Vertrauensverlust und Vertrauenskrisen in antiken Gesellschaften

Vertrauensverlust und Vertrauenskrisen in antiken Gesellschaften

Veranstalter
Philipp Brockkötter (Graduate Center for the Study of Culture, JLU Gießen); Elisabeth Engler-Starck (Graduate Center for the Study of Culture, JLU Gießen); Stefan Fraß (DFG-Projekt „Rhetorik des Aristoteles“, Professur für Alte Geschichte, JLU Gießen); Frank Görne (Professur für Alte Geschichte, JLU Gießen); Isabelle Künzer (Professur für Alte Geschichte, JLU Gießen)
Veranstaltungsort
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.03.2019 - 16.03.2019
Deadline
30.04.2018
Website
Von
Künzer, Isabelle

Der Verlust von Vertrauen gegenüber politischen Institutionen, wirtschaftlichen Branchen und gesellschaftlichen Akteuren ist häufig Thema der öffentlichen Berichterstattung. Mitunter erscheint dabei das Vertrauen so nachhaltig erschüttert, dass von regelrechten „Vertrauenskrisen“ die Rede ist. Die Auffassung, dass Vertrauen als wichtige Grundlage gemeinschaftlichen Zusammenlebens schwinde oder gar gänzlich verloren gegangen sei, findet sich als Thema freilich bereits in der antiken Überlieferung. So erscheint bei Thukydides (Thuk. 3,82f.) die Entwertung ursprünglicher Vertrauensverhältnisse zwischen Bürgern und sogar Familienangehörigen als wesentliches Element einer stasis. Über 500 Jahre später kommt Tacitus in Bezug auf das Vierkaiserjahr 68/69 n. Chr. zu dem Ergebnis, dass der vollkommene Verlust des Vertrauens in die kaiserliche Zentralgewalt zum Angriff äußerer Feinde, Ausbruch von Bürgerkrieg und Zerfall sozialer Bindungen geführt habe. Selbst jene, die von keinen Feinden bedroht wurden, seien nun ihren eigenen Freunden zum Opfer gefallen (Tac. hist. 1,2). Allerdings sind es keineswegs ausschließlich literarische Quellen, die die nachhaltige Erschütterung von Vertrauen dokumentieren. Hinweise auf mögliche Vertrauenserosionen lassen sich auch am archäologischen Befund plausibel machen. Zu denken ist hier etwa an diverse Münzhortfunde, die mangelndes Vertrauen sowohl im wirtschaftlichen als auch politischen Bereich erahnen lassen.

Ausgehend von der Hypothese, dass sich die extremeren Ausprägungen der in den antiken Zeugnissen dokumentierten und thematisierten Fälle von Vertrauensverlust als „Vertrauenskrisen“ kategorisieren lassen, sollen im Rahmen der Tagung die Charakteristika der Vertrauenserosion, der Prozess ihrer Entstehung und Manifestation in wie auch immer gearteten krisenhaften Erscheinungen sowie die Auswirkungen für antike Gesellschaftssysteme untersucht und diskutiert werden. Denkbare Themenfelder können dabei im politischen und sozialen Bereich, auf dem Gebiet religiöser und kultureller Praktiken, im Kontext wirtschaftlicher Fragen sowie in der Sphäre zwischenmenschlicher Beziehungen jeder Art liegen.

Die Tagung, deren Anliegen die intensive gemeinsame Diskussion ist, möchte ausdrücklich Altertumswissenschaftler aller Fächer und Qualifikationsstufen ansprechen. Vorschläge für Beiträge in deutscher oder englischer Sprache (max. 500 Wörter + 3 Schlagwörter) können inkl. eines kurzen CV bis zum 30. April 2018 den Organisatoren der Tagung (Isabelle.Kuenzer@geschichte.uni-giessen.de) eingereicht werden. Für die Vorträge ist ein Zeitfenster von 60 Minuten (30 Min. Vortrag + 30 Min. Diskussion) vorgesehen. Die Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten ist vorbehaltlich verfügbarer Mittel beabsichtigt. Eine Publikation der Beiträge in einem Sammelband ist geplant.

Tagungsorganisation:

Philipp Brockkötter (Graduate Center for the Study of Culture, JLU Gießen)
Elisabeth Engler-Starck (Graduate Center for the Study of Culture, JLU Gießen)
Stefan Fraß (DFG-Projekt „Rhetorik des Aristoteles“, Professur für Alte Geschichte, JLU Gießen)
Frank Görne (Professur für Alte Geschichte, JLU Gießen)
Isabelle Künzer (Professur für Alte Geschichte, JLU Gießen)

Programm

Kontakt

Dr. Isabelle Künzer
Historisches Institut, Professur für Alte Geschichte
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10 G
35394 Gießen
Isabelle.Kuenzer@geschichte.uni-giessen.de