Wie kaum ein anderer hat Justus Möser auf umfassende Weise die Kultur, Geschichte und Gesellschaft besonders Osnabrücks und des Osnabrücker Landes beobachtet, geschildert und der Nachwelt vermittelt – und dies in höchster Anschaulichkeit. Daneben war er während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in politischer Hinsicht eine der entscheidenden Persönlichkeiten des Fürstbistums Osnabrück. Möser stellt somit eine Ausnahmegröße in der Geschichte des ehemaligen Hochstifts dar. Nicht zuletzt die Würdigung als „der herrliche Justus Möser“ durch Goethe bezeugt das hohe Ansehen, das der Aufklärer darüber hinaus auch außerhalb seines heimischen Territoriums genoss.
Mösers 300. Geburtstag im Jahr 2020 wird daher zum Anlass genommen, sich dem Staatsmann, Juristen und äußerst produktiven Publizisten erneut zu widmen, die zentralen Aspekte seiner Person und seines Schaffens zu beleuchten sowie den gegenwärtigen Forschungsstand zu diskutieren und zu ergänzen. Über die reine Fachwissenschaft hinaus sollen damit zugleich neue Impulse für die Wahrnehmung dieser Persönlichkeit und ihres Wirkens gegeben werden.
Er wollte „das Volk beleben und mit Gründen überzeugen": Justus Möser, Staatsmann, Jurist und Publizist, wurde im Jahr 1720 in Osnabrück geboren. Unter dem Titel „'Es hat also jede Sache ihren Gesichtspunct ...'. Neue Blicke auf Justus Möser (1720-1794)" veranstaltet der Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V. in Kooperation mit dem Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück vom 14. bis 16. März 2019 eine Tagung in der Osnabrücker Schlossaula. Sie ist dem wohl bedeutendsten Osnabrücker des 18. Jahrhunderts anlässlich seines 300. Geburtstags gewidmet.
Anerkennung durch Goethe
„Der herrliche Justus Möser" nannte ihn kein geringerer als Goethe. Denn Justus Möser wurde weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus im gesamten Alten Reich und auch im Ausland als eine führende Persönlichkeit der Aufklärung wahrgenommen und mit höchstem Respekt betrachtet. Referenten aus dem In- und Ausland werden in insgesamt 24 Vorträgen die Person und das Werk des Osnabrückers unter unterschiedlichsten Aspekten beleuchten – das Themenspektrum reicht von Kulturlandschaft bis Mode, von Migration bis Wirtschaft, vom Handwerk bis zu den Spuren, die Möser bis heute hinterlassen hat. Nicht vergessen werden natürlich auch vielfältige literarische und politische Themen.
"Osnabrückische Geschichte" als Meilenstein
Möser verfasste Theaterstücke und Essays, nahm aber auch in zahlreichen Publikationen Stellung zu Fragen seiner Zeit: Der inhaltliche Bogen spannt sich von Martin Luther bis Rousseau, von der Amerikanischen bis zur Französischen Revolution. In seinen „Patriotischen Phantasien" schließlich beginnen seine Überlegungen beim Leinenhandel und den Erscheinungen der Mode oder des Brauchtums und enden längst nicht bei der Bienenzucht oder der Frage „Sollte man die Kinder nicht im Schwimmen sich üben lassen?" Berühmt wurde Mösers 1768 erschienene „Osnabrückische Geschichte", deren Einleitung von einem der bedeutendsten deutschen Schriftsteller und Denker, Johann Gottfried Herder, in die grundlegende Programmschrift des Sturm und Drang aufgenommen wurde.
Entscheidender politischer Akteur
Doch auch im Fürstbistum Osnabrück bewirkte Möser ganz Wesentliches: In unterschiedlichen Ämtern war er gleichzeitig sowohl Mitglied der Regierung des Hochstifts als auch – in seiner Funktion als Syndikus (eine Art Notar) der Ritterschaft – Vertreter des zweiten Landstandes. Nicht zuletzt auf der Basis seiner fundierten historischen Kenntnisse und als fähigem Juristen gelang es ihm, die Grundlage für eine nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 weitgehend friedliche und gedeihliche Entwicklung des Territoriums zu schaffen. Zu diesen und vielen weiteren Themen wird die Tagung neues Licht auf Justus Möser werfen, dem nicht nur 1836 ein Denkmal auf der Domsfreiheit errichtet wurde, sondern nach dem auch die Möser-Medaille, das höchste Ehrenzeichen der Stadt Osnabrück, benannt ist.
Regionaler Vordenker
Möser hat zu vielen Orten des Osnabrücker Landes enge Bezüge: So war z. B. sein Vater war in (Bad) Iburg im heutigen Rathaus als Gograf tätig, der junge Justus verbrachte somit einige Jahre seiner Kindheit in Iburg. Insbesondere mit dem Bramscher Tuchmacherhandwerk hat sich Justus Möser intensiv befasst. Er lobte 1766 die "gute, treue und fleißige Arbeit" der dortigen Handwerker sowie die "Festigkeit und Tüchtigkeit" der dort hergestellten Produkte. Zur wirtschaftlichen Förderung des Artlandes unterbreitete Möser unter anderem den Vorschlag, einen Kanal zu bauen, der den Handel mit Friesland begünstigen sollte. Zu Melle hatte Justus Möser einen persönlichen Bezug, lebte dort doch nach ihrer Verheiratung seine ihm eng verbundene Tochter Jenny. Nicht zuletzt lobte Möser die Qualität des in (Bad) Rothenfelde produzierten Salzes und bemühte sich, dessen Absatz zu fördern.
Öffentlicher Abendvortrag
Einer der Höhepunkte der Tagung wird der öffentliche Abendvortrag von Prof. Dr. Steffen Martus von der Humboldt-Universität Berlin sein. Er gilt als einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftler und Forscher zur Epoche der Aufklärung und spricht am 14. März 2019 um 20 Uhr in der Aula des Schlosses zum Thema „Politische Stimmungen – Justus Mösers Analyse der ‚Staatsmoden'". Der Eintritt zum Vortrag ist frei.
Dank an Förderer und Partner
Der Landschaftsverband Osnabrücker Land bereitete die Tagung gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesarchiv – Standort Osnabrück, dem Museumsquartier Osnabrück, dem Diözesanmuseum sowie der Osnabrücker Justus-Möser-Gesellschaft vor.
Das Vorhaben kann nur mit lokaler und überregionaler finanzieller Unterstützung durchgeführt werden. Die erste Zusage erreichte den Landschaftsverband bereits Anfang 2018 von der VGH-Stiftung. Dr. Michael Kottmann, Osnabrücker Regionaldirektor der VGH-Versicherungen, traf sich mit Vertretern des LVO vor dem Modell des Möser-Geburtshauses in der Hakenstraße. Das vornehme Haus befand sich auf dem Gelände des heutigen Sozialgerichts, das Modell wurde von Schülern der benachbarten Schule angefertigt. Regionaldirektor Kottmann betonte die engen Bezüge der VGH zum Landschaftsverband Osnabrücker Land. Zudem freute er sich, dass die auch in der Region Osnabrück stark verankerte VGH einen Teil ihres wirtschaftlichen Erfolges in die Region zurückgeben kann. „Und wenn das dann noch geschieht, indem eine bedeutende Persönlichkeit unserer Region durch das Projekt des LVO stärker in das Interesse der Öffentlichkeit rückt, dann freut uns das umso mehr", erläuterte Kottmann.
Auch die Stiftung der Sparkasse Osnabrück, die Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Herrenteichslaischaft 1588, die Landschaft des ehemaligen Fürstentums Osnabrück, die Stadt Osnabrück sowie der Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück e. V. förderten die Tagung.
Informationen
Der Besuch der gesamten Tagung kostet 60 Euro (inkl. Getränke sowie Mittags- und Abendimbisse), die nur zeitweise Teilnahme 25 Euro pro Tag. Für Studierende ist die Teilnahme bei Vorlage eines Studentenausweises kostenlos. Anmeldungen sollten bis spätestens 15. Februar 2019 beim Landschaftsverband Osnabrücker Land e. V., Schloss Iburg – Hofapotheke, 49186 Bad Iburg, info@lvosl.de eingehen.
Das Tagungsprogramm kann als pdf heruntergeladen werden, es kann aber auch unter der angegebenen E-Mail-Adresse als Faltblatt bestellt werden.