Der „schwierige“ Umgang mit dem Nationalsozialismus: Die steirischen Universitäten im österreichischen Vergleich

Der „schwierige“ Umgang mit dem Nationalsozialismus: Die steirischen Universitäten im österreichischen Vergleich

Veranstalter
Centrum für Jüdische Studien; Ludwig-Boltzmann-Instituts für Gesellschafts- und Kulturgeschichte; Clio: Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit; Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
Veranstaltungsort
Karl-Franzens-Universität
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
16.05.2019 - 17.05.2019
Deadline
17.05.2019
Website
Von
Heimo Halbrainer, Susanne Korbel, Gerald Lamprecht

Die Analyse der Quellen über die Entnazifizierung der Hochschulen in der Steiermark macht die Ambivalenz des Mai 1945 zwischen Neubeginn und Kontinuität evident. Zwar bemühten sich die österreichischen Universitäten nach dem Ende der NS-Herrschaft eine „Stunde null“ zu proklamieren, die sich jedoch auf Grund von verschiedensten Interessen einzelner Akteure sowie der Notwendigkeit den Forschungs- und Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten alsbald als illusorisch erweisen sollte. Unter der Prämisse, dass die Universitäten einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag erfüllen, avancierten Fragen nach personellen wie auch inhaltlichen Neuorientierungen – früher oder später – zum vieldiskutierten Politikum. Der ambivalente und inkonsistente Prozess des demokratischen Neubeginns und der Entnazifizierung sollte letztlich die Hochschulen über Jahrzehnte bis in die Gegenwart prägen.
Auf Basis des am Centrum für Jüdische Studien seit 2017 laufenden Forschungsprojektes „Die Karl-Franzens-Universität Graz 1945–1955: Neubeginn und/oder Kontinuitäten“ möchte das Symposion die Projektergebnisse zur Steiermark zur Diskussion stellen und mit anderen Universitäten in Österreich in Beziehung setzen. Im Zentrum des Interesses steht neben der Einordnung der Grazer Situation in einen österreichischen Kontext vor allem die Frage nach den Strategien und Handlungsspielräumen von Akteur/innen, Institutionen und Netzwerken.

Programm

Donnerstag
16. Mai 2019
Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, 8010 Graz

13:00: Begrüßung und Einleitung:

Ao Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek (Vizerektor für Studium und Lehre)
Univ.-Prof. Dr. Michael Walter (Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät)
Emeritus o. Univ.-Prof Dr. Helmut Konrad (Ludwig Boltzmann Institut für Gesellschafts- und Kulturgeschichte, Institut für Geschichte)

Nazifizierung und Entnazifizierung der Karl-Franzens-Universität Graz – Zur Konzeption der Tagung
Gerald Lamprecht (Universität Graz)

13:45–15:15 Panel 1: Universität Graz (1)
Moderation: Gerald Lamprecht

„Um die Vergangenheit kümmern“
Netzwerke in der Entnazifizierung der Universität Graz
Susanne Korbel (Universität Graz)

Die akademischen Ehrungen nach 1945
Die Universität Graz und ihre Suche nach Identität
Alois Kernbauer (Universität Graz)

Von Spitzenreitern zu Nachzüglern
Sozialwissenschaften an der Universität Graz 1900 bis 1975
Christian Fleck (Universität Graz)

Kaffeepause

15:45–16:45 Panel 2: Universität Graz (2) Geisteswissenschaft
Moderation: Susanne Korbel

„… gegenwärtig der einzige besoldete Vertreter der Geschichtswissenschaft an der Universität und daher unentbehrlich.“
Entnazifizierung der Geschichtswissenschaft an der Universität Graz
Heimo Halbrainer (Universität Graz)

Die universitäre Germanistik in Graz zwischen Neukonstituierung und Kontinuität, Unschuldsnarrativen und Entnazifizierungspolitik
Marco Jandl (Universität Graz)

16:45–17:45 Panel 3: Steirische Hochschulen (1): TU Graz, Leoben
Moderation: Heimo Halbrainer

„…nicht nur ein neues Studienjahr, sondern eine neue Epoche“
Brüche und Kontinuitäten an der Technischen Hochschule Graz
Hans-Peter Weingand (Graz)

Die Montanuniversität hat keine Geschichte, sie hat Tradition
Thomas Geißler (Montanuniversität Leoben)

Kaffeepause

18:15–19:15 Panel 4: Steirische Hochschulen (2) Kunstuniversität
Moderation: Helmut Konrad

Die Vorgängerinstitutionen der Kunstuniversität Graz und 1945
Markus Lenhart (Kunstuniversität Graz)

Neubeginn und Kontinuität. Die Kunstuniversität Graz
Julia Mair (Kunstuniversität Graz)

Freitag
17. Mai 2019
Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, 8010 Graz

9:30–10:30 Panel 5: Aspekte der Nazifizierung und Entnazifizierung in Wien
Moderation: Gerald Lamprecht

„… der weltanschauliche Kampf dient nach dem Kriege dem gleichen Ziele.“
Philosophen im „Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften“ („Aktion Ritterbusch“ – 1940-1945) – Spuren des Fortwirkens
Ilse Korotin (Institut für Wissenschaft und Kunst, Wien)

Entnazifizierung staatlich-wissenschaftlicher Forschungsanstalten in Österreich
Die Geologische Bundesanstalt (GBA) und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) im Vergleich.
Gunnar Mertz (Universität Wien)

Kaffeepause

11:00–12:30: Panel 6: Entnazifizierung der Wiener Hochschulen (1)
Moderation: Susanne Korbel

Die Entnazifizierungspraxis an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Johannes Feichtinger (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien)

„Eine Keimzelle des Aufbauprogramms“
Entnazifizierung an der Wiener Hochschule für Welthandel zwischen Demokratisierung, konservativer Traditionsbildung und nazistischer Persistenz
Johannes Koll (Wirtschaftsuniversität Wien)

Entnazifizierung an der TH in Wien
Neuanfang und Rekonstruktion (1945-1965) und der lange Weg zu einer Erinnerungskultur
Juliane Mikoletzky/Alexandra Wieser (Technische Hochschule Wien)

Mittagspause

14:30–15:30 Panel 7: Entnazifizierung der Wiener Hochschulen (2)
Moderation: Heimo Halbrainer

Entnazifizierung der Professorenschaft der Universität Wien
Walter Manoschek (Universität Wien)

Die nachhaltigste Hochschul-Entnazifizierung? Der Kampf um die Deutungshoheit über die Vergangenheit an der Hochschule für Bodenkultur in Wien
Paulus Ebner (Technische Hochschule Wien)

15:30–16:30 Panel 8: Entnazifizierung und Erinnerung
Moderation: Marco Jandl

Erinnerungskultur und Vergangenheitspolitik an der Universität Salzburg
Alexander Pinwinkler (Universität Salzburg)

Entnazifizierung der Studierenden an Österreichs Hochschulen
Andreas Huber (Universität Wien)

16:30 Schlussdiskussion

Kontakt

Susanne Korbel
juedischestudien.uni-graz.at

susanne.korbel@uni-graz.at


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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