Italien als Vorbild? Ökonomische und kulturelle Verflechtungen europäischer Metropolen am Vorabend der ‚ersten Globalisierung‘ (1300-1600)

Italien als Vorbild? Ökonomische und kulturelle Verflechtungen europäischer Metropolen am Vorabend der ‚ersten Globalisierung‘ (1300-1600)

Veranstalter
Mittelalterzentrum "Forum Mittelalter" in Verbindung mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2337 "Metropolität in der Vormoderne" an der Universität Regensburg
Veranstaltungsort
Runtingersaal der Stadt Regensburg (Keplerstr. 1, 93047 Regensburg) / Vortragssaal im Alten Finanzamt (Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg)
Ort
Regensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.11.2018 - 17.11.2018
Deadline
09.11.2018
Von
Susanne Ehrich

Metropolen sind Landmarken der Globalisierung. In ihnen bündeln sich enorme Wissens- und ökonomische Ressourcen, die eigendynamisch Prozesse der Innovation und Expansion in Gang setzen. Bereits die europäischen Metropolen des ausgehenden Mittelalters generierten die entscheidenden Voraussetzungen und Impulse für die 'erste Globalisierung', die im 16. Jahrhundert von Europa ausging. Die europäische Expansion erfasste in diesem Jahrhundert erstmals alle Kontinente der damals bekannten Welt: Asien, Afrika, Nord- und Südamerika gerieten gezielt in den Fokus europäischer Staaten und Unternehmen. Die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen wie auch das technologische und organisatorische Know-how waren im Spätmittelalter durch den Aufschwung westlicher Monarchien, durch neue Errungenschaften im Fernhandel und in der Seefahrt sowie durch international tätige Unternehmen, Bankhäuser und Börsen geschaffen worden. Als Laboratorien dieser 'ersten' oder 'Protoglobalisierung' standen mithin jene Hauptstädte und Handelszentren im Mittelpunkt, in denen die wirtschaftlichen und politischen Eliten – Königshäuser oder kaufmännische Oligarchien – ihre Mittel gemeinsam auf das Ziel der Expansion und Innovation ausrichteten. Das erfolgreiche Vorbild der großen italienischen Seerepubliken Venedig, Genua und Pisa, die schon im 13. Jahrhundert in Südosteuropa, in der Levante und an der nordafrikanischen Küste protokoloniale Strukturen errichtet hatten, animierte im 15. und 16. Jahrhundert immer mehr Akteure zur Ausweitung der Seerouten und zum Aufbau globaler Handelsbeziehungen. Neben die alten urbanen Zentren der mediterranen und römischen Welt traten um 1500 aber auch neue Städte, wie London, Gent oder Antwerpen, die sowohl im demographischen Wettstreit als auch im ökonomischen und politischen Koordinatensystem dynamisch aufholten.
Das Kolloquium fragt in interdisziplinärer und internationaler Perspektive nach der Bedeutung der neuen und alten europäischen Metropolen zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, nach ihrer urbanistischen Gestalt, ökonomischen und politischen Machtkonzentrationen sowie kulturellen und technologischen Innovationen. Welche Spuren hinterließen die neuen außereuropäischen Verflechtungen in den Metropolen? Wie verliefen Konkurrenzen und Kommunikation zwischen den führenden Haupt- und Handelsstädten innerhalb Europas? Welche Rolle spielten neue Medien im Wissenstransfer und in der Repräsentation metropolitaner Ansprüche? Die Tagung führt damit verschiedene Forschungsrichtungen der Global- und Kolonialgeschichte, der Metropolitan Studies, der Mediävistik und der Frühneuzeitlichen Städtegeschichte an einer für die europäische Geschichte entscheidenden Zäsur zusammen.
Im Vorfeld der Tagung werden Doktorandinnen und Doktoranden des GRK "Metropolität in der Vormoderne" neue Forschungstrends der Wirtschafts- und Metropolengeschichte mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Jahrestagung und Mitwirkenden des Regensburger Graduiertenkollegs diskutieren. Den Rahmen dazu bildet ein Workshop mit Prof. Dr. Dennis O. Flynn (San Francisco).
Um Anmeldung zu Tagung und Workshop wird bis zum 9. November 2018 gebeten (susanne.ehrich@ur.de).

Programm

Donnerstag, 15. November 2018
(Runtingersaal der Stadt Regensburg, Keplerstr. 1)

14.00-17.00 Uhr: Workshop im Rahmen des GRK "Metropolität in der Vormoderne"
18.00 Uhr: Empfang / Abendessen
19.00 Uhr: Grußwort von Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg
Einführung: Prof. Dr. Jörg Oberste, Sprecher des Mittelalterzentrums "Forum Mittelalter" und des GRK "Metropolität in der Vormoderne"

Eröffnungsvortrag: Prof. Dr. Harriet Rudolph (Lehrstuhl für Neuere Geschichte, Universität Regensburg)
"Ein Vorbild für die Entwicklung der europäischen Diplomatie? Venedig als diplomatische Metropole"

Musikalische Umrahmung durch das Vokalensemble "Cantus Aquilinus" Regensburg

Freitag, 16. November 2018
(Vortragssaal im Alten Finanzamt, Landshuter Str. 4)

09.00 Uhr: Martin Raspe, Rom
"Rom als Vorbild: Die Thermen des Alexander Severus und die Entstehung des abendländischen Klosterhofs"
09.45 Uhr: Christoph Dartmann, Hamburg
"Genua: mediterrane Metropole und norditalienische Regionalmacht im Spätmittelalter"

11.00 Uhr: Francesco Guidi Bruscoli, Florenz
"The Florentines and the European 'capitals' at the dawn of the 'first globalisation'"
11.45 Uhr: Ulf Christian Ewert, Halle
"The ʻSmall Worldʼ of Hanse merchants – medieval long-distance trade beyond Italian contractual standards"

14.30 Uhr: Bart Lambert, York
"After the Decline: International Trade in Bruges during the Sixteenth Century"
15.15 Uhr: Dennis O. Flynn, San Francisco, CA
"Fifteenth-Century European Silver and Chinese End-Markets"

Samstag, 17. November 2018
(Vortragssaal im Alten Finanzamt, Landshuter Str. 4)

09.00 Uhr: Nicolai Kölmel, Basel
"Von der Weltstadt zum globalen Marktplatz: Horizontverschiebungen in den gesellschaftlichen Vorstellungen Venedigs während des langen sechzehnten Jahrhunderts"
09.45 Uhr: Rembert Eufe, Tübingen
"Im Banne der Metropole: Die Sprachen und die Verwaltung im venezianischen Kreta (1204-1669)"

11.00 Uhr: Albert Göschl, Graz
"Literarische Konstruktionen urbaner Räumlichkeit im Italien der Frühen Neuzeit"
11.45 Uhr: Martina Hacke, Düsseldorf
"Zur Verbindung zwischen Paris und italienischen Städten durch Pariser Universitätsboten im 16. Jahrhundert"

Kontakt

Susanne Ehrich

Mittelalterzentrum "Forum Mittelalter" der Universität Regensburg
D-93040 Regensburg
0049-941-9433597

susanne.ehrich@ur.de

http://www.forum-mittelalter.de/cms/front_content.php
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Sprach(en) der Veranstaltung
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