Im Wikiversum forschen. Erschließung bildungshistorischen Quellenmaterials mit Hilfe kollaborativer Datenbanken

Im Wikiversum forschen. Erschließung bildungshistorischen Quellenmaterials mit Hilfe kollaborativer Datenbanken

Veranstalter
BBF; Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF; Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation
Veranstaltungsort
Online
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.10.2020 -
Deadline
13.09.2020
Website
Von
Lorenz, Marco

Am 9. Oktober 2020 lädt die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung zum Workshop „Im Wikiversum forschen. Erschließung bildungshistorischen Quellenmaterials mit Hilfe kollaborativer Datenbanken“ ein, der aufgrund der Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie als virtuelle Veranstaltung stattfinden wird.

Für den Erfolg digital angelegter Projekte in den Geisteswissenschaften bleibt die Frage nach der Langzeitsicherung und Nachnutzung von Forschungsdaten zentral. Dabei tritt immer deutlicher zu Tage, dass Forschungsprojekte, die digitale Ressourcen nutzen, nur in seltenen Fällen ausreichende Mittel zur Verfügung haben, um eine eigene Dateninfrastruktur aufzubauen, diese mit Inhalten zu füllen und über die Projektlaufzeit hinaus zu unterhalten und zu pflegen. Als sinnvolle Lösung kommen von der Forschungsgemeinschaft betriebene offene Infrastrukturen in Kombination mit bestehenden Wissensdatenbanken (wie das offene Wikidata-Projekt1 oder die u.a. von der Deutschen Nationalbibliothek geführte Gemeinsame Normdatei2) in Frage. Der Workshop will deren Potentiale und Chancen am Beispiel des Schularchive-Wikis zeigen: https://schularchive.bbf.dipf.de[3].

An Schulen aufbewahrtes Archivmaterial wird hier in Form eines Wikis mit dem Ziel verzeichnet, schulgeschichtliches Wissen zu sammeln und verfügbar zu machen. Die Quellen und Dokumente werden mit Metadaten angereichert und somit strukturiert und für die Forschung auffindbar und auswertbar gemacht. Praxisnahe Quellen können für die Historische Bildungsforschung von großer Bedeutung sein, sie werden bislang jedoch zumeist von Lehrer/innen in Nebentätigkeit gesammelt und bewahrt und lassen sich daher nicht über die üblichen Findmittel recherchieren. Das Wiki dient als Quellennachweis sowie als zentraler Anlaufpunkt zur Recherche für schulhistorisch Interessierte und macht darüber hinaus die wichtige Arbeit der häufig ehrenamtlich tätigen Archivar/innen an den Schulen sichtbar.

Der Workshop soll der Frage nachgehen, wie sich mit Hilfe von Wissensdatenbanken die Infrastrukturen solcher Forschungsvorhaben übersichtlich gestalten lassen und sich gleichzeitig die eigenen Einträge durch Datenmaterial aus bestehenden Strukturen erweitern und auf dem aktuellsten Stand halten lassen. Die Erfahrungen aus dem Schularchive-Wiki zeigen, dass für eine effektive Nutzbarkeit eine Anpassung an die Datenmodellierung einer externen Datenbank – in diesem Fall Wikidata – sinnvoll ist, da dadurch eine Datenanreicherung mithilfe der großen Wikimedia-Community erfolgt und der Pflegeaufwand deutlich verringert wird. So rücken im vorgestellten Projekt vor allem Fragen in den Vordergrund, die die historische Entwicklung der verzeichneten Schulen beschreibbar machen, die als kleinste Organisationseinheit die Knotenpunkte zwischen Archivmaterial, der Forschungsliteratur und den Metadaten darstellen.

Ein Beispiel für solche Fragen ist die Erfassung und Beschreibung der historischen Wandlung von Schulen in organisatorischer, örtlicher und (bildungs-)politischer Hinsicht. So kann etwa ein Schulgebäude und damit ein verzeichneter Standort verschiedene Schulformen beherbergen, die Schulformen selbst sich ändern oder gar überlappen, auch Umzüge an andere Standorte sind üblich. Da die entsprechenden Kategorien bisher noch nicht verbindlich im Sinne einer bildungshistorischen Perspektive definiert sind, sollen im Zuge des Workshops diese Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert werden. Ziel wird es sein, ein Glossar zu erarbeiten, das die nötigen Kategorien für die Verwaltung mit Hilfe von Wissensdatenbanken nutzbar macht.

Im Workshop soll den Teilnehmer/innen eine Einführung in den Aufbau einer Datenbank auf Basis eines Wikis im Allgemeinen sowie ein Überblick über die Arbeit mit Wikipedia und Wikidata einschließlich Informationen zum Verfassen von Beiträgen und der (Redaktions-) Prinzipien geboten werden. Auf dieser Grundlage können anschließend mit Hilfe von ausgewählten Beispielen aus dem Schularchive-Wiki die beschriebenen Fragen nach der Verknüpfung der Werkzeuge diskutiert werden. Da das Schularchive-Wiki perspektivisch als Werkzeug von Bildungshistoriker/innen genutzt werden soll, um ihre Recherchen zu erfassen und zu dokumentieren, sollen abschließend die Anforderungen der Nutzer/innen an eine solche Plattform formuliert werden. Zur Teilnahme eingeladen sind bildungshistorisch interessierte und arbeitende Doktorand/innen, aber auch Post-Docs und Studierende der einschlägigen Studiengänge, sowie Archivar/innen, Bibliothekar/innen und Lehrer/innen mit Bezug zu bildungshistorischen Quellen.

Für den Workshop wird keine Unkostenpauschale erhoben. Der Workshop wird als Onlineformat im Zuge einer Videokonferenz am 9. Oktober 2020 abgehalten. Benötigt wird lediglich ein Arbeitsrechner, um die praktischen Übungen durchführen und an der Diskussion per Videokonferenz teilnehmen zu können. Um den Einstieg in den Dialog zu erleichtern, werden den Teilnehmer/innen zur Vorbereitung eine Auswahl einführender Texte und kurze Präsentationen der technischen Grundlagen zur Verfügung gestellt. Interessierte werden gebeten, bis zum 13. September 2020 eine formlose Anmeldung, gern mit einem kurzen Hinweis auf die thematischen Berührungspunkte per Mail an Marco Lorenz (lorenz@dipf.de) zu senden.

Anmerkungen:
1https://www.wikidata.org; Wikidata ist eine Wissensdatenbank, in der – ähnlich wie in der Wikipedia – gemeinschaftlich Daten und Fakten zusammengetragen werden, die dann in der Wikipedia oder anderen Projekten nachgenutzt werden können.
2https://www.dnb.de/DE/Professionell/Standardisierung/GND/gnd.html; Die GND konzentriert sich auf die Katalogisierung von Literatur und verzeichnet vor allem Personen, Körperschaften, Kongresse, Geografika und Werktitel. Die GND wird von einer Kooperation aus der Deutschen Nationalbibliothek, den deutschsprachigen Bibliotheksverbünden und der Zeitschriftendatenbank geführt.
[3] Weitere Informationen zum Stand des Schularchive-Wikis unter: https://bildungsgeschichte.de/beitrag/1216

Programm

Kontakt

Marco Lorenz
Historische Bildungsforschung
Institut für Erziehungswissenschaft
Ruhr-Uni­ver­si­tät Bo­chum
Uni­ver­si­täts­stra­ße 150
44801 Bo­chum

lorenz@dipf.de


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