Von, mit und für Geflüchtete? Historische und aktuelle Kulturprojekte unter gendertheoretischer und praxeologischer Perspektive

Von, mit und für Geflüchtete? Historische und aktuelle Kulturprojekte unter gendertheoretischer und praxeologischer Perspektive

Veranstalter
Institut für deutsche Sprache und Literatur der Stiftung Universität Hildesheim; AG "Frauen im Exil" der Gesellschaft für Exilforschung
Veranstaltungsort
Hildesheim
Ort
Hildesheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.11.2019 - 23.11.2019
Deadline
31.01.2019
Von
Wiebke von Bernstorff

Das Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Hildesheim plant in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft „Frauen im Exil“ in der Gesellschaft für Exilforschung e.V. vom 22.-23.11.2019 eine Tagung zum Thema Von, mit und für Geflüchtete? Historische und aktuelle Kulturprojekte unter gendertheoretischer und praxeologischer Perspektive.

Seit 2015 stellte sich das Bewusstsein für die Flüchtlingskatastrophe, die sich seit vielen Jahren an den europäischen Außengrenzen abspielt, auch bei den in Deutschland und Nordeuropa lebenden Menschen ein. In Zukunft wird es kein Europa ohne freiwillige und erzwungene Migrationsbewegungen mehr geben. In Anlehnung an den Topos „Aus der Geschichte lernen“ bietet sich die Chance, aktuelle Entwicklungen und Kulturprojekte im Zusammenhang mit den Themen Flucht und Exil mit einer historischen Tiefenschärfe zu versehen und Erkenntnisse aus der ästhetischen und pädagogischen Praxis mit denen der Exil- und Migrationsforschung zusammen zu bringen.

Geht man unter gender- und praxistheoretischer Perspektive davon aus, dass der Ort des Sozialen die sozialen Praktiken sind (Reckwitz 2003), werden Projekte zu Flucht und Exil als eben solche, soziale Praktiken beschreib- und analysierbar. Damit rücken das implizite und inkorporierte Wissen der Akteur_innen und die Performativität ihrer Handlungen in den Vordergrund der Betrachtung. Judith Butler fragt in Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung (2016) nach pluralen, heißt nicht identitären Formen der gemeinsamen Selbstermächtigung. Dabei betont sie die Angewiesenheit des Menschen auf Unterstützungssysteme. Denn, so Butler: „Nur im Kontext einer lebendigen Welt entwickelt sich der Mensch als handelndes Wesen, dessen Abhängigkeit von anderen und von lebenden Prozessen überhaupt erst die Fähigkeit zum Handeln entstehen lässt.“ (Ebd., S. 62) Daran angelehnt soll danach gefragt werden, wie Handlungsmächtigkeit von Geflüchteten und Exilant_innen in sozialen Kontexten ermöglicht oder verhindert wird. Historische und aktuelle Projekte dienen hierfür als Grundlage zur Reflexion der Frage nach den möglichen Veränderungen des Sozialen durch eine ästhetische und pädagogische Praxis.

In den Tagungsbeiträgen sollen historische und aktuelle Kulturprojekte von, mit und für Menschen mit Flucht- und Exilerfahrungen vorgestellt und auf dem Hintergrund der Konzepte von Handlungsmächtigkeit und von „Versammlungen als Formen sozialen Handelns“ kritisch reflektiert werden. Neben Projekten der aus Deutschland Geflüchteten in ihren Exilländern soll die deutsche Nachkriegsgesellschaft ebenso als Exilort für Geflüchtete in den Blick genommen werden. Es können Projekte und Vortragsvorschläge aus den Bereichen Theater, Literatur, Kunst, Musik, Film sowie aus Bildungsräumen wie Museen, Schulen, Universitäten und Gedenkstätten eingereicht werden. Im Zentrum der Reflexionen sollen nicht nur die Projekte mit ihren Handlungsoptionen und Entwicklungsprozessen an sich, sondern das damit intendierte und das tatsächlich (nicht) erreichte Veränderungspotenzial im sozialen Nahraum und im erweiterten gesellschaftlichen Kontext stehen. Hier möchte die Tagung in der Zusammenführung von historischer und aktueller Perspektive und durch den interdisziplinären Austausch eine kritische Analyse der eigenen Standorte und Handlungsoptionen ermöglichen. Folgende Fragen können in den Mittelpunkt gestellt werden:
- Auf welche Veränderungen des Sozialen (der Gesellschaft?) zielt das vorgestellte Projekt?
- Wie werden die Veränderungen rezipier- und erkennbar? Wie nachhaltig sind sie?
- Welche Rolle spielt in den Projekten die Repräsentation von Körpern, und wie wird mit Körpern in Produktion und Rezeption umgegangen?
- Finden Prozesse von Selbstrepräsentation statt?
- Wie wird mit gegenseitigen Abhängigkeits- und Machtverhältnissen (Race, Class, Gender) umgegangen?
- Wie wird Handlungsmächtigkeit ermöglicht, und wie verändert dies den öffentlichen Erscheinungsraum?

Vortragsangebote mit einem maximal einseitigen Abstrakt sowie einer Kurzbiografie sind bitte bis zum 31. Januar 2019 einzureichen:
Dr. W. von Bernstorff: bernstor@uni-hildesheim.de; Dr. G. Knapp: gabrieleknapp@t-online.de

Die Tagung entsteht in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Frauen im Exil in der Gesellschaft für Exilforschung e.V.
Projektleiterinnen: Wiebke von Bernstorff, Gabriele Knapp

Programm

Kontakt

Wiebke von Bernstorff

Universitätsplatz 1
31141 Hildesheim
05121-883-30120

bernstor@uni-hildesheim.de

https://www.uni-hildesheim.de/fb3/institute/idsl/mitglieder/vonbernstorff/
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