Konferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs: Bildung und Demokratie in der Weimarer Republik

Konferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs: Bildung und Demokratie in der Weimarer Republik

Veranstalter
Prof. Dr. Michael Dreyer; Dr. Andreas Braune; Forschungsstelle Weimarer Republik an der FSU Jena; Weimarer Republik e.V.
Veranstaltungsort
Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.08.2020 - 28.08.2020
Deadline
21.08.2020
Von
Andreas Braune

AUFGRUND DER GELTENDEN HYGIENEBSTIMMUNGEN IST DIE TEILNAHME OHNE VORTRAG NUR NACH ANMELDUNG UND IN SEHR BEGRENZTEM UMFANG MÖGLICH.

Die Befreiung von der Herrschafts- und Gesellschaftsordnung des Kaiserreichs bedeutete auch für den Bildungsbereich eine große Chance des Aufbruchs. Der Optimismus bei Vielen war 1918/19 groß, dass nun eine Erneuerung des Bildungswesens in all seinen Bereichen möglich werde – auch im Lichte von Reformüberlegungen, die schon im Kaiserreich formuliert wurden, für deren breitere Umsetzung aber im Obrigkeitsstaat die Voraussetzungen fehlten. Der Schulkompromiss, wie ihn die Weimarer Verfassung formulierte, bildete hierfür eine wichtige Grundlage. Zwar sahen viele Reformer durch die Rücksichtnahme auf konfessionelle Bildungsträger schon ein Ausbremsen des Aufbruchs, doch bildete die staatliche Aufsicht über die Bildung weiterhin die Möglichkeit einer demokratischen Reform des Bildungswesens. Auch eine starke Orientierung an staatsbürgerlicher Bildung oder die Verankerung des Volkshochschulwesens in der neuen Verfassung signalisierten den Willen zum Aufbruch.

Ob und wie dieser genau ausgestaltet wurde, hing nicht zuletzt von den politischen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern ab, in deren Zuständigkeit die Bildung damals wie heute bis auf wenige Ausnahmen (z.B. politische Bildung durch die Reichszentrale für Heimatdienst) fiel. Weitreichende Reformen setzten auch die Konfrontation mit traditionellen Bildungsträgern voraus, was besonders im Bereich der gleichermaßen struktur- wie wertkonservativen Hochschulen Erfolge erschwerte. In vielen Fällen entwickelten sich Universitäten vielmehr zu Gegnern der Republik und ihrer demokratischen Bildungspolitik. Trotzdem war republikanischen Bildungspolitikern klar, dass die dauerhafte Verankerung der Demokratie in Deutschland vor allem an einer demokratischen Modernisierung der Bildung hing, und vielerorts waren durchaus Erfolge zu verzeichnen. Dazu gehörte auch ein größeres Bewusstsein für die Bildungschancen von bislang benachteiligten Gruppen, wie etwa Kinder von Arbeitern und kleinen Angestellten oder Mädchen und Frauen. Auch aus der Gesellschaft heraus wuchs ein neues Verständnis von Bildung ‚im Volksstaat‘.

Programm

Mittwoch, 26.8.2020

Bis 13:45 Uhr: Anreise und Einchecken

13:45–14:00 Uhr: Begrüßung (Michael Dreyer, Andreas Braune)

14:00 Uhr: Eröffnungsvortrag

Karl Heinrich Pohl (Kiel)
Durch Bildung zu Demokratie und Sozialismus? Schulpolitik im „Sächsischen Projekt“ 1919–1923

14:30–16:00 Uhr: 1. Sitzung: Schulpolitik in den Ländern

Jannik Sachweh (Braunschweig)
Eine neue Schule für die Demokratie? Forschungsperspektiven zur Bildungspolitik im Freistaat Braunschweig 1918–1933

Anna Lehner (München)
Schulen und Lehrkräfte für die „Bayerische Ostmark“. Schulpolitik und Regierung im ländlichen Grenzraum der Weimarer Republik (1924–1933)

16:00–16:30 Uhr: Kaffeepause

16:30–18:30 Uhr: 2. Sitzung: Außerschulische politische Bildung

Bertram Triebel (Jena)
Erziehung zum Citoyen? Die Anfänge politischer Bildung im Kaiserreich

Christian Lübcke (Hamburg / Rostock)
Versuche einer Demokratisierung der Reichswehr durch staatsbürgerliche Unterrichtung in den Jahren 1919–1920

Pierre Schmuck (Freiburg)
Politische Bildung in der Weimarer Republik. Die Reichszentrale für Heimatdienst und die deutschen Volkshochschulen 1918–1933

19:00 Uhr: Abendvortrag

Matthias Busch (Trier)
„Durch unser ganzes Erziehungssystem muß ein neuer Geist von Freiheit wehen“ – Schülerselbstregierung und ihre Bedeutung für die Demokratisierung des Schulsystems in der Weimarer Republik

20:00 Uhr: gemeinsames Abendessen & Geselligkeit

Donnerstag, 27.8.2020

9:00 – 10:30 Uhr: 3. Sitzung: Arbeiterbildung

Gunnar Zimmermann (Hamburg)
Die Hamburger Arbeiter-Abiturientenkurse in den Jahren 1923 und 1927 – eine bildungspolitische Innovation mit Langzeitwirkung?

Anne Otto (Halle-Wittenberg)
Zwischen Demokratisierung und Rationalisierung. Arbeiterjugend und Begabung in der Weimarer Republik

10:30 – 11:00 Uhr: Kaffeepause

11:00 – 12:30 Uhr: 4. Sitzung: Bildungsarbeit als politische Arbeit

Lonny Seyferth (Potsdam)
Engagement der Torhorst-Schwestern im (Aus-)Bildungswesen der Weimarer Republik

Jule Ehms (Bochum / Leipzig)
Verknüpfung von Basisdemokratie und Bildung – das politische Bildungsangebot der FAUD

12:30 – 13:30 Uhr: Mittagspause

13:30 – 15:00 Uhr: 5. Sitzung: Kommunistische Bildungskonzepte

Rhena Stürmer (Frankfurt / Oder)
Politische Schulungsarbeit im Kaiserreich und der Weimarer Republik. Wandel und Kontinuität im Bildungsverständnis des linkskommunistischen Pädagogen Karl Schröder

Sebastian Engelmann (Tübingen)
Falsche Gleichheit – Edwin Hoernles Kritik an der sozialistischen Reformpädagogik

15:20 Uhr: Transfer nach Weimar

Besuch der Ausstellung zur Nationalversammlung im Stadtmuseum Weimar (16:00)

Besuch des Bauhaus-Museums Weimar (17:00)

Besuch des Hauses der Weimarer Republik. Forum für Demokratie (ca. 18:00)

ab 20:00 Uhr: Abendessen & Geselligkeit

Freitag 28.8.2020

9:00 – 11:00 Uhr: 6. Sitzung: Intellektuelle und politische Bildung

Soomin Shin (Wien)
„Kunst, auf die ein Volk blickt, verführt es nicht, sondern erzieht es.“ – Der Bildungserfolg des Volksverbandes für Filmkunst, 1928–1930

Péter Techet (Freiburg)
Politische Bildung als Voraussetzung für Kelsens Rechts- und Demokratielehre in der Ersten und der Weimarer Republik, 1920–1933

Tim Zumhof (Münster)
„Erziehung zur praktischen Politik“ – Helmut Plessners Vorschlag für eine Schule für politisches Denken, Staatskunst und Diplomatie im Kontext seiner frühen Schriften der 1920er- und -30er-Jahre

11:00 – 11:30 Uhr: Kaffeepause

11:30 – 13:00 Uhr: 7. Sitzung: Historische Bildung als Friedensarbeit?

Jonathan Voges (Hannover)
Völkerversöhnung und Geschichtsunterricht. Der Völkerbund als Gegenstand des Geschichtsunterrichts in der Weimarer Republik

Adrian Weiß (Leipzig)
Politischer Geschichtsunterricht und internationale Aussöhnung — Das Nachleben der kritischen Geschichtspädagogik in der frühen Bundesrepublik

ab 13:00 Uhr: Mittagsimbiss und Abreise

Kontakt

Andreas Braune

Forschungsstelle Weimarer Republik, FSU Jena
Carl-Zeiss-Straße 3, 07743 Jena

+49 3641 945427
+49 3641 945432

andreas.braune@uni-jena.de

www.weimarforschung.uni-jena.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung