Donnerstag 25.07.2019
19.00 Uhr
Frank Biess im Gespräch mit Johan Schloemann
In seinem Buch erzählt Frank Biess die Geschichte der Bundesrepublik als eine Geschichte kollektiver Ängste. Die Furcht vor Vergeltung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die Angst vor einem Atomkrieg und kommunistischer Infiltration in den fünfziger Jahren und dann vor Arbeitslosigkeit durch Automatisierung und vor autoritären politischen Tendenzen, schließlich die apokalyptischen Ängste der achtziger Jahre: Immer waren die politischen Debatten und die deutsche Politik von Angst geprägt, nicht zuletzt von der Angst vor der vermeintlichen Allgegenwart des Faschismus. Die Erfahrung von Krieg und Gewalt, lautet seine These, begleitete die Demokratisierung und Liberalisierung der Bundesrepublik; die Angst stellte die soziale und politische Ordnung in Frage – und stabilisierte sie zur gleichen Zeit.
Schließlich geht Biess der Frage nach, ob die Geschichte der „deutschen Angst“ heute an ihr Ende gelangt ist. Sind die aktuellen Ängste vor Krieg, Einwanderung und Terrorismus noch spezifisch deutsch, also auf die deutsche Vergangenheit bezogen? Oder spiegeln sie allgemeinere „transnationale“ Befürchtungen, die sich in anderen westlichen Nationen auch finden lassen? Frank Biess, Professor für Europäische Geschichte an der University of California, San Diego, spricht mit dem Journalisten Johan Schloemann (Süddeutsche Zeitung).