France, Allemagne, Afrique : représentations, transferts, relations / Frankreich, Deutschland, Afrika: Repräsentationen, Transfers, Beziehungen

France, Allemagne, Afrique : représentations, transferts, relations / Frankreich, Deutschland, Afrika: Repräsentationen, Transfers, Beziehungen

Veranstalter
Deutsch-Französisches Historikerkomitee/ Comité franco-allemand des historiens
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch, Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.11.2020 - 14.11.2020
Deadline
31.10.2019
Von
Deutsch-Französisches Historikerkomitee/Comité franco-allemand des historiens

Französische Version: http://www.historikerkomitee.de/

Wissenschaftlicher Beirat: Yacouba Banhoro (Université Joseph Ki-Zerbo Ouagadougou), Hamidou Dia (Université Cheikh Anta Diop de Dakar), Emmanuel Droit (Sciences Po Strasbourg), Joël Glasman (Universität Bayreuth), Anne Kwaschik (Universität Konstanz), Nadine Machikou (Université de Yaoundé II), Jakob Vogel (Centre Marc Bloch, Berlin), Gilbert Dotsé Yigbe (Université de Lomé)

Erschien Afrika in der Kolonialzeit als ein europäisches „Laboratorium der Moderne“, so ist es heute auch in der öffentlichen Wahrnehmung bzw. in den intellektuellen Debatten Teil der Geschichte und Zukunft der Welt geworden. (De l’Estoile 2004; Lachenal 2010) In seinem Essay „Afrotopia“ kritisiert der senegalesische Wirtschaftswissenschaftler und Schriftsteller Felwine Sarr den westlichen Mythos der Entwicklung, der auf die afrikanischen Gesellschaften projiziert wurde und wird. Er ruft zu einer Dekolonisierung dies- und jenseits der Méditerranée auf, damit Afrika wieder das „spirituelle Zentrum der Welt“ werden könne. (Sarr 2019)

Dieses Plädoyer für einen Paradigmenwechsel im Sinn einer „neuen relationalen Ethik“ (Savoy/Sarr 2019) nimmt das Deutsch-Französische Historikerkomitee zum Anlass, seine 15. Jahrestagung der deutschen und französischen Geschichte des afrikanischen Kontinents, sowie umgekehrt der afrikanischen Geschichte Frankreichs und Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert zu widmen. Trotz aller Unterschiede teilen Deutschland und Frankreich mit anderen ehemaligen Kolonialmächten, wie Großbritannien, ideologische Diskurse sowie sozio- und biopolitische Praktiken von Herrschaft. Zudem waren und sind ihre (post-)kolonialen Perspektiven auf Afrika im Spannungsfeld von Konkurrenz und Kooperation aufeinander bezogen und miteinander verflochten. Dies gilt auch für aktuelle öffentliche geschichtspolitische und wissenschaftskritische Debatten, wie die Frage nach der Neuordnung ethnologischer Museen gezeigt hat. Mit der Resti-tutionsdebatte geriet die afrikanische Vergangenheit – nach einer langen Phase der Amnesie – auch in Deutschland auf die öffentliche Agenda. (Morat 2019)

Das Kolloquium geht davon aus, dass die europäisch-afrikanische Beziehungsgeschichte neu in den Blick zu nehmen ist. Seit der Aufklärung wurde die Geschichte Afrikas meist mithilfe von Kategorien und Begriffen aus dem Zettelkatalog der ‚Kolonialbibliothek‘ erzählt. (Mudimbe 1988) Sie fungierte auf vielfältige Weise als Europas Projektionsfläche eines außereuropäischen „Anderen “ (Mbembe 2003) und ermöglichte ein europäisches ‚Kreisen‘ um und ein Abarbeiten an der ‚Moderne‘. Die Praktiken und Folgen dieser Differenzproduktion für Wissenschaft und Gesellschaft sind Bestandteil zahlreicher kulturwissenschaftlicher Analysen. (wa Thiong’o 1986; Surnu 2018; Kwaschik 2018) Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehören dazu auch die „Laboratorien der Moderne“ in den Kolonien, etwa in Architektur und Städtebau, oder in Form technischer Großprojekte oder Experimente in Eugenik, Kolonialmedizin und anderen Wissenschaften. (Sibeud 2002)

Untrennbar verbunden ist dieses Denkmuster mit der Fortschrittsidee, deren Manifestationen in Ideologie und Praxis von „Zivilisierungsmissionen“ zu finden sind, ebenso aber in der Politik internationaler Organisationen, etwa der Mandatspolitik des Völkerbundes oder der Entwicklungs- und Bevölkerungspolitik nach 1945. (Pedersen 2015; Dörnemann 2019 i. E.) In der Epoche des Kalten Krieges wurde der sich emanzipierende afrikanische Kontinent innerhalb der neuen bipolare Ordnung und innerhalb einer neuen politisch-ideologischen Sprache zum Objekt sozioökonomischer Modernisierung, unter Beteiligung politischer und wirtschaftlicher Akteure aus beiden Blöcken. (N’Dimina-Mougala 2009; Döring 1999). Dass und wie diese ideologischen Muster das Verständnis kolonialer Gesellschaften und ihrer Dynamiken verhinderten, haben Studien gezeigt, die an ihre Stelle nun ein Geflecht an Interaktionen zwischen Kolonialmächten und Bevölkerung in verschiedenen imperialen Räumen gesetzt haben. (Tiquet 2018; Glasman 2015)

Ziel der Tagung ist die Analyse der afrikanisch-europäischen Beziehungsgeschichte in ihrer Verflochtenheit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Die deutsch-französische Perspektive soll darüber hinaus aktuelle Fragen der Geschichtspolitik (Erinnerungsgesetze, Restitutionsdebatte u. a.) neu konturieren und Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Entwicklungen und Debatten deutlich machen. Angestrebt wird eine breite und interdisziplinäre Diskussion, die strukturelle Bedingungen ebenso berücksichtigt wie Praktiken und Repräsentationen.

Das Kolloquium ist offen für Beiträge aus der Politik-, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte ebenso wie aus den Kulturwissenschaften. Vorschläge zur Transfer- und Verflechtungsgeschichte bzw. Beiträge aus einer komparativen Perspektive werden bevorzugt berücksichtigt.

Willkommen sind Vorschläge für Vorträge, die sich u. a. mit folgenden Themenschwerpunkten beschäftigen:

- Wissen und Repräsentationen Afrikas und von Afrikaner*innen in Deutschland/Frankreich/Europa (Narrative, Formen der Institutionalisierungen und Internationalisierung)
- Wissen und Repräsentationen Europas und von Europäer*innen in Afrika (Narrative, Formen der Institutionalisierungen und Internationalisierung)
- Koloniale Ordnungen (Konkurrenz/Kooperation und Zirkulation von Modellen; Krieg/ Gewalt; Rassismus/Segregation; „Zivilisierungsmissionen“ zwischen Assimilation und Assoziation; Geschlecht/Geschlechterverhältnisse)
- Postkoloniale Ordnungen (Repräsentationen und Erinnerungen; alte und neue Formen von Kooperationen und Zwängen; Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit)
- Migrationen und afrikanische Diasporas in Deutschland und Frankreich/Europäer/innen und europäische Präsenz in Afrika

Das Kolloquium findet vom 12. bis 14. November 2020 im Centre Marc Bloch in Berlin statt. Die Reise- und Übernachtungskosten der Vortragenden werden in Abhängigkeit von den eingeworbenen Drittmitteln vom DFHK übernommen.

Die Beiträge werden in der Schriftenreihe des DFHK (Franz Steiner Verlag) veröffentlicht. Interessent/innen werden gebeten, den Titel ihres Vortrags, ein Abstract (maximal 500 Wörter) sowie ihren Lebenslauf (1 Seite) in deutscher, englischer oder französischer Sprache bis zum 31. Oktober 2019 per E-Mail in einer Datei an folgende Adresse zu richten: Anne Kwaschik (sekretariat.kwaschik@uni-konstanz.de)

Programm

Kontakt

Anne Kwaschik
Universität Konstanz
Fachbereich Geschichte & Soziologie
Universitätsstraße 10, Fach 11
78464 Konstanz, Deutschland

http://www.historikerkomitee.de/?page_id=17
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Englisch, Französisch, Deutsch
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