Spital und Wirtschaft. Lebensstandard in historischer Perspektive

Spital und Wirtschaft. Lebensstandard in historischer Perspektive

Veranstalter
Archiv der St. Katharinenspitalstiftung und Beirat & Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Regensburg
Veranstaltungsort
St. Katharinenspital Regensburg (Katharinensaal)
Ort
Regensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.03.2019 - 23.03.2019
Deadline
20.03.2019
Von
Archiv der St. Katharinenspitalstiftung

Obwohl sich Spitäler in der Vormoderne in erster Linie als karitative Institutionen verstanden, so waren sie doch auch Wirtschaftsbetriebe, deren Verwaltung je nach Größe komplexe Probleme aufwerfen konnte. Viele Spitäler hatten einen vor allem durch Schenkungen und geschicktes Wirtschaften gewachsenen Bestand an land- und forstwirtschaftlichen Gütern, die zwar primär für den Eigenbedarf produzierten, jedoch auch Überschüsse erzielten, die auf dem Markt verkauft wurden. Umgekehrt musste das Spital diejenigen Güter und Dienstleistungen, die es nicht selbst produzieren konnte, auf Güter- und Arbeitsmärkten einkaufen. Als überdurchschnittlich große Betriebe mit qualifizierten Mitarbeitern (v.a. Verwaltern und Schreibern) produzierten die Spitäler umfangreiches Verwaltungsschriftgut (Rechnungsbücher, Protokolle, Inventare u.a.), von dem vieles bis heute überliefert ist. Diese an sich trockenen Verwaltungsunterlagen lassen faszinierende Einblicke in den Alltag der Spitäler zu, stellen aber darüber hinaus auch ganz allgemein wertvolle Quellen für die wirtschafts-, sozial- und kulturhistorische Forschung dar.
Damit ist der zweifache Fokus der Tagung bereits angedeutet. Ein Teil der Vorträge soll den wirtschaftlichen Alltag von Spitälern beleuchten. Wie wirtschafteten Spitäler? Wie war der Spitalbetrieb organisiert? Welche Konflikte entstanden im Spannungsfeld von karitativem Anspruch und betriebswirtschaftlicher Realität, und wie wurden sie gelöst? Wie gestaltete sich die Interaktion zwischen Spital und Markt?
Der zweite Teil der Vorträge soll veranschaulichen, in welchem Umfang Wirtschaftsunterlagen aus Spitälern Einblicke in allgemeinere ökonomische sowie sozial- und kulturhistorische Zusammenhänge zulassen. Spitäler verzeichneten Löhne und Preise, sie erstellten Speisezettel und Beschreibungen land- und forstwirtschaftlicher Güter etc. Wie lassen sich diese Quellen für Fragestellungen nutzen, die über die Institution Spital hinausgehen, z.B. für Fragen zum historischen Lebensstandard, zur Esskultur oder zur Integration von Märkten? Welche methodischen Probleme stellen sich dabei, und wie lassen sie sich lösen?

Programm

Tagungsleitung:
Dr. Artur Dirmeier, Archiv der St. Katharinenspitalstiftung
Prof. Dr. Mark Spoerer, Universität Regensburg

Freitag, 22.03.2019

Führung
12.30-13.30 Uhr: Das St. Katharinenspital als Wirtschaftsraum
Treffpunkt: Katharinenplatz 1

Begrüßung / Grußworte
14.00 Uhr:
Wolfgang Lindner, Spitalmeister des St. Katharinenspitals, Regensburg
Dompropst Prälat Dr. Franz Frühmorgen, Vors. des Spitalrats, Regensburg
Gertrud Maltz-Schwarzfischer M.A., Bürgermeisterin der Stadt Regensburg
Prof. Dr. Susanne Leist, Vizepräsidentin der Universität Regensburg

Einführung in das Tagungsthema
14.20 Uhr: Mark Spoerer, Regensburg

Sektion 1: Wirtschaften im spätmittelalterlichen Spital
Moderation: Klaus Bergdolt, Köln

14.30 Uhr: Thomas Frank, Pavia (I)
Italienische Hospitäler des Spätmittelalters als Wirtschaftsbetriebe

15.15 Uhr: Simon Zsolt, Târgu Mureș (ROM)
The Finances of the medieval Transsylvanian Hospitals

16.00-16.20 Uhr: Kaffeepause

Sektion 2: Spitalökonomie in der Reichsstadt
Moderation: Bernhard Löffler, Regensburg

16.20 Uhr: Jeannette Fischer, Lübeck
Schriftlichkeit der Ökonomie – Ökonomie der Schriftlichkeit

17.05 Uhr: Stephan Sonderegger, St. Gallen/Zürich
Städtische Spitäler: Sozialer Auftrag, Wirtschaft und Herrschaft.
Das spätmittelalterliche Heiliggeistspital der Reichsstadt St. Gallen

Öffentlicher Abendvortrag
19:30 Uhr: Martin Scheutz, Wien (A)
Wirtschaften vor karitativem Hintergrund. Beispiele aus Bayern und
Österreich in der Frühen Neuzeit

anschließend Empfang der St. Katharinenspitalstiftung (auf besondere Einladung)

Samstag, 23.03.2019

Sektion 3: Wirtschaften im frühneuzeitlichen Krankenhaus
Moderation: Harriet Rudolph, Regensburg

9.00 Uhr: Susanne Wanninger, Regensburg
Wirtschaftsführung in einem Krankenhaus der Vormoderne –
St. Josef in Regensburg (1664-1837)

9.40 Uhr: Nebiha Antonine Guiga, Paris (F)
Everyday life, organization and supplies management: military hospitals in and around Vienna during the 1809 campaign in Austria

10.20-10.40 Uhr: Kaffeepause

Sektion 4: Agrarwirtschaft im St. Katharinenspital
Moderation: Artur Dirmeier, Regensburg

10.40 Uhr: Kathrin Pindl, Regensburg
Saison und Subsistenz: Entscheidungsfindung und Erfahrungshandeln in der Getreidepolitik des Regensburger St. Katharinenspitals (17.-19. Jh.)

11.20 Uhr: Christoph-W. Karl, Neusaat-Perschen
Zwischen Eigenwirtschaft und Grundherrschaft – Die Verpachtung
landwirtschaftlicher Nutzflächen durch das Regensburger St. Katharinenspital

12.00-13.15 Uhr: Mittagspause

Sektion 5: Alterssicherung und Veruntreuung im Spital
Moderation: Daniel Drascek, Regensburg

13.15 Uhr: Ludwig Pelzl, Florenz (I)
„... and they lived happily ever after”? Commercial Retirement Business
at St. Catherine’s Hospital in Regensburg, 1649-1809

13.55 Uhr: Alfred Stefan Weiß, Salzburg (A)
Betrug und Unterschleif: Malversationen in Spitälern des Herzogtums
Steiermark im 18. Jahrhundert

14.35-14.45 Uhr: Kaffeepause

Sektion 6: Spitalrechnungen als Quelle für den historischen Lebensstandard
Moderation: Mark Spoerer, Regensburg

14.45 Uhr: Sebastian Pößniker, Regensburg
Die Rechnungsbücher der Fürsorgeeinrichtungen der Reichsstadt Regensburg und der Lebensstandard der „kleinen Leute“

15.25 Uhr: Michael Adelsberger, Wien (A)
Lebensstandard im vormodernen Wien

Schlussdiskussion – Ende der Tagung gegen 16:30 Uhr

Kontakt

Archiv des St. Katharinenspitals
Dr. Artur Dirmeier
Am Brückenfuß 1-3
93059 Regensburg

0941 / 83 006-187
spitalarchiv@spital.de

http://www.spitalarchiv.de