5. Jahrestagung: Wie bekommt man das Völkische aus den Köpfen? Die Reeducation und Reorientation im besetzten Deutschland 1945 bis 1955. Der Stellenwert der völkischen Ideologien für die Alliierten, die deutschen Länder und die Bundesregierung.

5. Jahrestagung: Wie bekommt man das Völkische aus den Köpfen? Die Reeducation und Reorientation im besetzten Deutschland 1945 bis 1955. Der Stellenwert der völkischen Ideologien für die Alliierten, die deutschen Länder und die Bundesregierung.

Veranstalter
Geschichte & Zukunft Wissenschaftsplattform; in Kooperation mit dem Historischen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Veranstaltungsort
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.03.2021 -
Deadline
16.08.2020
Von
Nowak, Barbara

In den vergangenen Jahren hat die Forschung erhebliche Fortschritte beim Verständnis der sich über weit über ein Jahrhundert hinweg entwickelnden völkischen Ideologie gemacht. Während die völkischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts mittlerweile gut erforscht sind, ebenso die völkischen Ideologien der Zwischenkriegszeit, die in den Ideologien des nationalsozialistischen Regimes aufgingen, lag ein Bereich bislang im Schatten: die unmittelbare Nachkriegszeit.

Bereits während des Krieges gab es auf alliierter Seite verschiedene Überlegungen, wie die deutsche Bevölkerung nach dem absehbaren Ende des NS-Regimes demokratisiert werden könne. Zu den Ergebnissen zählten die Arbeiten Kurt Lewins ebenso wie das German Educational Reconstruction Committee, die Entnazifizierungsverfahren, die Spruchkammern, die Amerika-Häuser, aber auch in Teilen Aufbauprogramme wie der Marshall-Plan, die Diskussionen um die Entstehung und Durchsetzung des Art. 131 GG und vieles mehr.

Zu den Akteuren der Reeducation gehörte Ernst Cramer (1913–2010). Der gebürtige Augsburger, vor der NS-Verfolgung nach mehrwöchiger KZ-Haft in die USA entkommen, während seine Eltern und sein jüngerer Bruder in Sobibor ermordet wurden, gehörte ab 1945 zu den Presseoffizieren der US-Militärregierung und wirkte wesentlich an der Neugründung deutscher Zeitungen mit. Später machte er Karriere bei Axel Springer, dessen engster Vertrauter er viele Jahre lang war. Cramer, dessen Nachlass viele hundert Aktenbände umfasst, personifiziert die praktische Seite der Reeducation.

Wie er versuchten weitere Protagonisten mit unterschiedlichen Maßnahmen auf vielen Ebenen, das Völkische aus den Köpfen zu bekommen. Zu diesen Protagonisten zählten staatliche Akteure auf alliierter Seite, aber auch Nichtregierungsorganisationen. Ebenso zählten dazu die deutschen Kommunen, die Länder und die Bundesregierung.

Ziel der Tagung ist es, besser zu verstehen, welchen Stellenwert völkische Ideologie und weitere ideologische Strömungen für die Akteure besaßen, um ihre Umerziehungsgedanken erfolgreich umzusetzen.

Die internationale, interdisziplinäre Tagung findet am 12.03.2021 statt und richtet sich sowohl an Wissenschaftler der Germanistik, Rechtswissenschaften, Geschichte, Sozialwissenschaften und Politologie, als auch an Experten, aus dem politischen Betrieb. Die Vorträge sollen nicht länger als 20 Minuten sein.

Teil der Tagung wird eine öffentliche Podiumsdiskussion über die Person Ernst Cramers und seinen Beitrag zur Reeducation sein.

Die Konferenz wird organisiert von Geschichte und Zukunft e.V. (www.ge-zu.org). Veranstaltungsort ist das Tagungs- und Gästehaus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Schloss Mickeln.

Die Kosten der An- und Abreise, Mahlzeiten während des Tagungsprogramms und erforderlichenfalls der Übernachtung übernehmen die Veranstalter.
Interessierte reichen bitte Abstracts im Umfang von 300 Worten nebst Kurz-CV (10 Zeilen) bis zum 16.08.2020 ein.

Die Beiträge der Referenten sollen im Jahresband 2021 der neuen Reihe „Ideologie, Wissenschaft und Politik“ beim Verlag Walter de Gruyter erscheinen.

Programm

Die Panels der Tagung befassen sich mit

- den Organisationen und Einrichtungen, die Reeducation und Reorientation während des Krieges auf alliierter Seite planten

- den Vordenkern dieser Programme und den politischen Implementierungsprozessen

- der Einführung von Reeducation und Reorientation durch deutsche Stellen ab 1945

- dem Einfluss dieser Maßnahmen auf das Rechtssystem der Länder und der Bundesrepublik

im Fokus des Verständnisses und des Stellenwerts völkischer Ideologien durch die Beteiligten.

Kontakt

Barbara Nowak

Geschichte & Zukunft Wissenschaftsplattform
c/o History & Documentation e.V.
Theklastr. 20
12205 Berlin

ge.zu.tagung@hhu.de

http://www.ge-zu.org