Konfliktlandschaften: Militärgeschichte im interdisziplinären Dialog

Konfliktlandschaften: Militärgeschichte im interdisziplinären Dialog

Veranstalter
Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Konfliktlandschaftsforschung der Universität Osnabrück
Veranstaltungsort
Ort
Osnabrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2018 - 12.10.2018
Deadline
10.03.2018
Website
Von
Christoph Rass

[English version below.]

Die Jahrestagung des Arbeitskreises Militärgeschichte im Jahr 1996 ist der Frage nachgegangen: Was ist Militärgeschichte? Mehr als zwei Jahrzehnte später soll die Frage der Jahrestagung 2018 lauten: Wer betreibt Militärgeschichte?

Nachdem sich das Forschungsfeld nicht nur erneuert, sondern auch ausdifferenziert hat und in einen Dialog mit zahlreichen anderen Disziplinen getreten ist, bereichern heute ebenso Beiträge aus Soziologie und Psychologie die Militärgeschichte, wie Studien, die sich in den Kultur- oder Literaturwissenschaften verorten. Mit der sich aus ihrem ursprünglichen Epochenzusammenhängen emanzipierenden Archäologie hat schon vor einiger Zeit ein neuer Spieler auch die moderne Militärgeschichte erweitert, während sich mit der zunehmenden kritischen Musealisierung der Gesellschaftsgeschichte kriegerischer Gewalt und ihrer Institutionen auch Didaktik und Pädagogik aufs engste mit der Militärgeschichte verknüpft haben. Nachbardisziplinen wie die Kunstgeschichte oder Historische Migrationsforschung leisten inzwischen ebenso Beiträge zu Debatten, die vor einiger Zeit noch in der Isolierung einer in sich zusehends fragmentierten Geschichtswissenschaft verlaufen wären. Schließlich greifen nun auch die Lebens-, Natur- und Technikwissenschaften in militärgeschichtliche Fragestellungen ein. Forensische und gerichtsmedizinische Methoden aus diesen Kontexten sind inzwischen ebenso wenig verzichtbar, wie etwa bodenkundliche und geophysische Ansätze oder gar Ergebnisse der Klima- und Umweltforschung.

Militärgeschichte ist zu einem interdisziplinären Unternehmen geworden, und es scheint kaum mehr möglich, eine vollständige Liste der involvierten Wissenschaftszweige zusammenzustellen. Allenthalben öffnen sich neue Perspektiven, erschließen sich neue Zugänge und Möglichkeiten. Dialog und Zusammenarbeit von Wissenschaften, die epistemologisch ebenso wie methodisch, theoretisch und praktisch unterschiedlich fundiert sind, bringen indes auch alle Herausforderungen interdisziplinärer Arbeit mit sich.
Einerseits hat diese Diffusion des Gegenstandes sehr spezialisierte Fragestellungen hervorgebracht, die bisweilen in voneinander isolierten Diskursen vereinzeln oder aus Perspektive anderer Fächer - häufig reziprok - als eine Art hilfswissenschaftliche Zuarbeit verstanden werden. Andererseits haben sich neue Kontroversen um Deutungsansprüche zwischen Disziplinen ergeben, die weit komplexer gelagert sind, als etwa Konkurrenzen zwischen Archäologie und Alter Geschichte. Schließlich erweist sich bereits die Verständigung über Begriffe, Methoden und theoretische Rahmungen zwischen mehr oder weniger nahe beieinander liegenden Disziplinen nicht selten als durchaus mühevoll und spannungsreich. Dabei laufen wir immer wieder Gefahr, das Potential interdisziplinärer Arbeit zu vergeben.

Neben kritischen Beobachtungen steht inzwischen jedoch auch ein sich rasch weitendes Feld produktiver trans- und interdisziplinärer Zusammenarbeit in Projekten, die sich einer perspektivisch und methodisch geöffneten

Militärgeschichte zurechnen lassen. Es scheint an der Zeit, diese Entwicklungen zu reflektieren.

Die Jahrestagung des Arbeitskreises Militärgeschichte widmet sich daher der Diskussion des gegenwärtigen Profils und der Entwicklungschancen einer interdisziplinär orientierten Militärgeschichte auf fünf Ebenen:

(1) durch praktische Einblicke in die methodischen und inhaltlichen Dimensionen dezidiert interdisziplinär aufgestellter militärgeschichtlicher Projekte und Forschungen;

(2) durch Perspektiven auf Methodenbeiträge nicht-geschichtswissenschaftlicher Disziplinen und ihrer theoretischen Konzepte mit Blick auf Schnittstellen und wechselseitige Anschlussfähigkeit;

(3) durch Überlegungen zu den Konsequenzen dieser Forschungspraxis für Position und Entwicklung geschichtswissenschaftlicher Methoden in der Militärgeschichte, aber auch zu Fragen interepochaler Zusammenarbeit;

(4) durch die Diskussion theoretischer und methodischer Implikationen für eine interdisziplinär geöffnete Militärgeschichte bzw. allgemeiner Forschungen zu Gewalt, Militär, Krieg, deren Schauplätzen, Akteuren und Repräsentationen in historischer Perspektive;

(5) durch Betrachtungen der Folgen für die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses, dessen fachliche Verortung sowie die Präsentation bzw. Publikation von Forschungsergebnissen.

Angestrebt wird somit ein Dialog über gegenwärtige Praktiken militärgeschichtlicher Forschung zwischen geschichtswissenschaftlicher Disziplinarität und interdisziplinärer Öffnung, die sich kritisch mit den Potentialen und Herausforderungen auseinandersetzt und über Wege nachdenkt, einen solchen Dialog zu verfestigen und für die Militärgeschichte fruchtbar zu machen.

Die Organisatoren freuen sich über Beiträge zu den oben genannten Schwerpunkten – oder mit anderen überzeugenden Thesen zum Tagungsthema – aus allen geschichtswissenschaftlichen Epochen sowie allen Disziplinen, die sich mit Forschung zur Militärgeschichte im weiten Verständnis des Arbeitskreises Militärgeschichte (portal-militaergeschichte.de) verbunden sehen. Deutlich erkennbar sollte dabei die Reflexion interdisziplinärer Zusammenarbeit bzw. der interdisziplinären Ausrichtung eines Projekts sein. Es können sowohl Einzel- als auch Tandembeiträge (disziplinär erweiterte Perspektiven auf ein Projekt mit verlängerter Redezeit) vorgeschlagen werden. Themenvorschläge von Promovierenden sind ausdrücklich willkommen.

Die Tagung findet vom 10. bis zum 12. Oktober 2018 an der Universität Osnabrück statt und wird in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Konflitklandschaftsforschung (konfliktlandschaften.org) sowie dem Historischen Seminar der Universität Osnabrück organisiert.
Tagungsort am 10. sowie am 12. Oktober ist das Osnabrücker Schloss (Hauptgebäude der Universität) und am 11. Oktober der Museumspark Kalkriese (www.kalkriese-varusschlacht.de), in dem sich anhand der Forschungen zur „Varusschlacht“ die Kooperation zwischen Archäologie, Geschichts- und Naturwissenschaften sowie Pädagogik, Didaktik und Museologie in einem militärgeschichtlichen Kontext unmittelbar erfahren lässt.

Vorschläge für Tagungsbeiträge richten Sie bitte per E-Mail (chrass@uos.de) bis zum 10. März 2018 an die Organisatoren unter dem Betreff „Jahrestagung AKM 2018“. Ihre Themenskizze sollte nicht mehr als 500 Wörter umfassen und von kurzen biobibliografischen Informationen begleitet werden.

Verantwortlich für die Organisation ist:
Prof. Dr. Christoph Rass
Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung
Fachbereich 1: Kultur- und Sozialwissenschaften
Historisches Seminar &
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Neuer Graben 19/21
49069 Osnabrück
mail: chrass@uos.de
fon: +49 (0)541 969 4912 [Sekretariat -4377]
fax: +49 (0)541 969 4380

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Call for papers.

Conflict Landscapes: Military History in Interdisciplinary Dialogue
Annual conference of the Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. in cooperation with the Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Konfliktlandschaftsforschung at Osnabrück University. Osnabrück, October 10 – 12 2018.

On their annual conference in 1996, members of the German Military History Society (AKM, Arbeitskreis Militärgeschichte) raised the question: What is military history? More than two decades later, the question on the 2018 conference now to be pursued will be: Who engages in military history?

The field has meanwhile not only advanced and generated new lines of thought, but has also differentiated its approaches and taken up dialogues with other disciplines. Contributions from sociology, psychology as well as from cultural or literature studies enrich military history today.
Archaeology, emancipating from its original epochal context, has already widened the horizons of modern military history and the growing field of research on musealisation with regard to organized violence, has tied in educationalists at all levels most closely with military history. Likewise, neighbouring disciplines such as art history or historical migration research now inspire the debate further. Finally, the life and natural sciences and engineering are also taking part in debates that address military history. Their forensic methods and procedures have become as important as geophysical approaches or evencontributions from climate and ecological research.

Military history has become an interdisciplinary venture and it seems hardly possible to compile a complete list of the involved disciplines and their subfields. On all sides new perspectives and modes of research are emerging. Yet, dialogue and cooperation between disciplines with differing epistemological, methodical, theoretical and practical roots also come with all challenges of interdisciplinary research.

On the one hand, the wide diffusion of the subject matter has generated highly specialised research questions that run a risk to stray into isolated discourses. Other disciplines fear to be misunderstood as ancillary disciplines. On the other hand, new struggles among disciplines over their interpretational sovereignty may arise and could develop into even more complex disputes than those between archaeology and ancient history for instance. Ultimately, translating methods and theories across more or less adjacent disciplines often turns out to be an arduous and controversial task. In the process, we may lose sight of the potential of interdisciplinary research.

Beside such critical observations, a rapidly developing field of productive interdisciplinary projects tied to a methodically forward-thinking military has evolved.

It seems, the time has come to reflect upon such changes in the character of military history.

The 2018 annual conference of the Military History Society (Arbeitskreis Militärgeschichte) hence will deliberate over the current profile of military history and the potential of interdisciplinary cooperation at five levels:

(1) through hands-on insights into methods and contents of sound interdisciplinary military-historical projects and research;

(2) through reviewing methodological expertise and conceptual frameworks of non-history disciplines as to intersections and connectivity;

(3) through reflecting upon the impact of this research practice for the standing and advancement of classical methods in military history research, but also on issues of inter-epochal cooperation;

(4) through discussing the visions of interdisciplinary work and both their theoretical and methodical implications for research in military history or, with that, for research on violence, military, and war, with their arenas, agents and representations in historical perspective;

(5) through looking at the consequences for junior researchers with regard to training, professional designation or the presentation and publication of research results.

We seek to engage in a dialogue on current research practices in military history oscillating between classical historiography and interdisciplinary openness. We strive to critically discuss potentials, dangers, and explore paths to sustain such a dialogue to the benefit of military history.
The organisers invite contributions to the above listed key areas across all historical epochs and disciplines concerned with research in military history as represented by the Military History Society (for further information on the Arbeitskreis Militärgeschichte see: portal-militaergeschichte.de).

All proposals should address interdisciplinary cooperation or an interdisciplinary approach to a project at some point. Single and tandem contributions (projects extending over several disciplines are granted prolonged speaking time) are welcome. Proposals from postgraduate and early career researchers are especially welcome.

The conference will take place from 10 to 12 October 2018 at the Osnabrück University and is organised in cooperation with the Study Group Interdisciplinary Research on Conflict Landscapes (for further information on the Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Konfliktlandschaftsforschung see: konfliktlandschaften.org).

Conference venues on October 10 and October 12 are the Schloss of Osnabrück (main building) and on October 11 the Museum Park Kalkriese, in which by example of research on the Varus Battle (www.kalkriese-varusschlacht.de/en/), the cooperation between archaeology, history, the natural sciences, educational science and teaching become immediately tangible.

Please send proposals by email (chrass@uos.de) by March 10th 2018 to the organisers thereby referring to Annual AKM Conference 2018. Your abstract should not exceed 500 words and be sent in along with a brief detail of your career.

Head of organizing committee:
Prof. Dr. Christoph Rass
Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung
Fachbereich 1: Kultur- und Sozialwissenschaften
Historisches Seminar &
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Neuer Graben 19/21
49069 Osnabrück
mail: chrass@uos.de
fon: +49 (0)541 969 4912 [-4377]
fax: +49 (0)541 969 4380

Programm

Kontakt

Christoph Rass

Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung, Universität Osnabrück

0541 969 4912

chrass@uos.de


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung