadt nach dem Willen der Siegermächte an Polen. Weil Breslau auch im ethnischen Sinne eine rein polnische Stadt werden soll, werden die Breslauer, die noch nicht vor der Roten Armee nach Westen geflohen sind, aus ihrer Stadt vertrieben. Es kommen polnische Siedler, viele selbst Vertriebene aus den an die Sowjetunion gefallenen ostpolnischen Gebieten. Allerdings glauben damals nur die wenigsten Polen, für länger in Breslau zu bleiben. Die meisten leben über Jahre und Jahrzehnte auf gepackten Koffern.
Im kommunistischen Polen wurde die Erinnerung an die dramatischen Ereignisse von 1945 und deren Folgen für die Stadt mit Geschichtsmythen verstellt. Doch die Bedingungen des Erinnerns haben sich seit 1989 grundlegend verändert. Nach jahrzehntelanger Verdrängung ist es gerade auch die deutsche Vergangenheit, für die sich die polnischen Breslauer von heute interessieren. Dazu kommt die Debatte um die Vertreibung, in der Breslau mehrfach als möglicher zentraler Gedächtnisort für das europäische Vertreibungsgeschehen genannt wurde. Wie gedenkt man heute in Breslau des Jahres 1945? Was hat sich im Stadtbild an Zeugnissen jenes Jahres erhalten? Wie sieht man die Vertreibung der deutschen Breslauer im Abstand von 60 Jahren? Begreift sich Breslau als Stadt der Migranten und Vertriebenen, oder zeigen die Nachkriegsmythen vom „urpolnischen Breslau“ und seiner „Rückkehr zum Mutterland“ weiterhin Wirkung? Hat Breslau im Hinblick auf 1945 das Potential eines europäischen Erinnerungsortes?

Die bürgerliche Stadt
Breslau ist um eine fürstliche Burg herum entstanden und gewann als Bischofssitz erstmals größere Bedeutung. Und doch verdankt die Stadt ihren Aufstieg zu einer der glanzvollen Handelsstadt vor allem dem Geschick ihrer Bürger. Sie spannten das Netz weitreichender Handelsbeziehungen, rangen mit Fürsten und Kirchenherren er-folgreich um die Macht in der Stadt, und schufen die stolze, sich selbst verwaltende Bürgerstadt des 15. und 16. Jahrhunderts. Was blieb im 20. Jahrhundert von der Bürgerstadt noch übrig? In welchem Masse trugen der langfristige ökonomische Abstieg und die damit verbundene Unterminierung der Bürgerlichkeit zur Tragödie des modernen Breslau bei? Wie war es um die bürgerliche Kultur im Breslau der Volksrepublik Polen bestellt? Erlebte diese erst nach 1989 eine Renaissance oder erwachte sie schon mit der Solidarnosc( der 1980er Jahre zu neuem Leben? Wie definiert und präsentiert sich Bürgerlichkeit im Breslau der Gegenwart?

Breslau als religiöses Zentrum
Zu Breslaus Stadtbild gehören die Kirchen und Klöster. Vor 1945 war Breslau Sitz eines katholischen Erzbistums und Zentrum der evangelischen Landeskirche Schlesiens. Die Breslauer Universität verfügte als erste in Deutschland sowohl über eine katholische als auch über eine evangelische theologische Fakultät. Zur religiösen Vielfalt der Stadt trug zudem die große jüdische Gemeinde bei sowie das intellektuelle Leben um das Jüdisch-Theologisches Seminar, bis zu seiner Schließung 1938 eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für Rabbiner in Europa. Nach 1945 schrumpften die Protestanten zu einer Minderheit, doch der Status des katholischen Erzbistums blieb der Stadt erhalten. Durch die Zuwanderung Tausender polnischer Holocaust-Überlebender entwickelte sich in Breslau für einige Jahre auch wieder ein reiches jüdisches Leben. Als neues Element kamen Kirchen des christlich-orthodoxen Ritus hinzu – eine Folge der Zwangsansiedlung von Ukrainern in Schlesien 1947. In welcher Beziehung standen die religiösen Gruppen untereinander? Auf welche Weise prägte die religiöse Vielfalt den städtischen Geist und das Stadtbild?

Stadt des Geistes
Das moderne Breslau ist ohne seine Hochschulen, Bibliotheken und Archive gar nicht zu denken. Auch als Stadt der Kunst, der Literatur und des Theaters hat sich Breslau einen Namen gemacht, seit den 1960er Jahren zudem als ein Zentrum des polnischen Spielfilms. Mit Namen wie Max Born, Hans Poelzig, Alfred Kerr, Jerzy Grotkowski oder Tadeusz Rozewicz war die Handels- und Industriestadt Breslau so auch immer ein Ort großer intellektueller und künstlerischer Kreativität.

Wie kam es dazu, was machte Breslau so attraktiv für Künstler und Intellektuelle, welche Inspirationen bot die Stadt? Wie sahen diese die Stadt und welchen Einfluss nahmen sie auf ihre Geschicke?

Stadt und Staatsmacht
Breslau war stets mehr Bürgerstadt als Residenz und Machtort. Und doch konnte sich die Stadt gerade im Jahrhundert der Totalitarismen staatlichen Zugriffen nicht entziehen. Während des Nationalsozialismus sowie während Stalinismus wird Breslau zur Bühne staatlicher Selbstdarstellung und Machtinszenierung. 1938 paradierte Hitlers Wagenkolonne anlässlich des Deutschen Turn- und Sportfestes durch Breslau, zehn Jahre später eröffnete Boleslaw Bierut in Breslau die „Ausstellung der Westgebiete“, die größte Propagandaschau, welche die Volksrepublik erleben sollte. Aus dem „deutschen Bollwerk“ im slawischen Osten war die „Hauptstadt der polnischen Westgebiete“ geworden. Wie verhielten sich Stadt und Staatsmacht zueinander? In welchem Masse vermochte die Stadt gegenüber dem Staatskult des Kaiserreiches, des Dritten Reiches und des stalinistischen Polen Distanz zu wahren? Und in welchem Umfang schrieb sich jeweils die Staatsmacht mittels Repräsentationsbauten und nationalen Denkmälern in das Stadtbild ein?

Die moderne Industriestadt
Deutschlands Industrialisierung begann in Oberschlesien. In dessen Sog wurde auch das urbane Zentrum Schlesiens zu einer wichtigen Industriestadt. Bedeutend war Breslau vor allem durch seinen Maschinenbau, allen voran durch die Produktion von Eisenbahnwaggons bei Linke-Hofmann, dessen Tradition Pafawag nach 1945 fortsetzte. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass die Arbeiterbewegung in der Person Ferdinand Lassalles eine ihrer Wurzeln in Breslau hat.

Wie veränderte sich Breslau im Zuge der Industrialisierung, sowohl was die Zusammensetzung seiner Einwohnerschaft als auch das Stadtbild angeht? Welchen Einfluss gewannen Arbeiter- und Industriekultur auf die Stadtkultur als Ganzes? Wie scharf war wirklich der Bruch, als Breslau im kommunistischen Polen vornehmlich zu einer Arbeiterstadt werden sollte, symbolisch durch die Errichtung von Arbeiterquartieren in der traditionell bürgerlichen Stadtmitte?

Minoritäten: Juden, Polen, Deutsche, Ukrainer
Die Existenz konfessioneller und ethnischer Minderheiten gehörte stets zu den markanten Zügen des im Grenzland Schlesien gelegenen Breslau. Vor 1945 setzten vor allem Juden und Polen einen Akzent gegen die christlich-deutsche Mehrheit, im katholischen Polen waren es Juden und orthodoxe Ukrainer. In gewisser Weise bildeten nach 1945 aber auch die Vertriebenen aus Lemberg und anderen Orten Ostpolens eine Minderheit mit eigener Kultur in Breslau. Wie verhielten sich die Mehrheiten zu diesen Minderheiten, welchen Raum gewährten sie ihnen im städtischen Leben? Wie organisierten sich Breslaus Minoritäten, welchen Einfluss gewannen sie auf Stadtkultur und Stadtbild? Wie geht die Stadt heute mit ihren Minderheiten um? Gibt es jenseits der nationalistischen und antisemitischen Exzesse des 20. Jahrhunderts tatsächlich die so oft beschworene Tradition der Toleranz und Multikulturalität Breslaus, an der sich die „europäische“ Stadt heute orientieren könnte?

Breslau und seine Gedächtnisse
Durch seine exponierte Lage im Grenzraum zwischen Deutschen und Polen war Breslaus kollektives Gedächtnis immer wieder abruptem Wandel unterworfen. Stets aufs neue wurden seine Elemente überschrieben, partiell ausgelöscht, neu erfunden. Mit der Vertreibung der deutschen Breslauer spaltete sich das Gedächtnis gar in einen deutschen und den neu entstehenden polnischen Zweig. Mit Breslau verbinden sich daher viele Gedächtnisse, deutsche und polnische, offizielle und inoffizielle, Mehrheits- und Minderheitsgedächtnisse. Nach den Epochenwenden von 1918, 1933, 1945 und 1989 verschwanden historische Zeugnisse aus dem Stadtbild, weil sie den jeweiligen Wunschvorstellungen von der Geschichte Breslaus widersprachen.

Ist Breslau ein Palimpsest unterschiedlicher Gedächtnisse oder stehen diese in einer Beziehung zueinander?
Gibt es eine Renitenz des Ortes und seiner geschichtlichen Prägung gegen die „Erfindung von Tradition“? Lässt sich seit 1989 von einer Konvergenz des polnischen und des deutschen Stadtgedächtnisses sprechen? Emanzipiert sich das lokale Gedächtnis heute von den nationalen Erwartungen der Vergangenheit, oder erfüllt das „europäische Breslau“ diese auch weiterhin, nur vor einem veränderten politischen Hintergrund?

Aufbrüche und Zukunftsvisionen: 1920er, 1950er, 1990er
Breslau hatte im 20. Jahrhundert stets mit den Problemen einer Stadt an der Peripherie zu kämpfen. Doch aus dieser Situation erwuchs stets aufs neue der Wille, die Stadt durch kühne Zukunftsentwürfe nach vorne zu bringen. In den 1920er Jahren gehörte Breslau zu den ersten Städten in Deutschland, die einen internationalen Wettbewerb für einen Generalbebauungsplan ausschrieben. In den 1950er Jahren entwarfen Stadtplaner und Architekten ambitionierte Pläne zur Totalrekonstruktion der im Krieg zerstörten Stadt. In den 1990er Jahren sollte die Bewerbung um die Weltausstellung 2010 für den großen Sprung in die Zukunft genutzt werden. Welche Visionen hatte man jeweils für die Stadt? Was wurde realisiert, was blieb Planung? Und was haben all diese Zukunftsentwürfe miteinander gemein? Hat die Neuformierung von Raumbeziehungen im zusammenwachsenden Europa Breslau vielleicht gar aus seiner peripheren Lage befreit?

Dr. Gregor Thum Pittsburgh, im Dezember 2004
University of Pittsburgh/USA

Kontakt

Susanne von Horn

ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
Feldbrunnenstr. 56
20248 Hamburg

040-41.33.67.90
vonhorn@zeit-stiftung.de

www.zeit-stiftung.de
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