Religiosität in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und anderen Haftstätten

Religiosität in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und anderen Haftstätten

Veranstalter
Gedenkstätte Ravensbrück, Gedenkstätte Bergen-Belsen & Gedenkstätte Dachau
Veranstaltungsort
Gedenkstätte Ravensbrück
Ort
Fürstenberg/Havel
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.06.2019 - 29.06.2019
Deadline
15.06.2019
Website
Von
Sabine Arend

Die Wahrnehmung und Bewertung religiöser Aktivitäten der Häftlinge in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ist von einer eigentümlichen Ambivalenz geprägt. Einerseits werden sie nur wenig zur Kenntnis genommen. Andererseits erscheint das religiöse Leben in den Konzentrationslagern in idealisierender Weise als eine Subkategorie des Widerstands.

Die Tagung möchte einen Beitrag zu einem differenzierteren Blick auf das Thema leisten. Dabei soll abgebildet werden, wie die grauenhafte Realität der Konzentrationslager religiöses Handeln prägte und veränderte. Gleichzeitig soll das Spektrum von Forschungsthemen erweitert werden.

Thematisiert wird die Vielfalt konfessioneller Kulturen in den Lagern und Haftstätten, die nationalen Besonderheiten sowie die geschlechterspezifischen Aspekte religiöser Praxis. Gefragt wird nach der Gestaltung jüdischer und christlicher Feiertage, dem Mangel an liturgischen Objekten und kanonischen Schriften. Nicht zuletzt geht es um die Amtskirchen, die inhaftierten Pfarrer und Priester und um die Rezeptionsgeschichte der politischen Verfolgung von christlichen Frauen und Männern im Nationalsozialismus.

Die Gedenkstätten Bergen-Belsen, Dachau und Ravensbrück laden Interessierte herzlich zur Teilnahme ein. Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten unter sprute@ravensbrueck.de. Anmeldeschluss ist der 15.06.2019.

Zur Buchung einer Unterkunft empfehlen wir den Teilnehmer*innen die Jugendherberge Ravensbrück (Tel. 033093-60590 oder jh-ravensbrueck@jugendherberge.de) oder die Zimmervermittlung über die Tourist-Information "Fürstenberger Seenland" e.V. (Tel. 033093/32254 oder info@fuerstenberger-seenland.de).

Programm

28. Juni 2019

13:30 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung

14:00 Uhr Führung Historisches Lagergelände zum Thema religiöse Praxis (Sabine Arend)

15:00 Uhr Christliche religiöse Praxis in den Lagern und Haftanstalten
Moderation: Insa Eschebach, Gedenkstätte Ravensbrück

- Sabine Arend (Gedenkstätte Ravensbrück):
Widerstand und Selbstbehauptung? Motive und Funktion religiöser Artefakte aus Konzentrationslagern

- Andreas Ehresmann (Gedenkstätte Lager Sandbostel):
Die religiöse Praxis im Kriegsgefangenenlager Sandbostel unter Berücksichtigung der Hilfsbemühungen des Vatikans und des YMCA

- Falk Bersch:
Religiosität und Widerstand – Zeuginnen und Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern

- Verena Lorber (Katholische Privat-Universität Linz):
„…man ist also auch hier nicht von Gott verlassen“ Zur religiösen Praxis des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter in den Wehrmachtsuntersuchungsgefängnissen Linz und Berlin-Tegel

17:30 Uhr Handlungsräume religiöser jüdischer Praxis im Vernichtungslager und im Kriegsgefangenenlager
Moderation: Thomas Rahe, Gedenkstätte Bergen-Belsen

- Sebastian Musch (Universität Osnabrück):
Möglichkeitsräume von Religiosität in nationalsozialistischen Kriegsgefangenenlagern am Beispiel der jüdischen Gefangenen im Oflag VI C

- Christin Zühlke (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin):
Jüdischer Glaube im Zentrum der Massenvernichtung – Über die religiösen Juden des Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau

19:30 Uhr Get-together Alte Reederei, Fürstenberg

29. Juni 2019

9:00 Uhr Gefangenenfürsorge
Moderation: N.N.

- Ulrich Prehn (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin):
Uneinheitliche Praxis – steigender „Regelungsbedarf“: Gefangenen- / Häftlingsseelsorge und Gottesdienstpraxis in nationalsozialistischen Konzentrations- und Zwangsarbeiterlagern

- Markus Seemann (Archiv des Katholischen Militärbischofs, Berlin):
Wehrmachtpfarrer trifft Kriegsdienstverweigerer. Die Seelsorge katholischer Geistlicher in den Haftanstalten der Wehrmacht

- Kerstin Schwenke (Institut für Zeitgeschichte München):
Versuchte Gefangenenfürsorge der britischen und amerikanischen Quäker in nationalsozialistischen Konzentrationslagern

11:00 Religiöse Deutungsmuster in der NS-Rezeptionsgeschichte
Moderation: N.N.

- Katja Happe (Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund):
„Der Schlag, der uns getroffen hat, ist nie zu vergessen und nur mit Gottes Hilfe zu tragen“ – Die Rolle der Religion bei der Versöhnung zwischen Ladelund und Putten

- Ulrike Löffler (Friedrich-Schiller-Universität Jena):
„Zeitgeschichte im Lichte des Wortes Gottes“. Religiöse Bezüge in der Gedenkstättenarbeit der alten Bundesrepublik

12:30 Fazit

13:00 Mittagsessen, Ende der Tagung

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