Die Utopie des „gesunden Volkskörpers“. Von der „Erb- und Rassenhygiene“ zur NS-Euthanasie

Die Utopie des „gesunden Volkskörpers“. Von der „Erb- und Rassenhygiene“ zur NS-Euthanasie

Veranstalter
Institut für jüdische Geschichte Österreichs
Veranstaltungsort
Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
03.07.2019 - 05.07.2019
Von
Sabine Hödl, Institut für jüdische Geschichte Österreichs

29. Internationale Sommerakademie des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs

Bis zu 200.000 Menschen wurden im „Dritten Reich“ und den besetzten Gebieten in der NS-Euthanasie ermordet, 30.000 davon allein in der „Ostmark“. Opfer wurden sowohl Erwachsene als auch Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung, psychisch Kranke – zunächst während der so genannten „Aktion T4“ in zentral geplanten Deportationen in die Vernichtungsanstalten, später dezentral und anstaltsintern – KZ-Häftlinge im Zuge der „Sonderbehandlung 14f13“, nicht mehr arbeitsfähige Zwangsarbeiter/innen, sowie über diesen Personenkreis hinausgehend, Bewohner/innen von Pflege- und Altersheimen. Rund 400.000 als „erbkrank“ qualifizierte Männer und Frauen wurden zwangssterilisiert.
Die diesjährige Sommerakademie behandelt, beginnend mit der Wende zum 20. Jahrhundert, die Themenfelder der Eugenik und Zwangssterilisationen, die schließlich zum Massenmord an Psychiatrie-Patienten und -Patientinnen führten und behält dabei die Beziehungen zum Rassenwahn und dem Genozid an den europäischen Jüdinnen und Juden im Blick.
Aus dem aktuellen Forschungsprojekt des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs über die „Heil- und Pflegeanstalt“ Mauer-Öhling in der NS-Zeit werden die neuesten Ergebnisse präsentiert. Der juristischen Ahndung der Medizinverbrechen, der Aufklärungsarbeit der Gedenkstätten und dem gesellschaftlichen – lange Zeit tabuisierten – Umgang von 1945 bis heute sind weitere Vorträge gewidmet.

Programm

Mittwoch, 3. Juli 2019

9:30 – 9:45
Martha Keil, Philipp Mettauer
Begrüßung

9:45 – 10:45
Götz Aly (Berlin)
Die „Euthanasie“-Aktion und die Botschaften der Ermordeten

11:15 – 12:00
Clemens Ableidinger (Wien)
Psychiatrie als Diskurs- und Politikfeld. Mental Health unter Franz Joseph I.

12:00 – 12:45
Christoph Lind (St. Pölten)
Psychiatrie im Wiener Rothschild-Spital (1873–1945)

14:30 – 15:30
Marion Hulverscheidt (Kassel)/Uwe Kaminsky (Bochum)
Eugenische Sterilisationen als Präludium zum „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Bethel

15:30 – 16:15
Thomas Mayer (Wien)
Eugenik in Österreich vor 1938

16:45 – 17:30
Claudia Spring (Wien)
Erbitterter Widerstand gegen die Zwangssterilisation: Ein Bericht zu Elisabeth S. und ihren Erfahrungen mit der NS-Bürokratie

Donnerstag, 4. Juli 2019

9:30 – 10:15
Robert Parzer (Wiesbaden)
Patientenmorde und Holocaust im besetzten Polen. Kontiguität und Kontinuität?

10:15 – 11:00
Christoph Schneider (Frankfurt/Main)
Patientinnen und Patienten als Helfer/innen im Tötungsbetrieb

11:30 – 12:15
Herwig Czech (Wien/Berlin)
Wissenschaftliche Forschung im Kontext der NS-Krankentötungen vor und nach 1945

14:00 – 14:45
Florian Schwanninger (Hartheim)
Alles Schweigen? Der Umgang mit den Opfern der NS-Euthanasie zwischen Stigmatisierung, Verdrängung und Aufarbeitung am Beispiel von Schloss Hartheim

14:45 – 15:30
Esther Abel (Gießen)
Holocaust, Krankenmord und Strafprozesse. Die Aufklärungsarbeit von Ernst Klee und sein Nachlass in der Gedenkstätte Hadamar

16:00 – 16:45
Winfried Garscha (Wien)
Gescheiterte Gerechtigkeit? Die strafrechtliche Ahndung der NS-Medizinverbrechen

16:45 – 17:30
Hemma Mayrhofer (Wien)
Langer Nachhall der NS-Zeit: Kinder mit Behinderungen am „Steinhof“ zwischen 1945 und 1983

Freitag, 5. Juli 2019

9:30 – 10:15
Philipp Mettauer (St. Pölten)
Ärzte und andere Täter. Die „Heil- und Pflegeanstalt“ Mauer-Öhling im Nationalsozialismus

10:15 – 11:00
Christa Kochendörfer (Linz)
Meine Urgroßmutter in der „Heil- und Pflegeanstalt“ Mauer-Öhling 1941 – Erinnern oder Vergessen?

11:30 – 12:30
Tina Frischmann, Wolfgang Gasser (St. Pölten) und Schülerinnen der Fachschule/ALW Amstetten
Tatort Mauer. Schüler/innen erforschen die NS-Euthanasie

14:15 – 15:00
Jim Tobias (Nürnberg)
Vom Tod zum Leben. Frühere NS-„Pflegeanstalten“ als Zufluchtsorte für Verfolgte des Nationalsozialismus

15:00 – 15:45
Manja Krausche (Berlin)
Brüderhaus, Pflegehaus, „Ghetto“ – der Zoar-Martinshof in Rothenburg (Oberlausitz)

16:15 – 17:00
Lutz Kaelber (Vermont)
„Jüdische Mischlinge“ im „Erziehungsheim“ in Hadamar (1943–45) und ihre jüdischen Eltern

17:00 – 17:15
Philipp Mettauer
Schlussworte

Kontakt

Institut für jüdische Geschichte Österreichs

office@injoest.ac.at

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