kritische berichte 3/2019 "Figuren ästhetischer Fremdbestimmung"

kritische berichte 3/2019 "Figuren ästhetischer Fremdbestimmung"

Veranstalter
Julian Blunk / Katja Müller-Helle, Freie Universtität Berlin
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.11.2018 -
Deadline
23.11.2018
Von
Julian Blunk, Katja Müller-Helle

CfA: kritische berichte 3 / 2019: „Figuren ästhetischer Fremdbestimmung“

Die Berichterstattungen von der Genese einzelner Werke, ganzer Stile der Kunst und ihrer Verbreitung über neue Medien sind durchsetzt von Figuren kanalisierender und fremdbestimmender Zwänge, die auch außerhalb der Zensur als Sanktionsinstrument des Machbaren sämtliche Bereiche der Kunst erfasst. Mit Blick auf die Vorstellungen von ästhetischen Regimen, der Tyrannei des Schönen, dem Diktat von Moden und Stilen, den Fesseln der Kunst, der sklavischen Nachahmung, den Zwängen des Marktes, der ökonomischen Notwendigkeit oder der Allmacht der technischen Medien sieht sich eingedämmt, was schon immer von großen Freiheitsversprechen durchzogen war: die Selbstbestimmung der Kunst.
Und doch kann äußerer Zwang offenkundig nicht nur beschneidend, sondern auch als produktive Größe wirken. Denn gerade auch die großen ästhetischen Befreiungserzählungen sind auffällig von Motiven der Fremdeinwirkung geprägt: Bereits die Inspiration kommt, nimmt man sie begrifflich beim Wort, per definitionem von außen – sie ist also weder Ausgabe des Künstlers selbst, noch dessen aktive Auf- oder Einnahme einer Idee, die er als Eingebung vielmehr als passives Medium entgegenzunehmen und gegebenenfalls zu realisieren scheint. Schon lange vor der Entfaltung einer romantischen Kunstreligion wurde der künstlerische Gedanke in der Figur der Muse personifiziert und externalisiert und so ein handelndes Subjekt installiert, das sich des Künstlers bedient, wenn es mit seinem Kuss nicht gar dessen gesamte künstlerische Disposition zu beglaubigen oder zu verantworten hat. Schließlich kann selbst noch ein von außen empfangener Eindruck als ein initiales, überwältigendes oder traumatisierendes Rezeptionserlebnis vom Empfangenden Besitz ergreifen, ihn an ein Thema fesseln, in den Bann ziehen, nicht mehr loslassen, ihn verfolgen bis hin zur Besessenheit als dem vermeintlichen Superlativ künstlerischer Emanzipation, in der immer wieder ausgerechnet jene in Leibeigenschaft geraten, die besonders erfolgreich die Fesseln des Akademismus oder sonstiger Regelzwänge abgestreift zu haben scheinen. Heute geraten in der Klage über die Allmacht technisch reproduzierter Bildwelten und ihrer Steuerung durch Bilderkennungs- und Löschmechanismen eben diese tradierten Beschreibungsmuster der Fremdbestimmung und des Kontrollverlustes angesichts maschineller Verarbeitungen, algorithmischer Voraussagen und ökonomischer Zwänge wieder neu in den Fokus.
Die kritischen berichte 3 /2019 möchten zur immer wieder notwendigen Konkretisierung des großen Wortes von der „Freiheit der Kunst“ beitragen, indem sie deren vermeintliche Kehrseiten in den Blick nehmen: Gefragt sind Beiträge, die sich dezidiert mit den Funktionen und Ausformungen von Erzählungen geistiger, intellektueller, sozialer, politischer, medialer und technischer Unfreiheiten (und/oder ihrer ästhetischen Überwindung) von Individuen, Gruppen oder Gesellschaften beschäftigen. Beiträge zur vormodernen Kunst sind dabei ebenso willkommen wie solche aus Medien-, Literatur- und Kulturwissenschaft.

Textvorschläge können in Form eines Exposés (max. 2000 Zeichen auf Deutsch oder Englisch) mitsamt einer Kurzbiografie bis zum 23. November 2018 (Julian.Blunk@fu-berlin.de und katja.mueller-helle@fu-berlin.de) eingereicht werden. Ausgewählte Bewerber*innen werden bis zum 17. Dezember 2018 informiert. Abgabefrist für die vollständigen Beiträge (max. 25.000 Zeichen) ist der 3. Mai 2019.

Programm

Kontakt

Julian.Blunk@fu-berlin.de

katja.mueller-helle@fu-berlin.de

http://www.ulmer-verein.de/?page_id=13323
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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