War die Stasi zu einer flächendeckenden Überwachung fähig? Wer war warum das Hauptziel der Bespitzelung durch die inoffiziellen Mitarbeiter (IM)? Waren die IM die einzigen und wichtigsten Informationsquellen der Geheimpolizei? Hat das MfS in seiner Datensammelwut den Überblick verloren? Warum trug das MfS überhaupt so viele Daten über Menschen zusammen und was wollte und konnte es damit machen? War das MfS der "große Bruder" à la Orwell?
Diese Fragen sind bis heute nicht abschließend beantwortet. Sie kreisen um die Informationsverarbeitung des MfS. Nachrichtenbeschaffung ist eine Kernaufgabe eines jeden Geheimdienstes. Ihre Qualität entscheidet über seine Fähigkeit, auf Lagen oder Ereignisse zu reagieren und politikberatend tätig zu sein. Umso erstaunlicher ist es, dass es zur Informationsverarbeitung des MfS bisher keine umfassende Untersuchung gibt.
Der Vortrag unternimmt erste Schritte, diese Lücke zu schließen. Er zeigt unter anderem, dass das MfS keineswegs nur repressive Ziele hatte, sondern - zumindest phasenweise - von einer Utopie angetrieben wurde.