Spuren des Sklavenhandels im Heiligen Römischen Reich und seinen Nachfolgestaaten: Diskurse, Praktiken und Objekte, 1500-1850

Spuren des Sklavenhandels im Heiligen Römischen Reich und seinen Nachfolgestaaten: Diskurse, Praktiken und Objekte, 1500-1850

Veranstalter
Prof. Rebekka v. Mallinckrodt / Dr. Josef Köstlbauer / Sarah Lenz, Universität Bremen, 2. Tagung des ERC Projekts "German Slavery"
Veranstaltungsort
Universität Bremen
Ort
Bremen
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.11.2018 - 01.12.2018
Deadline
16.04.2018
Von
Josef Köstlbauer

Inhalte und Ziele:
Forschungen der letzten Jahre haben zunehmend die ökonomische und personelle Verstrickung deutscher Akteure und Akteurinnen in den frühneuzeitlichen Sklavenhandel aufgezeigt. Kaufleute, Reeder, Seeleute und Ärzte aus dem Heiligen Römischen Reich und seinen Nachfolgestaaten besorgten den Kauf und Transport versklavter Menschen in den Kolonialzonen anderer Mächte. Textil- , Metall- und Glasindustrie produzierten Waren für den Menschenhandel. Gleichzeitig setzten aristokratische Hofhaltungen im Reich sogenannte „Hofmohren“ als Dienstboten und zur repräsentativen Inszenierung ein. Die finanziellen, materiellen und menschlichen Auswirkungen des Sklavenhandels reichten somit aus den Zonen kolonialer Herrschaft tief hinein in die Territorien des Reichs (vgl. z. B. Weber 2009, Kuhlmann-Smirnov 2013, Rosenhaft/ Brahm 2016).
In Fortsetzung und Weiterentwicklung dieser Forschungen fragt die geplante Konferenz nach den Diskursen, Praktiken und materiellen Objekten, die von Sklaverei und Sklavenhandel im Alten Reich zeugen. Dies betrifft die Verschleppung von Menschen, die von ihren BesitzerInnen auch noch im Reich teils als SklavInnen angesehen und explizit so bezeichnet wurden (Mallinckrodt 2016 und 2017). Es betrifft aber auch die diskursive Auseinandersetzung mit Sklaverei und Sklavenhandel, die aus den oben genannten Gründen nicht nur in ihrer Funktion als Stellvertreterdiskurs, d.h. als Kritik an anderen Formen der Unfreiheit zu sehen ist (Lentz 2016). Und drittens geht es um jene materiellen Güter, die für SklavInnen getauscht wurden bzw. aus Sklavenarbeit hervorgingen. Bezüglich dieser drei Forschungsfelder ist ein wesentliches Ziel der Tagung, die bislang größtenteils lokalen Studien stärker zu bündeln und den systematischen Charakter der Verstrickung des HRRDN in das atlantische, aber auch andere Sklavereisysteme deutlich zu machen. Durch den Fokus auf Sklaverei und Sklavenhandel soll der Blick außerdem bewusst nicht auf mögliche repräsentative Zwecke (und damit die Perspektive der EigentümerInnen) gerichtet werden, sondern auf den Weg von verschleppten Menschen ins Reich bzw. die ökonomische Seite des Menschenhandels und – wann immer quellenmäßig fassbar – auf die Erfahrungen der Betroffenen selber.

Folgende Vortragsthemen sind dabei denkbar:
- Analyse von Publikationen, privaten Korrespondenzen, Tagebüchern oder Memoiren, welche die Notwendigkeit oder Immoralität von Sklaverei und Sklavenhandel thematisieren, über persönliche Erfahrungen mit Menschenhandel berichten bzw. dezidiert Position in der abolitionistischen Bewegung oder aber zur Verteidigung der Sklaverei beziehen und die im Alten Reich verfasst oder rezipiert wurden
- Nachverfolgung der Handelswege von Menschen in das Alte Reich und seine Nachfolgestaaten, Nachweis von Handelspraktiken, Umgang mit solcherart erworbenen Menschen im Reich, Vorstellung von Selbstzeugnissen bzw. der Lebenswege verschleppter Menschen
- Untersuchung von Gütern und Objekten, die durch den Einsatz von SklavInnen erzeugt und im Reich gehandelt wurden bzw. die als materielle Zeugen des Sklavenhandels und der Sklaverei dienen können

Zeitplan:
Die Tagung wird im Rahmen des ERC Projekts "The Holy Roman Empire of the German Nation and its Slaves" (grant agreement n° 641110) organisiert und finanziert. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Eine englischsprachige, peer-reviewed Veröffentlichung der Beiträge soll noch 2019 erfolgen. Hierzu ist folgender Zeitplan bereits bei der Bewerbung zu berücksichtigen:
- Themenvorschläge im Umfang von ein bis max. zwei Seiten sowie ein kurzer CV werden bis 16.04.2018 erbeten an: german-slavery@uni-bremen.de. Die Auswahl der paper findet noch im gleichen Monat statt. Berücksichtigt werden können dabei nur Originalbeiträge, die auf neuer Forschung beruhen.
- Die Beiträge werden zwei Wochen vor der Konferenz unter den TeilnehmerInnen zirkuliert. Hierfür müssen sie bis zum 15.11.2018 mit einem Umfang von ca. 5.000 Wörtern eingesandt werden (deutsch oder englisch).
- Die endgültige, englischsprachige Aufsatzversion (max. 10.000 Wörter) ist bis zum 31.03.2019 einzureichen.
- Aufgrund der obligatorischen Open-Access-Publikation, die durch den Grant finanziert und deshalb von dessen Laufzeit abhängig ist, sind keine Abweichungen von diesem Zeitplan möglich.

Folgende ExpertInnen haben ihre aktive Teilnahme an der Konferenz bereits zugesagt:
- Prof. Mark Häberlein (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
- Prof. Craig M. Koslofsky (University of Illinois)
- Prof. Eve Rosenhaft (University of Liverpool)
- Prof. Walter Sauer (Universität Wien)
- Prof. Arne Spohr (Bowling Green State University)
- Prof. Klaus Weber (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Rebekka v. Mallinckrodt, Josef Köstlbauer, Sarah Lenz

Programm

Kontakt

german-slavery@uni-bremen.de

http://www.geschichte.uni-bremen.de/?p=1923