Unmoralisches Geld und Kriegsgewinnler (1870-1945) / L’argent immoral et les profiteurs de la guerre (1870-1945)

Unmoralisches Geld und Kriegsgewinnler (1870-1945) / L’argent immoral et les profiteurs de la guerre (1870-1945)

Veranstalter
Professor Dr. Olivier Dard
Veranstaltungsort
Maison de la Recherche, Paris / Sorbonne
Ort
Paris / Sorbonne
Land
France
Vom - Bis
29.05.2018 - 30.05.2018
Deadline
01.03.2018
Von
Prof. Dr. Jens Ivo Engels

Während und nach Kriegen kommt es typischerweise zu Debatten darüber, ob einzelne Personen, Gruppen oder Unternehmen davon profitiert hätten. Im Hintergrund steht der Kontrast zwischen dem Leid der Zivilbevölkerung und der Hingabe von Soldaten einerseits, während Unternehmer und Firmen andererseits hohe Gewinne erzielten. Die geplante Konferenz fokussiert insbesondere auf Korruptions- und Bereicherungsvorwürfe gegenüber Unternehmen während und nach den großen europäischen Kriegen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Vor allem mit Blick auf den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und den Ersten Weltkrieg gibt es hier noch große Forschungslücken.

Auch wenn in der Forschung Einigkeit darin besteht, dass die großen Kriege in vielerlei Hinsicht Beschleuniger historischer Entwicklungen waren, so wissen wir bislang noch zu wenig über die Auswirkung der Kriege auf die gesellschaftlichen Normensysteme hinsichtlich des Verhältnisses zwischen privatem Nutzen einerseits und Allgemeinwohl auf der anderen Seite. Während die Gesellschaften sich typischerweise weitgehend konsensual darauf einigten, dass der und die Einzelne große Opfer im nationalen Interesse bringen musste, stand die Wirtschaft zwar ebenfalls vor Herausforderungen, es boten sich ihr aber auch spezifische Chancen. Grundsätzlich gilt, dass die unternehmerischen Entscheidungen sehr schnell und unter extremer Unsicherheit zu treffen waren. Zugleich erhöhten sich die staatlichen Aufträge an Unternehmen geradezu in extremer Weise. In vielen Fällen konnten Einzelpersonen oder Branchen sehr hohe Gewinne bei geringen Kosten realisieren, insbesondere Heereslieferanten. Viel spricht dafür, dass die Aufträge in vielen Fällen über persönliche Netzwerke und Begünstigungssysteme verteilt wurden.

Nach Beendigung der Kriege kam es regelmäßig zu Debatten über Kriegsprofiteure, wobei deren Erfolge und Gewinne als unmoralisch bewertet wurden, und zwar einerseits wegen des Kontrasts zum Schicksal der Gesamtbevölkerung, andererseits auch weil die Gewinne oft mit öffentlichen Aufträgen realisiert wurden. In der Regel entspann sich eine heftige Diskussion über „unmoralisches Geld“ und über die oben erwähnten Normen, wobei das Ergebnis des jeweiligen Kriegs neu bewertet wurde.

Beiträge zur Tagung sollten sich auf einen oder mehrere der drei folgenden Gesichtspunkte beziehen:

1. Debatten oder Skandale über unmoralisches Geld und Kriegsprofiteure in der Nachkriegszeit europäischer Kriege, insbesondere nach den Kriegen von 1870/71 und 1914/18. Auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kann in den Blick genommen werden (in diesem Fall aber wegen der bereits guten Forschungslage nur außerhalb Frankreichs). Nachkriegszeiten anderer Konflikte zwischen ca. 1870 und 1945 können ebenfalls berücksichtigt werden.

2. Politische, parlamentarische und juristische Organisationen, die mit der Aufarbeitung oder Verfolgung der o.g. Themen betraut waren. Hier kommen die Einrichtung und die Arbeit insbesondere von parlamentarische Untersuchungsausschüssen, Gerichtsprozessen, militärischen und administrativen Kontrollinstanzen in Betracht.

3. Eine unternehmensgeschichtliche Perspektive, die die realisierten Gewinne, Managemententscheidungen, Auftragsvergaben, Netzwerke und Einflusspolitiken während des jeweiligen Krieges in den Blick nimmt. Denkbar ist hier auch eine Perspektive, die von der Auftragsvergabe durch staatliche Stellen ausgeht.

Die Konferenz ist Teil einer längeren Serie von Tagungen eines internationalen Forschungsnetzwerks, das sich mit Fragen der Korruption und Patronage in der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigt.
Hieran sind Forscherinnen und Forscher aus Paris/Sorbonne, Avignon, Aix-en-Provence, Darmstadt, Frankfurt, Barcelona, Amsterdam, Bukarest und Ottawa beteiligt (zur Information vgl. https://www.korruptionsforschung.tu-darmstadt.de/index.php?id=1 oder http://pock.hypotheses.org/).
Hauptorganisator dieser Veranstaltung ist Professor Olivier Dard.

Die Vorträge auf der Tagung können in Französisch oder Englisch gehalten werden. Anreise und Unterkunft der Vortragenden werden von den Organisatoren finanziert.

Die Auswahl der Vorträge erfolgt durch eine Organisationskomitee bestehend aus Olivier Dard, Jens Ivo Engels, Silvia Marton, Cesare Mattina, Frédéric Monier und Gemma Rubí. Vorschläge für einen Vortrag erbitten wir in englischer oder französischer Sprache, max. 1500 Zeichen, bis zum 1. März 2018 an Professor Dr. Olivier Dard (olivierdard@orange.fr)

Programm

Kontakt

Professor Dr. Olivier Dard

Université Paris-Sorbonne (Paris IV)
75005 Paris

olivierdard@orange.fr

http://pock.hypotheses.org/
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