Kirchliche Versöhnungsinitiativen und deutsch-polnische Verständigung

Kirchliche Versöhnungsinitiativen und deutsch-polnische Verständigung

Veranstalter
Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn/Berlin Deutsches Historisches Institut Warschau Evangelische Akademie zu Berlin
Veranstaltungsort
Evangelische Bildungsstätte auf Schwanenwerder
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.11.2005 - 05.11.2005
Deadline
28.10.2005
Website
Von
Friedhelm Boll

Kirchliche Versöhnungsinitiativen und deutsch-polnische Verständigung
Wissenschaftliche Tagung zum 40. Jahrestag der Ost-Denkschrift der EKD
und des Briefwechsels der katholischen Bischöfe

Das Jahr 2005 steht nicht nur für den 60. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, sondern auch für die Erinnerung an ein neues Kapitel in den deutsch-polnischen Beziehungen. An dessen An-fang standen die Versöhnungsinitiativen der Kirchen: die 1965 publizierte Denkschrift der Evangeli-schen Kirche in Deutschland über „die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“ und der im gleichen Jahr geführte Briefwechsel zwischen dem deutschen und polnischen Episkopat. Sie stellten überlieferte Feindbilder in Frage, entwickelten neue Perspektiven auf die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte und legten das Fundament für einen offenen deutsch-polnischen Dialog.

Anlässlich ihres 40. Jahrestages wollen wir die kirchlichen Initiativen im Rahmen einer wissenschaftli-chen Tagung würdigen. Nicht vergessen werden sollen dabei aber auch die Aktivitäten evangelischer und katholischer Laien, die sich im 1962 veröffentlichten Tübinger Memorandum und dem 1968 vom Bensberger Kreis vorgelegten „Polenmemorandum“ Gehör verschafften. Ein besonderes Augenmerk der Tagung gilt überdies den Wechselwirkungen zwischen kirchlichem Engagement, „neuer Ostpolitik“ und staatlicher Verständigung, die – wie Willy Brandt anlässlich des Warschauer Vertrags rückblickend feststellte – von den Kirchen in entscheidender Weise „psychologisch vorbereitet“ worden ist.

Die Tagung will die Entstehungsgeschichte der verschiedenen Aussöhnungsbemühungen nachzeichnen und deren Folgen untersuchen – wobei kirchen- und politik- wie sozial- und kulturgeschichtliche Per-spektiven entwickelt werden sollen. Die Veranstalter möchten die Perspektiven zusammenführen, je-doch auch Forschungsdesiderate und kontroverse Interpretationen erkennbar werden lassen. Die Dis-kussion über offene Fragen und unterschiedliche Deutungen soll ein wesentlicher Teil der Veranstaltung sein.

Im einzelnen wollen wir folgenden Fragen nachgehen: Welche Zusammenhänge bestanden zwischen den kirchlichen Versöhnungsinitiativen und der Entspannungspolitik der 1960er Jahre? Welche Gegen-bewegungen und gesellschaftlichen Konflikte rief das kirchliche Engagement in Polen und Deutschland hervor? Inwiefern gingen die Bemühungen der kirchlichen und politischen Eliten in ein breites gesell-schaftliches Engagement über? Welchen Beitrag leisteten Initiativen aus der DDR für die Entfaltung des deutsch-polnischen Dialogs? Welche Rolle spielten das kirchliche Versöhnungswerk und die „neue Ostpolitik“ in den Auseinandersetzungen mit der polnischen Oppositionsbewegung der 1980er Jahre? Und welche Bedeutung haben die kirchlichen Versöhnungsinitiativen in der gegenwärtigen Erinnerung?

Prof. Dr. Friedhelm Boll, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn/Berlin
Ludwig Mehlhorn, Evangelische Akademie zu Berlin
Prof. Dr. Klaus Ziemer, Deutsches Historisches Institut Warschau

Programm

Programm

Freitag, 4. November 2005

10.00 Uhr Anreise und Anmeldung

11.00 Uhr Begrüßung und Einführung

11.30 Uhr Sektion I Die evangelischen Initiativen der 1960er Jahre

Impulsgeber für die Aussöhnung: Das Tübinger Memorandum
Prof. Dr. Martin Greschat, Gießen-Münster

Die Ost-Denkschrift der EKD: Innerkirchliche Diskussion und gesellschaftliches Echo
Prof. Dr. Jochen-Christoph Kaiser, Marburg

Kommentar: Dr. Andreas Kossert, Deutsches Historisches Institut, Warschau

13.00 Uhr Mittagspause

14.15 Uhr Sektion II Die katholischen Initiativen der 1960er Jahre

Die Versöhnungsinitiative der polnischen Bischöfe – Historischer Kontext, Entstehung, Reaktionen
Dr. Robert Zurek, Berlin-Warschau

Der deutsche Katholizismus im Aufbruch? Katholisches Milieu und deutsch-polnisches Verhältnis 1965-72
PD Dr. Thomas Großbölting, BStU Abteilung Bildung und Forschung, Berlin

Co-Referat: Der Bensberger Kreis als Akteur im deutsch-polnischen Verhältnis
Prof. Dr. Friedhelm Boll, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn

Kommentatoren für die Sektion:
Wojciech Wieczorek, Warschau, Prof. Dr. Gottfried Erb, Gießen

16.15 Uhr Kaffeepause

16.45 Uhr Sektion III Versöhnungsinitiativen und „neue Ostpolitik“

Versöhnung, Aussöhnung, Normalisierung – Neue Perspektiven in der Entspan-nungspolitik der 60er Jahre aus Sicht der „neuen Ostpolitik“ und des Gomulka-Regimes
Prof. Dr. Dieter Bingen, Deutsches Polen-Institut, Darmstadt

Gegenspieler der Aussöhnung? Die Oder-Neiße-Grenze, die Vertriebenen und die bundesdeutsche Parteienlandschaft
Dr. phil. habil. Matthias Stickler, Würzburg

Kommentar: N.N.

18.45 Uhr Abendessen

Samstag, 5. November 2005

08.30 Uhr Frühstück

09. 15 Uhr Sektion IV Aussöhnung als gesellschaftlicher Prozess

Nicht-staatliche Akteure im deutsch-polnischen Verhältnis
Basil Kerski, Deutsch-polnisches Magazin „Dialog“, Berlin

Verständigung und Aussöhnung mit Polen in der DDR
Dr. Theo Mechtenberg, Gesamteuropäisches Studienwerk e.V., Vlotho

Kommentar: Dr. Burkhard Olschowsky, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg

11.00 Uhr Kaffeepause

11:15 Uhr Sektion V Aussöhnung und Verständigung vor neuen Herausforderungen

Die Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses in den 1980er Jahren
Dr. Kazimierz Wóycicki, Institut des Nationalen Gedenkens, Stettin

Co-Referat: Willy Brandt, die SPD und die deutsche Entspannungspolitik gegenüber Polen in den 1980er Jahren
Dr. Bernd Rother, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Berlin

Kommentar: Ludwig Mehlhorn, Evangelische Akademie zu Berlin

13.00 Uhr Mittagessen

14.00 Uhr Sektion VI Die Gegenwart historischer Erfahrungen

Aussöhnung und Verständigung zwischen Deutschland und Polen: Historische Erfahrungen und aktuelle Perspektiven
Dr. Peter Bender, Berlin

Abschlussdiskussion: Die kirchlichen Versöhnungsinitiativen in der aktuellen Erin-nerungskultur und Politik

Einführung und Leitung: Prof. Dr. Klaus Ziemer, Deutsches Historisches Institut, Warschau
Teilnehmer auf dem Podium:
Prof. Dr. Hans Henning Hahn, Oldenburg
Prof. Dr. Jerzy Kranz, Botschafter a.D., Warschau [angefragt]
Markus Meckel, MdB, Berlin [angefragt]
Dr. h.c. Joachim Gauck, Berlin [angefragt]
Dr. Friedbert Pflüger, MdB, Berlin [angefragt]
Prof. Dr. Anna Wolff-Poweska, West-Institut, Posen

17.00 Uhr Ende der Tagung

Kontakt

Tagungssekretariat
Hannah Kickel-Andrae
Evangelische Akademie zu Berlin
Charlottenstr. 53/54, 10117 Berlin
Tel. +49 (0)30 20355-506, Fax (0)30 20355-550
E-Mail: andrae@eaberlin.de

Für inhaltliche Rückfragen:
Prof. Dr. Friedhelm Boll
Friedrich-Ebert-Stiftung
Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Tel.: 0228 883470
Fax. : 0228 3779606
E-Mail: Friedhelm.Boll@fes.de


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